Fünfjähriger Brite unterzieht sich Krebsbehandlung in Prag
Der fünfjährige Ashya King ist am Montag in Prag eingetroffen. Der britische Junge, der an einem Hirntumor leidet, wird sich in der tschechischen Hauptstadt einer Protonentherapie unterziehen.
Der Junge wurde am Montag in der Kinderklinik in Prag-Motol empfangen. In Prag muss er sich zunächst notwendigen Untersuchungen unterziehen. Außerdem müsse die Frage der eventuellen Bluttransfusion mit den Eltern geklärt werden. Sie sind bekennende Zeugen Jehovas, die Bluttransfusionen aus religiösen Gründen ablehnen. Ab nächster Woche soll Ashya zu Bestrahlungen in das private Protonentherapie-Zentrum transportiert werden.
Bei Krebspatienten wird bisher überwiegend die klassische Photonenbestrahlung verwendet. Die beiden Methoden haben dieselbe Wirkung – sie töten die Tumorzellen. Mit der Protonenbestrahlung können Tumore nach Angaben von Wissenschaftlern präziser und damit schonender für die umliegenden Organe bekämpft werden. Der Physiker Vladimír Vondráček vom Protonentherapie-Zentrum in Prag beschreibt den Vorteil:„Das Proton gelangt genau an die gewünschte Stelle im Körper. Es bleibt exakt dort, wo es hin soll und übergibt seine Energie den Zellen. Dagegen verliert das Photon einen Teil der Energie schon vor dem Erreichen der gewünschten Stelle und vor allem danach. Es bestrahlt also auch Gewebeteile, die es eigentlich nicht erreichen soll.“
Die Wirksamkeit der Methode ist aber noch nicht vollends erforscht. Nach Angaben der tschechischen onkologischen Gesellschaft reiche in den meisten Fällen die klassische Photonenbestrahlung. Die Protonenbehandlung soll nur bei ausgewählten Patienten eingesetzt werden, sie wird zum Beispiel bei Kopftumoren empfohlen, sagt der Chefarzt aus dem Onkologischen Institut in Brünn, Pavel Šlampa.„Die Zahl der Fälle, die für die Protonentherapie geeignet sind, liegt in Tschechien bei 200 bis 300 pro Jahr.“
Laut Jan Starý, dem Chefarzt der Kinderkrebsstation in Prag-Motol, lässt sich im Moment nicht nachweisen, dass die Protonentherapie für Kinder tatsächlich vorteilhaft sei. Der sich entwickelnde Körper werde erst nach vielen Jahren klare Beweise geben:„Es ist unbestritten, dass das gesunde Gewebe von der Bestrahlung weniger betroffen ist. Es stellt sich aber die Frage, ob dies für die Kinder wirklich von Nutzen ist. Das wird sich erst nach vielen Jahren zeigen.“
Eine vollkommene Vernichtung aller Metastasen sei auch bei Erwachsenen nicht hundertprozentig gesichert. Bei Kindern sei das Fragezeichen noch größer, sagen die Experten.