Fotograf aus Leidenschaft: Petr Kříž will alles Schöne dieser Welt im Bild festhalten

Petr Kříž (Foto: Archiv von Petr Kříž)

In diesem Monat erleben die Feierlichkeiten in Tschechien zum 700-jährigen Geburtstag des böhmischen Königs und römisch-deutschen Kaisers Karl IV. ihren Höhepunkt. Zum Thema wird es zahlreiche Ausstellungen geben, eine davon wird am Samstag im Regionalmuseum in Jílové eröfnnet – das liegt rund 20 Kilometer südlich von Prag. Kurator der Ausstellung ist der Spitzenfotograf Petr Kříž. Erst vor gut zwei Wochen hat er dort zwei weitere Expositionen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

„Ich mag Leute, die für sich selbst immer eine Arbeit finden. Das ist toll. Und zu den Denkmalpflegern muss ich sagen: Sie wissen stets genau, was sie fotografieren lassen wollen, und so habe ich immer eine konkrete Aufgabe.“

Der Fotograf Petr Kříž arbeitet gern mit Menschen zusammen, die ihr Handwerk verstehen, aber trotzdem auf dem Boden bleiben und ihm damit auf Augenhöhe begegnen. Zu diesen Menschen gehört eine Reihe von Denkmalpflegern einschließlich Kastellanen tschechischer Burgen und Schlösser.

„Ich mag Leute, die für sich selbst immer eine Arbeit finden. Das ist toll. Und zu den Denkmalpflegern muss ich sagen: Sie wissen stets genau, was sie fotografieren lassen wollen, und so habe ich immer eine konkrete Aufgabe.“

Deshalb fotografiert Kříž auch schon längere Zeit für die Denkmalpflege – zunächst als freiberuflicher Fotograf, seit mittlerweile zwei Jahren aber als Angestellter der Institution zur Er- und Unterhaltung von Kulturdenkmälern. Das Fotografieren von Kulturschätzen hat dabei mehrere Gründe, verrät der 61-Jährige:

Petr Kříž  (Foto: Archiv von Petr Kříž)
„Zum einen dient es als Dokumentation für die Denkmalpfleger selbst. Sie kommt zum Tragen, wenn einer dieser Experten konkret darüber berichten und beispielsweise ein Buch über diese Schätze schreiben will. Zum Zweiten ist die Dokumentation wichtig für Polizei und Versicherung, sollte es zu Beschädigungen oder gar Diebstählen kommen. Und schließlich werden die Fotografien zu Werbezwecken gebraucht. Und meist stellt sich heraus, dass Burgen und Schlösser dafür keine guten Fotos haben.“

Qualitativ hochwertige Fotos zu machen, das ist auch der selbstverständliche Anspruch, den Kříž an sich und seine Arbeit stellt:

„Bevor ich zu einem offiziellen Fototermin gehe, sichte ich die vorhandene Literatur zum Thema. Dann will ich wissen und sehen, ob und wie jemand die entsprechenden Dinge schon vor mir fotografiert hat. Und dann bemühe ich mich, eine bessere Fotoarbeit zu machen.“

Foto: Petr Kříž
Auf die Frage, ob er das Talent und die große Lust am Fotografieren schon in seiner Kindheit entwickelt habe, antwortet Kříž mit den Worten, er sei auf eine völlig andere Weise mit dieser Materie in Berührung gekommen. Die Familie habe dennoch eine gewisse Rolle gespielt:

„In unserer Familie herrschte nicht das allerbeste Klima. Mit meinen Blutsverwandten habe ich mich gut verstanden, doch mit meinem Stiefvater habe ich mich oft gestritten. Als Jugendlicher wollte ich daher so weit wie möglich weg von ihm und habe mich deshalb an der Elektrotechnischen Fachschule im slowakischen Martin angemeldet. Dort musste ich letztlich keinen Wehrdienst leisten, weil ich eine Brille trug. Mein Onkel aber hat zu der Zeit fotografiert und mir eine Flexareta geliehen.“

