Kloster Ostrov - drittältestes Stift in Böhmen auf einer Moldau-Insel

Kloster Ostrov (Foto: Acoma, CC BY 3.0 Unported)
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Die Osternzeit ist für den Ausflug, den Sie heute mit Radio Prag unternehmen, besonders geeignet. Erstens besuchen Sie einen Ort, der mit den Anfängen des Christentums in Böhmen eng verknüpft ist. Und zweitens möchten wir Ihnen empfehlen, diesen Ort im Frühling oder im Herbst zu besuchen, weil zu dieser Zeit das Grün der Bäume den Blick auf die Überreste des Denkmals nicht behindert. Unser Ziel ist heute also eine kleine Moldau-Insel bei Davle, nicht weit stromaufwärts von Prag gelegen. Im 10. Jahrhundert wurde dort das Benediktinerkloster des Heiligen Johannes des Täufers gegründet.

Kloster Ostrov  (Foto: Acoma,  CC BY 3.0 Unported)
Das erste Kloster in Böhmen war das Stift der Benediktinerinnen, das 973 bei der St.-Georg-Kirche auf der Prager Burg errichtet wurde. Seine erste Äbtissin war Mlada, eine Tochter des Przemysliden-Fürsten Boleslav I., die in Benediktinerinnenklöstern in Regensburg und Rom erzogen wurde. Zwei Jahrzehnte später, 993, wurde vom zweiten Prager Bischof, dem Heiligen Vojtech bzw. Adalbert das erste Männerkloster, ein Benediktinerstift in Brevnov, gegründet. Und diesem folgte das Kloster Ostrov (Insula) bei Davle, das dem Hl. Johannes dem Täufer geweiht war. Mehr erzählt uns Stanislava Tejckova, eine Mitarbeiterin des Regionalmuseums in Jílové bei Prag, in dem eine Ausstellung gerade dem nahen Kloster Ostrov gewidmet ist.

"Das Ostrov-Kloster war das zweitälteste Männerkloster in Böhmen, nach dem Brevnover Kloster. Es wurde im Jahr 999 gegründet, und zwar ein Stückchen über dem Zusammenfluss von Vltava und Sázava, auf einer Insel mitten im Fluss Vltava. Um 1517 ist es untergegangen. Die Mönche verließen es damals und gingen in das Kloster des Hl. Johann unter dem Felsen, wo sich ihre Propstei befand."

Das Kloster wurde von den Benediktinern gegründet, die dorthin, geleitet vom Abt Lambert, aus dem bayrischen Niederaltaich kamen. Ende des 10. Jahrhunderts wurde Ostrov zu einem Zentrum, von dem die Kolonisierung der umliegenden Gegend ausging. Im Laufe der Jahre gewann das Kloster einen erheblichen Besitz, seine Geschichte dauerte aber nur wenige Jahrhunderte.

Stanislava Tejckova  (Foto: Roman Casado)
"Warum? Das Kloster wurde von Hussiten überfallen und vernichtet. Und noch vor den Hussiten von den Brandenburgern, die 1278 nach Böhmen einfielen. Von dieser Katastrophe und der Vernichtung durch die Brandenburger hat sich das Kloster noch erholt, es wurde gotisch umgebaut und wesentlich erweitert. Es erlebte dann eine Blütezeit, die bis zu den Hussitenkriegen dauerte. Danach verkümmerte es und im Jahr 1517 wurde es von den letzten Mönchen verlassen."

Den Hussitenschlag vom Jahr 1410 hat das Kloster nie mehr überwunden. Es blieben dort nur einige wenige Mönche, denen es nicht mehr gelang, die ursprünglichen Gebäude zu erneuern. Das Stift verwandelte sich allmählich in Ruinen. Auf der Insel blieben allerdings viele Spuren von einem großen historischen Wert übrig. Eine Vorstellung davon kann man sich im Regionalmuseum in Jílové machen:

"Wir stellen in diesen Räumen archäologische Exponate aus, d.h. Funde der archäologischen Ausgrabungen, die dort seit dem Ende des 19. Jahrhunderts und besonders in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durchgeführt wurden. In den Vitrinen sieht man verschiedene Brüche von Grabsteinen und davon, was von den Gebäuden übrig geblieben ist. Und daneben sehen wir Gefäße, denn die Mönche betrieben auch eine Töpferwerkstatt. Sie produzierten sogar auch Bodenkacheln, die sehr schön mit plastischen Reliefen verziert wurden."

