Gemeinde Rusava erster Sieger in der tschechischen Solarliga

Wie wir Sie bereits vor gut zwei Monaten informiert haben, wurde in diesem Jahr - nach deutschem und österreichischem Vorbild - auch in Tschechien eine so genannte Solarliga eingeführt. Es handelt sich dabei um einen Wettbewerb unter den hiesigen Städten und Gemeinden zur größtmöglichen Nutzung der vorhandenen Solartechnik bei der Umwandlung von Sonnenenergie. Am Donnerstag wurden von der tschechischen Liga ökologischer Alternativen (LEA) die ersten Sieger des Wettbewerbs veröffentlicht. Lothar Martin hat in diesem Zusammenhang mit dem Chefkoordinator der Solarliga, Karel Merhaut, gesprochen. Ein Bericht von Lothar Martin, es liest Martina Schneibergova.

Die Konkurrenz in der Hauptkategorie der Solarliga wurde in diesem Jahr von der im Landkreis Zlin gelegenen mährischen Ortschaft Rusava gewonnen. Rusava betreibt in seiner örtlichen Badeanstalt das augenscheinlich größte inländische Solarsystem mit einer Größe von 540 Quadratmetern. Darüber hinaus nutzt die dortige Schule das Solarsystem zur Wassererwärmung und zur Stromerzeugung. Wie von Karel Merhaut zu erfahren war, können schon ganz gebräuchliche Solarsysteme zu 60 Prozent den Warmwasserbedarf einer vierköpfigen Familie abdecken. Größere und teuere Systeme wiederum schaffen es bereits, vom frühen Frühjahr bis in den späten Herbst hinein die Beheizung eines Einfamilienhauses sicherzustellen. In der Kategorie "Beste solare Stadt" ging die Stadt Slatinany aus dem Landkreis Pardubice als erster Sieger hervor, während sich in der Kategorie "Orte mit photovoltaischen Systemen" die Gemeinde Vilemov aus dem Landkreis Olomouc/Olmütz durchsetzte.

Karel Merhaut  (Foto: Gerald Schubert)
Am ersten Jahrgang der Solarliga haben rund 250 Orte mit einer Sonnenmodul-Fläche von nahezu 9000 Quadratmetern teilgenommen. Ein toller Start, wie Karel Merhaut findet, denn damit hatte die hiesige Solarliga einen wesentlich schnelleren Anlauf als die deutsche Solarbundesliga zu verzeichnen. Aber, so erfuhren wir, es gibt in Tschechien schon weit mehr Sonnenenergie-Nutzer als in der Liga erfasst sind. Auf die Frage, warum das so sei, antwortete Chefkoordinator Merhaut:

"Weil bei uns noch nicht so etwas funktioniert wie ein gesunder Patriotismus. Es gibt zum Beispiel viele Städter, die auf ihren ländlichen Wochenendhäuschen Solarsysteme installiert haben. Sie verbringen aber in der Regel nicht ihre Freizeit dort, um sich zu zeigen und zu kommunizieren, sondern um sich dort vom Alltagsstress auszuklinken und zu relaxen. Und solche Leute wollten nicht aktiv an der Liga teilnehmen. Aber wir denken, dass sie sich uns mit der Zeit anschließen werden."

 Solarliga  (Foto: Gerald Schubert)
Optimistisch stimmt Merhaut auch die große Anzahl von jungen Menschen, die sich mit der Nutzbarmachung von Sonnenenergie ernsthaft auseinander setzen. Ganz im Gegensatz zu den hiesigen Politikern, die nur allzu dogmatisch auf der Nutzung von Kernenergie als Hauptenergieträger des Landes beharren würden.

"Also, die Reserviertheit einiger unserer Regierungsmitglieder gegenüber den erneuerbaren Energien ist ja bekannt. Einmal zum Beispiel hat sich der Wirtschaftsminister - bekannt durch seine Vorliebe für die Atomenergie -, ziemlich despektierlich geäußert, indem er sagte: ´Die Biomasse? Meinen Sie damit die Sträucher, die ein ganzes E-Werk ernähren sollen?´ Das sind doch Politiker aus der Vergangenheit, erzogen und aufgewachsen im vergangenen Regime, die Trends nicht deuten können und sie daher nur bagatellisieren. Die junge, heranwachsende Generation hingegen versteht, um was es hier geht. Nämlich dass diese Entwicklungen nicht nur ein Beleg des technischen Fortschritts sind, sondern dass sie auch unsere Verantwortung gegenüber der Atmosphäre, dem Klima oder aber dem Treibhauseffekt ausdrücken. Ich denke einfach, die junge Generation wird ganz anders, und wir haben auch schon die Signale dafür."

LINKS

www.solarniliga.cz

www.solarbundesliga.de