„Gerührt über die Gemeinde“ – Deutschsprachige Christen feiern gemeinsam in Prag

Foto: Martina Schneibergová

Die deutschsprachige katholische Gemeinde in Prag wurde im Oktober zur Pfarrei erhoben. Gefeiert wurde dieses Ereignis bei einem Festgottesdienst am zweiten Adventssonntag in der Kirche des Heiligen Johannes Nepomuk am Felsen. Hauptzelebrant war Kardinal Dominik Duka. Aus Deutschland und Österreich sind mehrere Gäste zur Feier gekommen, die in der Vergangenheit in der Gemeinde aktiv waren. Unter ihnen waren auch Margareta Klieber und der frühere Seelsorger, Monsignore Winfried Pilz. Am Fest nahmen auch Vertreter der evangelischen Gemeinde teil. Mit Margareta Klieber, Monsignore Pilz und der evangelischen Pfarrerin Andrea Pfeifer hat Radio Prag nach dem Gottesdienst gesprochen.

Margareta Klieber  (Foto: Martina Schneibergová)
Frau Klieber, Sie waren dabei, als die deutschsprachige Gemeinde nach der Wende wieder aufgebaut wurde. Wie war es damals in den 1990er Jahren, wo sie die deutschen Katholiken in Prag betreut haben?

„Als ich hierher kam, hat hier Pater Černý die ersten Wege geebnet. Er hat jeden Sonntag die heilige Messe in deutscher Sprache gehalten. Dann konnten wir – Monsignore Anton Otte und ich – ins Emmaus-Kloster einziehen. Wir hatten dort ein kleines Büro. Später haben wir einen kleinen Saal aufgebaut, in dem sich die Leute treffen konnten. Wenn auch nicht so viele zum Gottesdienst gekommen sind, so hatte ich doch das Gefühl, dass die Deutschsprachigen das sehr dankbar angenommen haben, dass es Angebote in deutscher Sprache gab. Wir haben Weihnachten gefeiert, einmal im Monat einen Kaffeenachmittag gemacht. Was mir von der Zeit in Erinnerung geblieben ist, ist in erster Linie die große Dankbarkeit.“

Foto: Martina Schneibergová
Waren es damals Mitglieder der deutschen Minderheit, die zu den Gottesdiensten kamen, oder eher Deutsche, die hier für eine bestimmte Zeit arbeiteten?

„Ich glaube es ist selbstverständlich für die Angestellten der Deutschen Schule oder bei der deutschen Botschaft in Prag sowie die Menschen in der Industrie, ein deutschsprachiges Angebot in einer Pfarrei zu haben. Aber etwas Besonderes war das für Leute, die hier davor bereits lange gelebt hatten und das Deutsche nicht leben konnten.“

Foto: Martina Schneibergová
Sie sind jetzt aus Deutschland zu der Feier der Pfarreierhebung gekommen. Wie finden Sie das Leben in der Gemeinde heute?

„Ich muss zugeben, dass ich ein bisschen gerührt und sehr dankbar bin, dass sich das weiter so entwickelt hat und dass die Gemeinde stabil geblieben ist. Aber auch, dass nicht etwas dadurch zusammengebrochen ist, seit Pater Otte es nicht mehr machen konnte und ich weggegangen bin. Ich freue mich sehr darüber und bedauere nur, dass meine Eltern diese wunderbaren Beziehungen nicht mehr erleben können.“


Monsignore Pilz  (Foto: Martina Schneibergová)
Monsignore Pilz, Sie waren der Vorgänger von Pater Leitgöb im Amt des Gemeindeseelsorgers. Was ist das für ein Gefühl, wieder in der Nepomuk-Kirche zu sein?

„Natürlich bin ich sehr glücklich über diesen Tag. Ich war so zusagen ein bisschen der ,Pilot‘ für Pater Leitgöb. 2010 habe ich hier angefangen. Da musste alles neu erfunden werden. Nach zwei Jahren konnte ich Pater Leitgöb alles übergeben. Seitdem ist viel Gutes geschehen. Die Gemeinde ist gewachsen und lebendig. Hoffentlich wird das so bleiben.“

Haben Sie hier noch Bekannte aus Ihrer Zeit als Seelsorger getroffen?

„Es war ein fröhliches Wiedersehen bei vielen. Die Kinder sind alle größer geworden, die Eltern kenne ich noch. Einige sind inzwischen wieder nach Hause nach Deutschland oder Österreich zurückkehrt. Aber es war heute ein sehr schönes Wiedersehen.“


Andrea Pfeifer  (Foto: Martina Schneibergová)
Frau Pfarrerin, wie sind die Beziehungen zwischen der deutschsprachigen evangelischen und der katholischen Gemeinde?

„Die Beziehungen sind wunderbar. Ich finde, dass die Ökumene hier etwas Lebendiges ist. Wir sind so wenige deutschsprachige Christen hier, dass es einfach Schade wäre, wenn man es nicht nutzen würde, gemeinsam Gottesdienste zu feiern und einen Glaubenskurs zu machen. Man sollte merken, was wir gemeinsam machen können. Ebenso aber, wo es Unterschiede gibt und was wir voneinander lernen kennen. Wir haben ökumenische Gottesdienste zum Schuljahresanfang und zum Ende des Schuljahrs. Wir haben gemeinsam den Glaubenskurs gemacht und einmal in der Woche einen ökumenischen Gesprächskreis und vieles mehr, was sich während des Jahres ergibt. So beispielsweise auch Begegnungsfahrten.“