Foto: Lubomír Čevela,  CC BY-SA 3.0
Die Flexareta war in der damaligen Tschechoslowakei der populärste Fotoapparat, er wurde von 1939 bis 1970 hierzulande hergestellt. Petr Kříž fand Gefallen an dem Teil und merkte schnell, dass ihm dieses Hobby auch viel Spaß machte. Er lernte seinerzeit an der weiterführenden Fachschule für Grafik, machte 1974 dort sein Abitur und kam in der praktischen Ausbildung bereits mit seinem heutigen Arbeitgeber, der Denkmalpflege, in Berührung. Als er sich aber nach dem Abi entscheiden musste, sprach die Entlohnung gegen seine Wunschvorstellung:

„Die Arbeit bei der Denkmalpflege hat mich sehr begeistert. Deshalb wollte ich meine berufliche Laufbahn nach dem Abi auch dort beginnen, doch das Einstiegsgehalt waren nur 800 Kronen. Die staatliche Werbeagentur Merkur – eine der ganz wenigen ihrer Branche in der sozialistischen Tschechoslowakei – zahlte hingegen 1250 Kronen. Natürlich habe ich dann bei der Agentur angefangen.“

Diese Arbeit war für den jungen Kříž aber eine Ohrfeige und lebenswichtige Lektion zugleich. In dem Staatsunternehmen waren nämlich Eigeninitiative und schöpferische Kreativität so gut wie nicht gefragt, sondern es galt „Dienst nach Vorschrift“ zu leisten. Umso mehr schätzt und genießt der Fast-Rentner sein heutiges Arbeitsleben, bei dem er offizielle Aufträge mit den vielschichtigen Komponenten seines freiberuflichen Schaffens verquicken kann.

„Wenn ich von meiner Arbeit sehr müde bin, zu nichts mehr Lust habe, sondern nur noch Entspannung suche, dann rufe ich im Botanischen Garten im Prager Stadtteil Troja an. Dort lässt man mich stundenlang durch die Gewächshäuser ziehen und die Blumen fotografieren.“

„Wenn ich von meiner Arbeit sehr müde bin, zu nichts mehr Lust habe, sondern nur noch Entspannung suche, dann rufe ich im Botanischen Garten im Prager Stadtteil Troja an. Dort lässt man mich einfach gewähren, ich kann stundenlang durch die Gewächshäuser ziehen und dort die Blumen fotografieren.“

Dieser eigentliche Nebeneffekt ist längst zu einer weiteren Leidenschaft von Petr Kříž geworden – das Fotografieren von Fauna und Flora. Dahinter steckt zudem die große Motivation, auch Anderen die Augen für die Schönheiten der Natur zu öffnen:

„Die Menschen von heute, insbesondere die jüngeren Leute, scheinen nicht mehr imstande, sich richtig umzuschauen. Das typische Beispiel ist meine Tochter. Wenn wir mit dem Auto zu einem Ausflug raus in die Natur fahren, dann klickt sie ständig auf ihrem Handy herum anstatt auch mal den Blick in die Umgebung schweifen zu lassen. Ihr werden wohl eher als mir die Glieder schmerzen oder die Finger zucken, doch am meisten stört mich, dass die Möglichkeit verpasst wird, etwas von der Schönheit unserer Landschaft zu entdecken. Ich bin da anders. Seit meinem 14. Lebensjahr gehe ich in die Natur zum Wandern, und stets habe ich einen 10 bis 15 Kilo schwereren Rucksack bei mir. Denn darin ist mein ‚Spielzeug‘, also die Fotoausrüstung.“

Ausstellung zu den Orchideen im Regionalmuseum von Jílové
Und so nutzt der Fotograf jede sich ihm bietende Möglichkeit, um seine Umgebung in Aufnahmen festzuhalten. Ein Ergebnis dieser Aktivitäten sind zwei Ausstellungen, die der Fotograf Mitte April im Regionalmuseum von Jílové eröffnet hat: je eine Fotoserie zur Vielfalt und Blütenpracht der Orchideen sowie zur Höhlenerforschung in Tschechien. Dabei war zunächst nur eine Exposition geplant, sagt Kříž:

