"Geschichten des Eisernen Vorhangs": Nach 57 Jahren neue Tatsachen gefunden
Der Eiserne Vorhang war jahrzehntelang ein Symbol der geteilten Welt. Geschichten von Menschen, die versucht haben, ihn zu überwinden, dokumentieren die Tragik der damaligen Zeit. Sie zeugen aber auch vom Mut derjenigen, die bei der Sehnsucht nach Freiheit ihr Leben riskiert haben. Die meistens leider tragischen Schicksale dieser oft völlig unbekannten Menschen hat der tschechische Publizist Ludek Navara in seinem Buch "Geschichten des Eisernen Vorhangs" beschrieben. Nach zwei Jahren gibt Navara nun den zweiten Band dieser Geschichten heraus.
Er war ziemlich durchdacht, unmenschlich und absurd: Der Eiserne Vorhang, den die Kommunisten kurz nach ihrer Machtergreifung im Februar 1948 an der Westgrenze der Tschechoslowakei zu errichten begannen. Das System von Drähten, die unter Strom standen, Stacheldrahtbarrieren und Tretminen hat Hunderte von Menschen das Leben gekostet. Ludek Navara, der in der Tageszeitung "Mlada Fronta Dnes" arbeitet, sagt über die Entstehung seines Buches:
"Am Anfang war die Idee, eine Serie von Fällen zu beschreiben, in denen die Menschen versucht hatten, den Eisernen Vorhang zu überwinden. Danach hat sich jedoch gezeigt, dass der Eiserne Vorhang ein sehr interessantes Phänomen ist und dass es der Ort war, an dem sich der Kalte in einen heißen Krieg verwandelte, denn es wurde dort geschossen. Dort spielten sich die wirklichen Geschichten ab, die manchmal tragisch und manchmal heldenhaft waren. Außerdem stellte ich fest, dass das Thema die Menschen heute sehr interessiert. Es ist klar geworden, dass die damalige Zeit gar nicht so grau war, wie man annehmen würde, sondern dass sie sehr dramatisch war, und dass sich damals sehr tragische Schicksale abgespielt haben."
Das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen hat anhand der im ersten Band enthaltenen Geschichten eine Dokumentarserie gedreht und gesendet. Dank dieser Dokumentarserie konnten nach 57 Jahren auch die Umstände geklärt werden, unter denen es Bretislav Horak gelungen ist, in den Westen zu flüchten. Horak war der Ehemann der bekannten tschechischen Politikerin Milada Horakova, die nach einem Schauprozess am 27. Juni 1950 von den Kommunisten hingerichtet wurde. Durch die erwähnte Dokumentarreihe inspiriert, haben sich die Brüder Simak aus Westböhmen beim Buchautor gemeldet. Deren Vater hatte 1949 Bretislav Horak bei der Flucht in den Westen geholfen. Josef Simak war 13 Jahre alt, als er mit seinem Vater die Flüchtlinge, unter denen auch Herr Horak war, auf einem Traktor zur Grenze gebracht hatte, sagt Ludek Navara:
"Sie haben uns kontaktiert, nachdem sie die Dokumentarserie gesehen hatten. Ich habe die Brüder Simak mit einigen Mitarbeitern vom Fernsehteam besucht. Es ist uns gelungen, die Flucht schließlich relativ genau zu dokumentieren. Ich habe zuerst nicht geglaubt, dass uns das gelingen wird."
Die Flucht von Bretislav Horak wurde im zweiten Band der "Geschichten des Eisernen Vorhangs" beschrieben. Sie ist auch das Thema einer Folge der gleichnamigen Dokumentarserie, die vom Tschechischen Fernsehen ausgestrahlt wird.