Französische Nacht, Operngala, spanische Zarzuela: Festival in Krumau beginnt
Die südböhmische Unesco-Stadt Český Krumlov / Krumau ist jeden Sommer Gastgeberin eines internationalen Musikfestivals. An diesem Freitag beginnt die 32. Auflage.
Auf dem Hauptprogramm des Festivals stehen 18 Konzerte, die an elf Orten stattfinden. Zudem haben die Organisatoren für die Besucher der Stadt über 60 weitere Veranstaltungen und Aktivitäten in der Festivalzone vorbereitet, die kostenlos sind. Die Festspiele werden am Freitag, also dem französischen Nationalfeiertag, mit einem Konzert eröffnet, bei dem Werke von Henri Duparc, Claude Debussy und Maurice Ravel erklingen. Außerdem hat Jiří Bubeníček dazu Choreographien entworfen. Der international anerkannte Künstler führte in diesen Tagen Ballett-Masterclasses in Krumau. Gabriela Rachidi ist Festivaldirektorin. Über die Zusammenarbeit mit dem Choreographen sagte sie gegenüber Radio Prag International.
„Unsere erste Idee war, dass Jiří Bubeníček eine Choreographie für das Festival kreiert. Während des Gesprächs erzählte er uns aber, dass er jedes Jahr Masterclasses organisiert und fragte uns, ob wir nicht mit ihm zusammenarbeiten möchten. Das Angebot haben wir begrüßt. Die Meisterkurse haben soeben stattgefunden, und die besten Teilnehmer treten in der Choreographie zu Debussys Komposition ,La Mer‘ auf. Das Konzert findet in der Sommerreitschule im Schlossgarten statt.“
In den vergangenen Jahren traten viele Opernstars in Krumau auf, darunter Jonas Kaufmann, Plácido Domingo, Renée Fleming und Juan Diego Flórez. Auch dieses Jahr findet eine Operngala statt. Es kommen der US-amerikanische Tenor Charles Castronovo und die tschechische Sopranistin Zuzana Marková. Castronovo sei derzeit ein sehr gefragter Opernsänger, und Zuzana Marková kenne sie seit ihrer Kindheit, merkt die Festivaldirektorin an:
„Zuzana Marková hat in Italien studiert. In letzter Zeit war sie eher selten auf tschechischen Bühnen zu hören. Dafür feierte sie Erfolge im Ausland. Es freut uns, dass sie erstmals in Krumau singen wird.“
Bei der Operngala erklingen unter anderem Arien aus Opern von Giuseppe Verdi, an dessen 210. Geburtstag erinnert wird. Aber nicht nur italienische Arien, sondern auch Melodien aus Barockopern werden in Krumau zu hören sein. Beim Konzert mit dem Titel „Il Boemo & Wranitzky“ stehen Ouvertüren und Arien von Josef Mysliveček und Suiten von Paul Wranitzky auf dem Programm. Diese werden durch eine Ballettvorstellung ergänzt. Des Weiteren dürfen sich die Festival-Besucher auf Kammerkonzerte, Orgelmusik, die Zarzuela – also die spanische Operette – und zuletzt auch auf Werke von Gershwin und Bernstein freuen. Die Konzerte würden nicht nur an den schon bekannten Orten veranstaltet, erläutert Gabriela Rachidi:
„Jedes Jahr finden Konzerte im Brauereigarten, in der Schlossreitschule und im Maskensaal des Schlosses statt. In diesem Jahr gibt es ein Konzert in der Synagoge, in der Musik von Pavel Haas gespielt wird. Zum ersten Mal wird auch im Egon-Schiele-Zentrum musiziert. Und schließlich wird ein Konzert im Kulturzentrum Prádelna (Waschküche, Anm. d. Red.) veranstaltet. Dort spielt ein Streichquartett, während eine Pantomimenvorstellung stattfindet. Dies ist eines unserer alternativen Projekte.“
Außerdem gibt es Programme in der sogenannten „Festivalzone“.
„Dort gibt es Aktivitäten für Jugendliche sowie für Familien mit Kindern. Die Programme laufen während des ganzen Tags. Die Besucher können also den ganzen Tag mit dem Festival verbringen, und nicht nur beim Konzertbesuch am Abend.“
Nach der Corona-Zeit kehren Rachidi zufolge auch immer mehr Musikliebhaber aus dem Ausland nach Krumau zurück.
„Es kommen sogar Besucher aus entfernten Ländern wie den USA, aber regelmäßig im Publikum sind Briten, Spanier, Slowaken und vor allem Österreicher, die es nicht weit nach Krumau haben. Die Zahl der ausländischen Besucher steigt, und das freut mich sehr.“
Beim Eröffnungskonzert am Freitag spielt das Sinfonieorchester des Tschechischen Rundfunks unter der Leitung von Robert Jindra. Hier ein Gespräch mit dem Dirigenten:
Herr Jindra, Sie leiten das Rundfunksinfonieorchester beim Konzert mit dem Titel „Französische Nacht“. Sie haben, wie Sie betonen, eine sehr gute Beziehung zur französischen Musik. Wie finden Sie das Werk von Henri Duparc, der hierzulande fast unbekannt ist?
„Ich habe eine besondere Beziehung zur französischen Musik, ich halte sie für farbenfroh und die Instrumentation für sehr raffiniert. Mein Wunsch ist es, auch weniger bekannte Komponisten zu spielen. Henri Duparc ist in Tschechien fast unbekannt, er bedeutete jedoch viel für den Weg der französischen Musik zum Impressionismus. Duparc war ein Schüler von César Franck. Er hat viele Werke geschrieben, aber war sehr unsicher und hat einen Teil davon verbrannt. Duparc passt sehr gut zu Claude Debussy.“
Hatten Sie selbst Einfluss auf die Zusammenstellung des Programms?
„Dies geschah in Zusammenarbeit mit der Intendantin. ‚La Mer‘ von Debussy war ein Wunsch der Festivalveranstalter. Ich war begeistert, denn ich liebe das Stück. Wenn ich es dirigiere, finde ich immer etwas Neues in der Partitur. Und Ravels ‚Bolero‘ darf da auch nicht fehlen. Für den Dirigenten ist es nicht so schwer, denn das Motiv geht immer weiter und wird von weiteren Musikinstrumenten übernommen. Ich finde es ziemlich cool.“
Haben Sie schon zuvor beim Festival in Krumau mitgewirkt?
„Eigentlich nicht. Natürlich war ich einige Mal in der Stadt. Ich freue mich jetzt schon auf das Festival und die Stadt Krumlov.“
Das Festival in Krumau beginnt am 14. Juli und dauert bis 5. August. Für die Konzerte gibt es noch Restkarten.