Und wie hat das Kloster ausgesehen?

"Ich kann es Ihnen aufgrund seines Grundrisses andeuten. Den Archäologen gelang es, eine dreischiffige Basilika sowie Umgänge eines Paradiesgartens zu entdecken. Weitere Baufundamente liegen weiterhin unter dem Boden und es ist nicht sicher, ob sie auch enthüllt werden. Das Kloster feierte im Jahr 1999 sein Millennium, es fanden dort große Feierlichkeiten statt. Im Jahr 2002 kam jedoch die Hochwasserkatastrophe, und die entdeckten und befestigten Baufundamente wurden durch die Überflutungen stark beschädigt."

Davle  (Foto: Anna Kubišta)
Mit der Geschichte und dem ehemaligen Aussehen des Klosters kann man sich im Museum von Jílové bekannt machen. Interessant ist natürlich auch ein Besuch vor Ort, dieser ist jedoch ein bisschen komplizierter, weil das Kloster doch auf einer Insel stand. Auf die Insel führt keine Brücke, der Tourist muss sich dorthin also überführen lassen bzw. über den Fluss schwimmen. In diesen Frühlingstagen sind die Baufundamente aber auch vom Ufer aus gut zu sehen. Frau Tejckova empfiehlt, einen Felsen über dem Zusammenfluss der Moldau und der Sázava zu besteigen:

"Diesen Felsenvorsprung nennt man Sekanka, er trennt die Flüsse Vltava und Sázava. Ich empfehle, dorthin einen Ausflug zu machen. Wenn sie auf den Felsenvorsprung steigen, finden Sie einen im Felsen ausgehauenen Weg und kommen bis zum Zusammenfluss. Wenn Sie dort herabsteigen, können sie die Fundamente des Klosters besichtigen, und auf dem Rückweg wiederum einen bekannten Ort der Wassersportler an der Sázava, Pikovice. Es ist ein schöner Ausflug."

Posazavi  (Foto: Archiv Radio Prag)
Sekanka war im frühen Mittelalter eine bedeutende Siedlung, die die Benediktiner errichtet haben.

"Die Mönche aus dem Kloster gründeten ein Handelszentrum auf dem Hügel Sekanka. Es war ein mittelalterliches Zentrum, dessen Häuser man als Halberdhütten bezeichnete. Der Boden des Hauses lag unter der Erdoberfläche und das Dach reichte bis zur Oberfläche. Der Grund, warum die Häuser auf diese Weise gebaut wurden, war die Wärmedämmung. Als dort Archäologen in den 60er Jahren Ausgrabungen durchführten, entdeckten sie diese Halberdhütten. Wenn man heute dort spazieren geht, stößt man in der Landschaft auf eigenartige Löcher, die bereits mit Bäumen zugewachsen sind. Wenn man nicht weiß, dass es sich um Überreste dieser Bauten handelt, würde man sie eher für Spuren von Granateinschlägen halten. Dabei spaziert man durch diese mittelalterliche Siedlung."

Die Siedlung liegt in der Höhe von etwa 50 Metern über dem ursprünglichen Moldau-Wasserspiegel. Der heutige Wasserstand ist aber dank einer nahen Talsperre ein bisschen höher. Die Ausgrabungen der Befestigung beweisen auch die strategische Rolle von Sekanka, wobei die Siedlung das Kloster vor einem Überfall von der Anhöhe schützen sollte. Archäologische Forschungen zeigten, dass Sekanka etwa bis 1278 existierte, und daher sicher in Folge der Plünderung durch die Brandenburger niederging. Ihre Bewohner waren überwiegend Handwerker, sie befassten sich mit der Eisen- und Bronze- sowie Lederverarbeitung und produzierten Töpfe und andere Haushaltsgegenstände sowie Schmucksachen. Archäologen haben viele ihre Produkte, wie verschiedene Schnallen, Scheren, Hammer, Kämme, Spielwürfeln und weiteres gefunden.

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