Gambrinus Liga vor dem Saisonstart: Neuer Wind in Verbandsführung sollte alle beflügeln

L’entraîneur du Slavia, Jozef Chovanec (à dr.) et l'international russe Alexander Prudnikov, photo: CTK

Es ist wieder soweit! Endlich ist die fußballlose Zeit zu Ende. So oder ähnlich reagieren die tschechischen Fußballfans spätestens ab Freitag, wenn mit der Partie Teplice gegen Sparta Prag die neue Saison in der höchsten Spielklasse, der Gambrinus Liga, gestartet wird. Es ist die erste Saison, die unter den wachen Augen der neuen Verbandsführung ausgetragen wird, was auch neue Hoffnungen nährt. Auch darüber sprach Martina Schneibergová mit Lothar Martin, dem Sportfachmann von Radio Prag.

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Lothar, die an diesem Wochenende beginnende Ligasaison wird vom Böhmisch-Mährischen Fußballverband (ČMFS) ausgerichtet, der seit einem Monat in Ivan Hašek einen neuen Verbandschef hat. Wird nun alles besser?

„Natürlich nicht sofort. Schließlich kann der Sumpf von Korruption und Unseriosität, der sich im tschechischen Fußball ausgebreitet hat, nur langsam trocken gelegt werden. Ich erinnere nur an neuesten Enthüllungen in dieser Woche, in die auch der ehemalige Verbandsboss Pavel Mokrý verstrickt zu sein scheint. Hašek ist jedoch endlich wieder ein Fachmann, der den Fußballsport als ehemaliger Nationalspieler und Erfolgstrainer bestens kennt und der vor allem klare Konzepte hat. Diese Konzepte, die vor allem die Nachwuchsförderung intensivieren, sollten nach und nach greifen und dem tschechischen Fußball auch wieder ein besseres Image geben. Allein die Tatsache, dass Hašek & Co. neue Wege gehen und keine alten Seilschaften mehr bedienen, sollte allen Ligaclubs Mut machen. Es könnte also eine Saison werden, in der die Saat gelegt wird für spätere Ernten, bei denen die Früchte des Erfolgs auch wieder größer sein werden.“

Wer sind für dich die Titelkandidaten im Feld der 16 Mannschaften?

„Da muss man in erster Linie die beiden Traditionsclubs Slavia und Sparta Prag nennen. Slavia Prag ist der Titelverteidiger und hat auch in dieser Saison den stärksten Kader, das beste Stadion und das bewährte Erfolgsrezept auf seiner Seite. Erzrivale Sparta, der zuletzt zwei Jahre im Trüben fischte, hat sich ganz gut konsolidiert und wird nun wieder angreifen. Ob es aber schon wieder für die Meisterschaft reicht, bleibt abzuwarten. Auch Liberec und Mladá Boleslav sollten eine gute Rolle spielen und im Titelkampf ein Wörtchen mitreden können. Ansonsten wird die Liga sehr ausgeglichen und spannend sein, hochklassigen Fußball wird man jedoch in der Regel nicht zu sehen kriegen.“

Noch ein Wort zum internationalen Fußball. Tschechien ist in der Qualifikation zur Fußball-WM 2010 in Südafrika derzeit nur Vierter der Europagruppe 3. Kann eine starke Liga helfen, dass sich daran noch etwas ändert?

„Natürlich könnte sie das, wenn sie stark genug wäre. Aber das ist sie eher nicht, denn nach wie vor gilt: die besten tschechischen Profis kicken im Ausland. Aber in dieser Beziehung hat die Arbeit von Verbandschef und Nationaltrainer Ivan Hašek bereits erste Früchte getragen. Torjäger und Sturmtank Jan Koller, der im russischen Samara spielt, will nämlich unter Hašek sein Comeback in der Nationalelf bestreiten, und zwar im vorentscheidenden Qualifikationsspiel am 5. September in Bratislava gegen die Slowakei. Und auch Tomáš Rosický, der anderthalb Jahre verletzt war, steht vor seinem Comeback. Zwar sollte man von dem grazilen Techniker noch keine Wunderdinge erwarten, doch vielleicht kann schon allein seine erneute Zugehörigkeit zum Auswahlteam neue Kräfte freisetzen. Also noch einmal: Von der Liga kann man noch keinen Topfußball erwarten, aber die Aufbruchstimmung, die jetzt herrscht, sollte alle beflügeln.“

Autor: Lothar Martin
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