Fußballskandal: CMFS-Vizechef Brabec nur unter Druck zurückgetreten

Milan Brabec, Foto: CTK

Der seit dem Frühjahr anhaltende, weil sich in der Aufklärungsphase befindliche Korruptionsskandal im tschechischen Clubfußball treibt immer neue Blüten. Bisher nur tropfenweise sickert durch, wie verzahnt und breit gefächert die Bestechung von Schiedsrichtern hierzulande offensichtlich gewesen ist. Die Trockenlegung dieses Sumpfes kommt nur schleppend voran, weil die darin Involvierten ihre Sünden solange abstreiten, bis sie derer überführt werden. Jüngstes Beispiel ist der Vizevorsitzende des Böhmisch-Mährischen Fußballverbandes (CMFS) Milan Brabec, der am Donnerstag erst unter großem Druck zurückgetreten ist. Lothar Martin kennt die Einzelheiten.

Die Sportredaktionen der tschechischen Tageszeitungen haben in den zurückliegenden Wochen und Monaten viel zu schreiben. Denn immer, wenn die Kriminalpolizei eines ihrer im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal im hiesigen Vereinsfußball bespielten Bänder aus der Telefonüberwachung ausgewertet und zur Veröffentlichung freigegeben hat, füllt sich der Blätterwald schnurstracks mit halbseidenem Stoff aus einer scheinbaren Unterwelt. Aber diese Unterwelt entpuppt sich immer mehr als eine stetig größer werdende Gruppe von bestechlichen Referees, sie illegal honorierenden Clubfunktionären, und sie reicht mittlerweile bis in die höchsten Funktionskreise des zentralen Fußballverbandes hinein. So hat die Tageszeitung "Sport" am Dienstag detailliert und originalgetreu Telefonate zwischen Milan Brabec und Ivan Hornik, dem bereits der Bestechung überführten ehemaligen Manager des Prager Fußballclubs Viktoria Zizkov, abgedruckt. Dem Gesprächsinhalt zufolge konnte zweifelsfrei entnommen werden, dass Brabec als damaliger Chef der Schiedsrichterkommission des Verbandes dem windigen Hornik nur allzu gern entgegen kam, wenn es um die Besetzung der Pfeifenmänner für die Spiele von Zizkov ging. Brabec hat sich demzufolge des Amtsmissbrauchs und der Wettbewerbsbeeinflussung schuldig gemacht und muss nun mit einer harten Strafe rechnen. Wann, dazu sagte der Chef der CMFS-Disziplinarkommission, Alexander Károlyi:

"Die Disziplinarkommission hat sich entschlossen, gegen Herrn Milan Brabec ein Disziplinarverfahren einzuleiten, und zwar auf der Grundlage der Unterlagen, die ihr durch die Polizeiabteilung zur Enthüllung von Korruption und Finanzkriminalität zur Verfügung gestellt wurden. Daher wurde Milan Brabec zur nächsten Tagung der Kommission am 18. November 2004 zur Anhörung vorgeladen."

Milan Brabec,  Foto: CTK
Da es sich bei Brabec um einen Funktionär ersten Ranges handelt, könnte die den Statuten gemäß höchste Strafe gegen ihn verhängt werden, nämlich ein zweijähriges Verbot der Ausübung sämtlicher Verbandsfunktionen, ergänzte Karolyi. Das ist jedoch das Mindeste, was man in diesem Fall erwarten darf. Denn die von der Presse vorgenommene Veröffentlichung der skandalösen Telefongespräche hatte Brabec am Dienstag noch als nicht authentisch abgetan und damit die an ihn gestellte Rücktrittsforderung abgelehnt. Erst die tags darauf von Karolyi bestätigte Echtheit der Tonbanddokumente haben Brabec dann veranlasst, am Donnerstag seinen Rücktritt einzureichen. Allerdings nur - so Brabec trotzig - "im Interesse des gesamten tschechischen Fußballs" und mit der uneinsichtigen Bemerkung, sich nicht schuldig zu fühlen. Am Ende sind es immer nur die Anderen, die einem Böses wollen. Doch der tschechische Fußball wird ein böses Erwachen erleben, wenn er nicht endlich alle schwarzen Schafe von der Weide treibt. Daher ist geplant, die ursprünglich für Juni kommenden Jahres festgelegte Vollversammlung des Verbandes bereits so früh wie möglich, im Februar 2005, durchzuführen. Möge der nahende Winter dabei helfen, endlich wieder für klare, saubere Luft im hiesigen Fußball zu sorgen.