Geschichtsthemen bei Radio Prag: Wallfahrtsort Muttergottesberg und Kriegsende

Foto: Martina Schneibergová

Wieder sind zwei Wochen vorbei, und die Zeit für Ihre Sendung, liebe Hörerinnen und Hörer, ist gekommen. Mit Ihren Briefen, E-Mails und Postkarten werden wir die nächsten Minuten gestalten.

Hallo und herzlich willkommen zum Hörerforum! Bevor wir zu den Themen kommen, die Sie in den letzten beiden Wochen beschäftigt haben, geht wie gewohnt erst einmal ein besonderer Dank an die Verfasser von Empfangsberichten. Diesmal an: Klaus Huber aus Karpfham / Bad Griesbach, Hans Kaas aus Triefenstein und Bernhard Schultes aus Nordhalben.

Und nun zu Ihren Zuschriften. Eva Lohse aus Halle an der Saale schreibt:

„Seit längerer Zeit finde ich weder die Wellenlänge noch die Sendepläne von Radio Prag auf meinen Radioapparaten, während ich früher ständig Ihre Sendungen in deutscher Sprache gehört hatte und meinen Urlaub in Ihrem schönen Land verbringen konnte.“

Frau Lohse hat im Serviceteil der Webseite von Radio Prag zwei unterschiedliche Informationen gefunden, die im Widerspruch stehen. Einerseits steht dort die Auskunft, dass Radio Prag zum 31. Januar 2011 die Sendungen auf Kurzwelle eingestellt hat. Andererseits – unter dem Oberbegriff „Programm“ – wird darauf hingewiesen, dass unser Programm fünfmal täglich auf Kurzwelle zu hören ist. Unsere Hörerin fragt nun:

„Was stimmt nun? Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sei mir Sendezeiten von Radio Prag, möglichst in Mitteleuropäischer Zeit mit entsprechenden Wellenlängen in deutscher Sprache mitteilen können.“

Das können wir leider nicht, denn die erste der beiden Informationen ist die richtige. Radio Prag hat tatsächlich seine Sendungen auf Kurzwellen eingestellt. Wir möchten uns bei Frau Lohse und anderen Hörerinnen und Hörern für den Fehler entschuldigen, der im Internet aufgetaucht ist. Die falsche Information wurde bereits gelöscht. Vielen Dank für den Hinweis, Frau Lohse. Falls Sie einen Internetanschluss haben, können Sie unsere Sendungen über das Internet hören. Dies ist nicht nur zu bestimmten Sendezeiten, sondern jederzeit möglich. Im Archiv finden Sie darüber hinaus auch ältere Beiträge, die Sie sich anhören können.

Králíky  (Foto: Martina Schneibergová)
Der Muttergottesberg bei der ostböhmischen Stadt Králíky / Grulich war ab dem 18. Jahrhundert ein bedeutender Wallfahrtsort. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er vorübergehend zum Zufluchtsort für Mütter mit Kindern aus zerbombten deutschen Städten. Später wurden dort Piloten der alliierten Armeen gefangen gehalten. Während des Kommunismus wurde das Kloster in ein Konzentrationslager für Ordensmitglieder verwandelt. Radio Prag hat Ende April darüber berichtet, dass auf dem Muttergottesberg eine Gedenkstätte eröffnet wurde, und mit seinem Beitrag viel Aufmerksamkeit geweckt, wie die Zuschrift von Ulrich Wicke aus Felsberg belegt:

„Die heutige halbe Stunde war wieder überaus informativ. Das Reiseland Tschechien behandelte mit der brutalen Verfolgung Geistlicher durch die kommunistische Diktatur ein düsteres Geschichtskapitel, über das ich bisher kaum etwas wusste. Es lohnt sich also weiterhin, die Sendungen von Radio Prag einzuschalten. Wenngleich ich das lieber auf der Kurzwelle täte.“

Foto: Martina Schneibergová
Auch Fritz Andorf aus Meckenheim fühlt sich angesprochen durch diesen Beitrag:

„So hat mich diesmal der Bericht über die Einweihung des Dokumentationszentrums in der Wallfahrtsstätte Králíky / Grulich besonders angesprochen, weil meine Eltern zu diesem Wallfahrtsort oft gepilgert sind. Wir wohnten vor dem Krieg in einem Grenzdorf in der damaligen Grafschaft Glatz, die heute zu Polen gehört. Auch ich habe vor ein paar Jahren den ‚Heiligen Berg’ besucht, wo uns eine freundliche Ordensschwester die Geschichte des Ortes erläutert und dabei sehr anschaulich das Leben unter den Bedingungen der Inhaftierung geschildert hat.“

Česká Lípa / Böhmisch Leipa  (Foto: Archiv des Heimatkundlichen Museums Česká Lípa)
Anfang Mai haben wir einen Beitrag über das Ende des Zweiten Weltkriegs gesendet und berichtet, dass auch noch am 9. Mai 1945 hierzulande bombardiert wurde. Darauf hat Heinz Blobner mit folgender E-Mail reagiert.

