Fotoausstellung "Spiegel im Wein" - Was uns trennt und was uns verbindet
"Spiegel im Wein" heißt eine Wanderausstellung, die in diesem Jahr durch mehrere Orte an der tschechisch-österreichischen Grenze zieht. Sie zeigt ein fotografisches Portrait des Weinviertels und von Südmähren, das von Nadja Meister, einer in Österreich lebenden Tschechin, geschaffen wurde. Markéta Maurová hat die Fotografin nach Einzelheiten gefragt.
Der "Stille Trinker" ist eine lebensgroße Skulptur aus Lehm, geschaffen von der in Sitzendorf an der Schmida lebenden Künstlerin Irena Racek. Im vorliegenden Projekt fungiert er als Erzähler, Animateur und zugleich Kulisse einer Aktion, die in mehreren Kellergassen und Weinkellern in Südmähren und im Weinviertel zwischen Herbst 2003 und Frühjahr 2004 stattgefunden hat. Zufällig vorbeikommende Menschen wurden dabei fotografiert, wie sie auf den tönernen Gast reagierten, wie sie mit dem Unbekannten und Fremden umgegangen sind. Und so ist eine Ausstellung entstanden. Als stummer Gast im Weinkeller diente der "Stille Trinker" dazu, die Eigenarten der Gäste und Besucher ans Licht zu bringen. Mehr erfuhr ich von der Fotografin Nadja Meister:
"Das ist eine Dokumentation, die ich voriges Jahr in verschiedenen Weinkellern im Weinviertel und in Südmähren ausgearbeitet habe. Ich war immer daran interessiert, irgendwie zu verstehen, wieso ich in diesen zwei Weinregionen, die miteinander verbunden sind, doch ein etwas unterschiedliches Benehmen bei den Menschen spüre. Ich habe eine lebensgroße Skulptur aus Lehm von der Künstlerin Irena Racek genommen. Sie heißt der "Stille Trinker" und ist - wie schon der Name sagt - eine Skulptur, die in das Weinviertel, nach Südmären oder eine andere Weinregion gut hineinpasst. Ich habe durch die Installation dieser Skulptur in die Weinkeller das Benehmen der Menschen beobachtet. Wie sie reagieren, wie sie versuchen, mit ihm zu diskutieren, oder sich doch ein bisschen reserviert verhalten. Also wie ihre spontanen Reaktionen sind. Ich zeige die Fotos anonym und versuche, die Leute zu animieren, dass sie darüber nachdenken, wo die einzelnen Fotos gemacht wurden. Und ich wollte dadurch auch zeigen, dass die Leute auf beiden Seiten der Grenze einander doch ähnlich sind."
Was waren die Details, an denen man erkennen konnte, auf welcher Seite der Grenze das eine oder andere Bild entstanden ist?
"Das ist schwierig zu sagen, weil ich ja immer dabei war. Ich sehe das anders als die Leute, die die Ausstellung besuchen. Aber einmal hat mir ein Teilnehmer bei einer Vernissage gesagt: Es ist dir gelungen, dass man das kaum erkennen kann. Nur anhand einiger Details würde ich schätzen, dass ein Foto in Tschechien gemacht wurde. Zum Beispiel danach, wie die Leute angezogen sind, oder weil sie mit der Skulptur tanzen, was im Weinviertel nicht so üblich wäre. Das waren solche Sachen."
"Den Schwachherzigen macht der Wein mutig, den bitter Aufbegehrenden macht er versöhnlich. Und wenn der einsame Trinker im Laufe der Zeit nicht mehr ganz einsam bleibt, wenn er ein anderes Menschengesicht am Tisch neben sich ohne Murren erträgt, ist der erste Schritt zur Tröstung geschehen." Dieses Zitat von Ernst Weiss ist einer der Literatur- und Textabschnitte, die die Fotos ergänzen.
"Ich habe nur für mich ein paar Texte aus einem Buch über das Weinviertel von Alfred Komarek genommen, die sehr gut die Atmosphäre dieses Viertels beschreiben. Es sind außerdem Texte von Jan Skacel dabei, der ein paar kurze Geschichten geschrieben hat. Sie passen sehr gut zu meinem Thema."
Spiegel im Wein. Wie ist Frau Meister der Name der Ausstellung eingefallen? Was wollte sie damit zum Ausdruck bringen?
"Na ja, ich muss ehrlich sagen, der Name ist meinem Mann, der Österreicher ist, eingefallen. Er ist mehr ein rhetorischer Mensch, ich fotografiere mehr. Wir haben eigentlich gemeinsam an der Sache gearbeitet. 'Spiegel im Wein' entstand eigentlich dadurch, dass man im Keller Wein trinkt und nach dem ersten oder zweiten Glas, das man gekostet hat, die Hemmungen ein bisschen wegfallen. Wir wollten die Sache ein bisschen schwejkisch oder humorvoll zeigen. Das war das Thema: nicht richtig ernsthaft etwas zu recherchieren, sondern es ein bisschen humorvoll anzugehen."
Das Fotoportrait von Weinviertel und Südmähren ist eine Wanderausstellung. Wo und wann kann sie also besichtigt werden?
"Das Weinviertel-Festival, für das ich das gemacht habe, dauert von April bis Oktober dieses Jahres. Ich habe mir gedacht, es wäre gut, die Fotos an mehreren Orten zu zeigen. Es gab bereits drei Ausstellungen: in Znojmo, Steuzendorf und Valtice. Im Sommer ist eine Vernissage im Schloss Mikulov, am 23. 7., dann wandert die Ausstellung auch in ein Schloss, ins Schloss Valtice, und dann ins Schloss Wilfersdorf und in die Kellergasse Minichhofen, wo ich eigentlich fotografiert habe."