Fußball-Profiligen in Tschechien setzen die Saison bis Mitte Juli fort
Nur eine Woche nach den deutschen Bundesligen eins und zwei will auch der tschechische Profifußball mit seinen zwei höchsten Spielklassen den Re-Start in die unterbrochene Punktspielsaison wagen. Das haben die Vertreter der 32 Vereine am Dienstag auf einer Sondertagung des Liga-Verbands (LFA) in Prag entschieden. Es wird jedoch eine Rückkehr mit vielen Fragezeichen.
Ähnlich wie in Deutschland müssen auch die tschechischen Profivereine bei ihrer Rückkehr auf den Rasen strenge hygienische Auflagen einhalten. Die wichtigste davon ist: Alle Spieler, Betreuer und Verantwortlichen, die den Begegnungen live beiwohnen, müssen auf den Covid-19-Erreger getestet werden. Dazu sagte Liga-Verbandschef Dušan Svoboda:
„Es wird eine epidemiologische Untersuchung durchgeführt. Das Ziel unserer Maßnahmen ist es, dass wir einer möglichen Team-umfassenden Quarantäne entgegentreten wollen.“Genauso wie in Deutschland glauben auch die Verantwortlichen des Fußballs in Tschechien daran, dass im Falle eines positiven Tests nur die jeweils betroffene Person in die zweiwöchige Isolation muss. Doch ganz so sicher ist sich auch Svoboda nicht:
„Wir wissen, dass ein oder zwei positive Covid-19-Fälle nicht automatisch eine Quarantäne für alle bedeutet. Doch es kann passieren, dass die Epidemiologen anders entscheiden und es einen Club komplett trifft.“
Dušan Svoboda und die Funktionäre hoffen also, dass es in Tschechien zu keinem Fall wie den von Dynamo Dresden kommt. Für den Koordinator des epidemiologischen Teams im Gesundheitsministeriums, Rastislav Maďar, ist aber die Sachlage in solch einem Fall eindeutig:„Wir haben die Fußballvertreter darauf hingewiesen, dass sie keine absolute Garantie dafür bekommen können, dass nur der Einzelne in die Isolation muss. Denn selbstverständlich muss auch hier genauso vorgegangen werden wie bei allen anderen Bürgern im Land. Das heißt, wenn jemand positiv getestet wird, dann müssen er und seine ihm nahen Kontaktpersonen für einige Zeit in Quarantäne.“
Einen solchen Fall wollen sich Vertreter der Proficlubs derzeit nicht ausmalen. Doch sie haben bereits vorgesorgt für den Fall, dass es zu Corona-bedingten Spielausfällen kommt: Die Saison wird dank ihres Beschlusses über das bisher übliche Datum des 30. Juni hinaus verlängert. Der letzte Spieltag um die Meisterschaft ist für den 8. Juli angesetzt und die allerletzte Partie der Saison – das Rückspiel in der Relegation zur ersten Liga – für den 19. Juli. Bei einem ungünstigen epidemiologischen Verlauf ist sogar eine Ausdehnung bis zum 2. August möglich. Darüber hinaus gehe es jedoch nicht, stellt Svoboda klar:
„Die Saison wird entweder zu Ende gespielt oder auch nicht. In den Regularien ist klar definiert, dass eine Wettbewerbssaison nach 35 Spieltagen endet. Wenn diese Anzahl nicht erreicht wird, dann ist der Wettbewerb nicht beendet, und es wird auch keine Endplatzierungen geben.“Mit anderen Worten: Wenn die Saison nicht spätestens bis zum 2. August beendet ist, wird sie annulliert, und es wird weder einen Meister noch Platzierte und Absteiger geben.
Die erste Liga muss allein für den Titelkampf noch sechs Spieltage der Hauptrunde und fünf weitere in der Meisterrunde austragen. Noch härter aber ist die zweite Liga dran: Hier wurde vor der Zwangspause nur der erste von insgesamt 15 Spieltagen der Rückrunde absolviert. Das bedeutet für alle Mannschaften, dass sie ab dem Re-Start anderthalb bis fast zwei Monate lang nur englische Wochen bestreiten. Der ehemalige Profi und heutige Fußball-Experte Luděk Zelenka sieht darin aber eher einen Vorteil für die Aktiven:
„Ein Profikicker sollte für die begrenzte Dauer von zwei bis drei Monaten völlig problemlos im Rhythmus Mittwoch – Sonntag spielen können. Wenn er sich an diesen Rhythmus gewöhnt, ist dies für ihn paradoxerweise besser, als nur einmal pro Woche so zu spielen. Denn dann muss er harte Trainingseinheiten auf sich nehmen und ist vielleicht schon am Dienstag physisch entkräftet, die nächste Begegnung aber findet erst am Sonntag statt.“Die erste Liga nimmt den Punktekampf am Samstag in einer Woche mit der Nachholbegegnung zwischen Teplice / Teplitz und Liberec / Reichenberg wieder auf. Es ist die einzige Partie, die mit der begrenzten Anzahl von 100 Personen stattfindet. Am 25. Mai tritt nämlich hierzulande die dritte Lockerungswelle in Kraft, nach der sich dann wieder bis zu 500 Personen an einem Platz versammeln dürfen. Und Dušan Svoboda überlässt es den Vereinen, ob sie die Differenz von der Zahl der Spieler, Trainer, Betreuer, Schiedsrichter und Journalisten zu den 500 mit Zuschauern beispielsweise aus dem V.I.P.-Bereich auffüllen wollen.