„Gänsehaut pur“ - Europäische Wochen Passau kooperieren enger mit Tschechien
Die Europäischen Wochen in Passau sind ein Dreiländerfestival mit langer Tradition, der Schwerpunkt liegt auf klassischer Musik. Am Montag wurde der Vorverkauf für die Highlights der Festspiele im kommenden Jahr eröffnet. Der 62. Jahrgang startet am 20. Juni 2014 und endet am 27. Juli. Wieder dabei ist auch eine ganze Reihe tschechischer Künstlerinnen und Künstler. Am Donnerstag war der Intendant des Festivals, Peter Baumgardt, in Prag. Dabei ergab sich die Gelegenheit zu einem Interview für Radio Prag.
„Wir haben im nächsten Jahr das ‚Jahr der tschechischen Musik‘. Insofern haben wir nicht nur einen Künstler oder eine Künstlerin in unserem Programm, sondern einige Ensembles und Orchester. Es werden beispielsweise die Prague Philharmonia und die Smetana-Philharmonie kommen, letzterer wollen wir mit dem deutsch-türkischen Ensemble Pera zusammenbringen. Das Pera Ensemble spielt Barockmusik auf türkischen Instrumenten und wird unser ‚Orchestra in Residence‘ im kommenden Jahr. Zusammen mit der Smetana-Philharmonie werden die Künstler und Künstlerinnen das Eröffnungskonzert vor Ort erarbeiteten. Uns ist es sehr wichtig, dass die Programmpunkte bei uns in Passau erarbeitet werden. Wir versuchen die meisten Events im Programm unserem jeweiligen Motto anzupassen und zu entwickeln. Nächstes Jahr lautet das Thema unserer Veranstaltung ‚Ohne Grenzen bis an den Bosporus‘. Dazu bringen wir eben auch ein deutsch-türkisches Ensemble und ein tschechisches Orchester zusammen. Ich bin bereits sehr gespannt.“
Wie viele tschechische Künstler oder Ensembles sollen den insgesamt im Programm 2014 vertreten sein?„Wir haben vor allem im Programm eine Kooperation mit dem Theater in Pilsen. Wir werden dort unseren ‚Traumtag Böhmen‘ durchführen, ihn gibt es schon seit vielen Jahren - und er ist bereits eine Tradition geworden. Die Besucher können dort die Oper ‚Die Verkaufte Braut‘ besuchen. Als Veranstalter eines Dreiländerfestivals geht es uns vorwiegend auch um die Begegnung unseres Publikums mit den Ländern Tschechien, Österreich und Deutschland. Bei uns erklingen in sehr vielen Programmpunkten auch Werke tschechischer Komponisten, aber nicht nur der bekannten wie beispielsweise Dvořák oder Smetana, sondern auch von Suk und Martinů. Diese Komponisten sind bei uns nicht so bekannt oder jedenfalls nicht bei unserem Publikum. Weiterhin haben wir das Orbis-Trio nächstes Jahr im Programm. Darüber hinaus eröffnen und beschließen wir die Veranstaltung mit den beiden Orchestern Prague Philharmonia und Smetana-Philharmonie.“
Wenn Sie zurückschauen auf den 61. Jahrgang, also auf dieses Jahr: Ist Ihnen dort ein tschechischer Künstler beziehungsweise eine Künstlerin oder ein Ensemble aus Tschechien besonders in Erinnerung geblieben?„Das Orbis-Trio hatten wir dieses Jahr im Programm, es spielte in der Krumauer Synagoge. Das war phänomenal, hervorragend und großartig. Deswegen habe ich das Trio auch für das nächste Jahr eingeladen, um ein Programm auf bayerischem Boden zu gestalten. Die Brünner Philharmoniker waren unser ‚Orchestra in Residence‘ in diesem Jahr mit fünf Konzerten. Alle Auftritte wurden für uns vor Ort entwickelt. Die Brünner haben sich dabei von Konzert zu Konzert übertroffen. Es war großartig und Gänsehaut pur, als sie zusammen mit David Geringas im ersten Teil musiziert haben und dann im zweiten Teil Dvořáks Neunte intonierten. Diese Faszination ist mir in Erinnerung geblieben. Wir halten an ihnen fest. Die Brünner Philharmoniker waren 2012 das erste Mal bei uns mit zwei Konzerten und sie werden es nächstes Jahr dann auch wieder sein. Bei einem Dreiländerkonzert spielen sie dann die Krönungsmesse von Mozart, eine Messe von Moritz Eckardt, die 2008 uraufgeführt wurde, sowie den Psalm 149 von Dvořák. Ein deutscher Dirigent mit dem deutschen Vokalensemble ‚Singer Pur‘ wird auftreten. Es wird in Reichenberg (Liberec) stattfinden - und wir freuen uns sehr darauf.“
Wenn mich nicht ganz der Eindruck täuscht, dann hatten Sie relativ viele tschechische Künstler gerade in den letzten zwei Jahren im Programm. Stimmt das, oder ist es eher gleich geblieben? Haben Sie angestrebt, die Präsenz der Künstler aus diesem Land zu verstärken?„Es hat sich verstärkt, und wir wollen die Präsenz noch intensiver ausbauen - so auch die Zusammenarbeit, die Begegnung, die Kooperationen. Wir werden nächstes Jahr mit dem Kammerorchester in Krumau zusammenarbeiten, also nicht nur mit einem Programmpunkt dort hingehen, sondern das Kammerfestival vor Ort wird auch ein Teil der Europäischen Wochen sein. Wir sind ein Dreiländerfestival, und das halte ich für sehr wichtig. Trotzdem soll es weiterhin einen tschechischen Schwerpunkt geben. Wir wollen dies verstärken und damit auch dazu beitragen, unbekanntere tschechische Künstler und Künstlerinnen in Deutschland und Österreich vorzustellen, passend zu unserem Generalmotto `Welten treffen`. Wir treffen hier nach wie vor auf unterschiedliche Welten, und das ist kulturell wertvoll. Im Übrigen haben wir seit 2012 die Weltmusik als Reihe im Programm, und es kam die Band Gipsy.cz zu uns. Beim Publikum ist das gut angekommen, obwohl das Festival eher klassisch orientiertet ist. Wir werden das fortsetzen mit einem Strandkonzert in Horni Planá. Welche Band dann auftritt, bleibt ein Geheimnis und soll eine Überraschung sein.“