Fußball: holpriges Debüt des neuen Nationaltrainers

Foto: isifa / MAFRA / Michal Šula

Noch nicht so viele Jahre ist es her, da gehörte die tschechische Fußballnationalmannschaft zu den Spitzenteams in Europa. Doch die Mitglieder der sogenannten „Silbernen Generation“ von 1996 haben mittlerweile ihre aktiven Karrieren beendet. Die Frage ist, welcher Trainer nun ein neues starkes Team formiert? Coach Michal Bílek war das nicht gelungen, am Mittwoch gab nun Pavel Vrba sein Debüt auf der Trainerbank – und zwar im Testspiel gegen Norwegen. Das Ergebnis lautete 2:2 unentschieden.

Petr Čech  (Foto: ČTK)
Es klang wie ein Traumstart ins erste Spiel unter neuer Führung: 17.000 Zuschauer im Prager Stadion Eden bejubelten bereits in der elften Minute das 1:0, erzielt von Mannschaftskapitän Tomáš Rosický. Doch die Gesamtvorstellung ihres Teams riss die tschechischen Fans sicher nicht vom Hocker. Es war kein Zufall, dass die Norweger dieses Tor ausgleichen konnten – und auch auf die erneute tschechische Führung eine Antwort fanden. Dabei musste Torhüter Petr Čech den Treffer zum 2:2-Endstand auf seine eigene Kappe nehmen:

„Der Schuss war haltbar, ich hätte ihn haben müssen. Leider war dem nicht so, das passiert manchmal. Ich habe einen technischen Fehler begangen und den Ball durch meine Hände ins Netz gelassen. Da muss ich nun durch.“

Der Fehler des ansonsten so sicheren Schlussmannes vom FC Chelsea passte indes ganz gut zum Spiel seiner Vorderleute. Diese leisteten sich vor allem in der zweiten Halbzeit eine Menge Fehlpässe angesichts des norwegischen Pressings, und übers ganze Spiel gesehen konnten sie nur phasenweise selbst Druck aufbauen. Der Ex-Dortmunder und heutige Arsenal-Spieler Rosický sah ebenfalls Probleme der Mannschaft, aber auch gute Momente:

Foto: isifa / MAFRA / Michal Šula
„Wir müssen sicher am meisten am Spielaufbau von hinten arbeiten, am Umschalten. Das hat bei uns zu lange gedauert, wir haben viele Rückpässe gespielt. Wenn wir aber den Weg nach vorne gefunden haben und zum Abschluss kamen, dann waren wir gefährlich. Das war deutlich besser.“

Für die Mannschaft war es das erste Spiel unter Pavel Vrba. Zu Jahresbeginn löste er den erfolglosen Michal Bílek als Trainer ab, mit dem die Qualifikation zur WM in Brasilien misslungen war. Vrba hatte zuvor fünf Jahre lang Viktoria Pilsen trainiert und kam mit der Empfehlung, aus dem westböhmischen Verein einen tschechischen Spitzenklub gemacht zu haben. Zweimal holte er mit Plzeň / Pilsen den Meistertitel und führte das Team anschließend jedes Mal durch die Qualifikation bis in den Hauptwettbewerb der Champions League.

Doch nach zwei Trainingseinheiten mit den Nationalspielern konnten auch die größten Optimisten noch keine Trendwende erwarten. Vrba selbst gab sich nach dem Unentschieden gegen Norwegen eher diplomatisch. Zugleich deutete der 50-jährige Fußballlehrer an, dass auf ihn und seine Schützlinge noch viel Arbeit warte:

Pavel Vrba  (Foto: ČTK)
„Auch wenn wir nicht das beste Ergebnis erzielt haben: Das Bemühen der Spieler war so, wie ich es mir vorgestellt habe. Aber natürlich müssen wir die Qualität des Spiels noch etwas anheben. Auf der anderen Seite habe ich nach der ersten Halbzeit gleich viermal gewechselt, weil ich noch weitere Spieler in Aktion sehen wollte. Ich möchte alle aus dem Kader kennenlernen, weil es dann in einem halben Jahr ernst wird.“

Für Vrba und die tschechische Nationalmannschaft beginnt im September die EM-Qualifikation. Und die Gegner in der Gruppe A haben es zum Teil in sich: Es sind die Niederlande, die Türkei, Lettland, Island und Kasachstan.

Autor: Till Janzer
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