Fußballskandal: CMFS-Vizechef Brabec nur unter Druck zurückgetreten
Der seit dem Frühjahr anhaltende, weil sich in der Aufklärungsphase befindliche Korruptionsskandal im tschechischen Clubfußball treibt immer neue Blüten. Bisher nur tropfenweise sickert durch, wie verzahnt und breit gefächert die Bestechung von Schiedsrichtern hierzulande offensichtlich gewesen ist. Die Trockenlegung dieses Sumpfes kommt nur schleppend voran, weil die darin Involvierten ihre Sünden solange abstreiten, bis sie derer überführt werden. Jüngstes Beispiel ist der Vizevorsitzende des Böhmisch-Mährischen Fußballverbandes (CMFS) Milan Brabec, der am Donnerstag erst unter großem Druck zurückgetreten ist. Lothar Martin kennt die Einzelheiten.
"Die Disziplinarkommission hat sich entschlossen, gegen Herrn Milan Brabec ein Disziplinarverfahren einzuleiten, und zwar auf der Grundlage der Unterlagen, die ihr durch die Polizeiabteilung zur Enthüllung von Korruption und Finanzkriminalität zur Verfügung gestellt wurden. Daher wurde Milan Brabec zur nächsten Tagung der Kommission am 18. November 2004 zur Anhörung vorgeladen."
Da es sich bei Brabec um einen Funktionär ersten Ranges handelt, könnte die den Statuten gemäß höchste Strafe gegen ihn verhängt werden, nämlich ein zweijähriges Verbot der Ausübung sämtlicher Verbandsfunktionen, ergänzte Karolyi. Das ist jedoch das Mindeste, was man in diesem Fall erwarten darf. Denn die von der Presse vorgenommene Veröffentlichung der skandalösen Telefongespräche hatte Brabec am Dienstag noch als nicht authentisch abgetan und damit die an ihn gestellte Rücktrittsforderung abgelehnt. Erst die tags darauf von Karolyi bestätigte Echtheit der Tonbanddokumente haben Brabec dann veranlasst, am Donnerstag seinen Rücktritt einzureichen. Allerdings nur - so Brabec trotzig - "im Interesse des gesamten tschechischen Fußballs" und mit der uneinsichtigen Bemerkung, sich nicht schuldig zu fühlen. Am Ende sind es immer nur die Anderen, die einem Böses wollen. Doch der tschechische Fußball wird ein böses Erwachen erleben, wenn er nicht endlich alle schwarzen Schafe von der Weide treibt. Daher ist geplant, die ursprünglich für Juni kommenden Jahres festgelegte Vollversammlung des Verbandes bereits so früh wie möglich, im Februar 2005, durchzuführen. Möge der nahende Winter dabei helfen, endlich wieder für klare, saubere Luft im hiesigen Fußball zu sorgen.