„Ursprünglich sollte es nur eine Ausstellung zu den Orchideen geben. Doch dann wurde mir ein weiterer Raum zur Verfügung gestellt, und da fiel mir ein, dass ich noch schöne Fotos aus der tschechischen Höhlenwelt habe. Zudem habe ich Freunde gebeten, einige ihrer besten Aufnahmen zur Ausstellung beizusteuern. Daraus ist dann eine Exposition entstanden, die man getrost unter das Motto ‚Himmel – Hölle – Paradies‘ stellen könnte. Die Unterwelt ist die Hölle, die Pflanzen über der Erde sind das Paradies, und einige der Orchideen wachsen auch auf Bäumen, also gen Himmel.“

Experten zufolge gibt es derzeit auf unserer Welt mindestens 26.000 Orchideenarten – eine Vielfalt, wie sie der Einzelne eigentlich kaum zu Gesicht bekommt. Das weiß auch Kříž, doch in der Aufgabe, es wenigstens zu versuchen, liegt gerade der Antrieb für den Fotografen, ständig Neues zu entdecken:

„Von den 26.000 Orchideenarten habe ich bislang etwa nur 600 fotografiert. Mich spornt es aber an, immer mehr von diesen Arten vor die Linse zu bekommen. Das ist meine Leidenschaft, eine echte Sammlerleidenschaft.“

„Von den 26.000 Orchideenarten habe ich bislang etwa nur 600 fotografiert. Das ist herzlich wenig. Und auch von den 60 Orchideenarten, die in der tschechischen Natur wachsen, habe ich erst rund ein Drittel abgelichtet. Mich spornt es aber an, immer mehr von diesen Arten vor die Linse zu bekommen. Das ist meine Leidenschaft, eine echte Sammlerleidenschaft.“

An diesem Samstag aber steht wieder sein eigentlicher Arbeitsbereich im Mittelpunkt: die Denkmalpflege. Denn zusammen mit einigen anderen Experten wird Kříž im Regionalmuseum in Jílové eine Ausstellung zu Karl IV. eröffnen. Weil der runde Geburtstag des böhmischen Königs und römisch-deutschen Kaisers immer näher rückt, haben diese Expositionen in Tschechien derzeit gerade Hochsaison. Die Exposition „Karl IV. – Gold für die Krone“ in Jílové befasst sich dabei insbesondere mit der Burg Karlštejn (Karlstein), die einst als Schatzkammer der Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reiches und der gewaltigen Reliquiensammlung Karls IV. angelegt wurde. Auch in dieser Burg ist Kříž schon mehrfach tätig gewesen. Deshalb wird man bei der Ausstellung auch einige seiner Dokumentationen zu den Kulturschätzen von Karlstein bestaunen können, sagt der Fotograf:

„Karl IV. – Gold für die Krone“
„Es werden großformatige Fotos von der Burgkapelle des Heiligen Kreuzes zu sehen sein, bisher noch nicht ausgestellte archäologische Funde wie auch die interessantesten Bauprojekte aus der Herrscherzeit von Karl IV. Dazu wird es eingehende Analysen zu den Edelsteinen und Halbedelsteinen der Kronen geben, die Karl IV. trug. Ebenso besteht eine Analyse des Goldes aus der Region Jílové, das offensichtlich für die böhmische Königskrone verwendet wurde. Und schließlich sind auch Repliken der Kaiser- und der Königskrone zu sehen.“

Die Ausstellung „Karl IV. – Gold für die Krone“ in Jílové dauert bis 30. Oktober dieses Jahres. Das Regionalmuseum ist täglich außer montags geöffnet, und zwar von 9 bis 12 und von 13 bis 16 Uhr. In den Sommermonaten Juni, Juli und August ist die Öffnungszeit sogar durchgehend von 9 bis 17 Uhr.

Wer aber denkt, diese Ausstellung könnte auch für den Fotografen Kříž eine Art Krönung seiner Arbeit sein, der irrt sich sehr. Obwohl der 61-Jährige schon kurz vor dem Rentenalter steht, hat er noch große Pläne:

„Mein Traum sind die Herausgabe eines Buches über Orchideen und eines exklusiven Bildbands über die Burg Karlstein. Und ich freue mich über alles, was es noch zu entdecken gibt. Ansonsten bin ich zufrieden, mir fehlt es an nichts.“

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Autor: Lothar Martin
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