„Tatsächlich: am 8. und am 9. Mai fielen noch Bomben, am 8. auf die Städtchen Böhmisch Leipa (Česká Lípa) und Niemes (Mimoň), am 9. auf das Städtchen Dubá (Dauba) - beide in Nordböhmen. Und in allen Fällen mit Todesopfern verbunden. Ob das zwischen 1945/48 und 1989/90 dort verschwiegen wurde, weiß ich nicht. Wir Deutschen in der Verstreuung haben sehr wohl daran gedacht (wo immer wir auch waren), denn die Toten waren ja zum Teil unsere Verwandte oder Nachbarn. Und wer erlebt das schon: nahezu die einzigen Bombenabwürfe am Tag der Befreiung oder danach noch. Es konnte aber schon sein: Denn in Prag wurde doch wohl noch gekämpft, oder...?“

In Prag wurde am 9. Mai noch gekämpft. Die insgesamt letzte Schlacht des Zweiten Weltkriegs in Europa fand noch später statt, aber auch auf tschechischem Boden: Am 11. Mai 1945 lieferte sich im mittelböhmischen Slivice, nahe der Stadt Příbram, noch nach der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht eine Gruppe von deutschen Soldaten erbitterte Kämpfe mit einer Gruppe von Partisanen. Die Wehrmachtsangehörigen hatten zuvor die Waffenabgabe verweigert und versucht, vor der heranrückenden Roten Armee über die nahe gelegene Demarkationslinie in die amerikanische Zone zu fliehen. Bei Slivice errichteten sie schließlich eine letzte Stellung, es kam noch zu weiterem Blutvergießen. Die letzten Schüsse fielen erst am Morgen des 12. Mai.

Herr Blobner hat seine E-Mail nicht nur an Radio Prag geschickt, sondern auch an weitere Adressaten. Unter ihnen war auch Pater Angelus Waldstein, bei dem dadurch persönliche Erinnerungen an das Kriegsende wieder wach wurden. Von Bomben auf Leipa nach dem „Kriegsende“ wisse er nichts, wohl aber von Tiefflieger-Angriffen kurz vor dem 20. April 1945 auf einen Zug mit Ölwaggons nahe der Polzenbrücke, schreibt Pater Angelus Waldstein. Und zu Niemes (Mimoň) ergänzt er:

Mimoň / Niemes
„Niemes - ja das war ja jedermann bekannt: Mein Vater radelte danach noch am 8. Mai von Hirschberg herüber, um zu schauen, ob bei Hartigs alles gut verlaufen ist. Die Fenster waren alle kaputt, aber eine Bombe war nicht auf das Schloss, sondern nur auf den Tennisplatz daneben gefallen. Ein deutscher Offizier, der mit seinem Gestüt aus dem Osten in Niemes gelandet war, überredete erfolgreich meine Schwester und Schwager Franz Hartig, die ja verlobt waren, sofort zu heiraten, damit die ‚sudetendeutsche’ Sophie nicht vom österreichischen Hartig getrennt werden konnte. Mein Vater konnte nicht verständigt werden, das Telefon war kaputt, er war also nicht dabei, als das Brautpaar am 9. Mai in der Schlosskapelle verheiratet wurde, nachdem die Glasscherben dort zusammengekehrt waren.“

Ganz zum Schluss wollen wir einen Hinweis übermitteln, der Ihnen vielleicht nützliche Informationen bieten kann. Mit einem Angebot hat Maximilian Fliege unseren Sender angesprochen:

„Wie mir aufgefallen ist, ermöglichen Sie Ihren Besuchern das Abonnieren Ihres RSS-Feeds, stellen jedoch keine weiteren Informationen zur Verfügung. An dieser Stelle möchte ich Ihnen als Chefredakteur des mittlerweile seit sechs Jahren ehrenamtlich und werbefrei betriebenen Ratgeber-Portals about-rss.de unsere Einführung in die Thematik RSS und vor allem unser Verzeichnis mit mehr als 100 unterschiedlichen RSS-Readern vorstellen: http://www.about-rss.de/ und http://www.about-rss.de/verzeichnis.php. Vielleicht sehen Sie eine Möglichkeit uns bei Gelegenheit an geeigneter Stelle zu empfehlen? Gern stehe ich Ihnen und Ihren Besuchern jederzeit zur Beantwortung offener Fragen zur Verfügung.“

Foto: Joachim Müllerchen,  Creative Commons 2.0
Herzlichen Dank, Herr Fliege, für Ihren Hinweis und Ihr Angebot!

Und damit sind wir schon wieder am Ende unseres Hörerforums angelangt. Es bleibt mir nur noch, Sie zu bitten, auch weiterhin so fleißig an die bekannten Adressen zu schreiben. Per Post an Radio Prag, Vinohradska 12, 120 99, Prag 2, Tschechische Republik. Und per E-Mail an [email protected]. Machen Sie es gut und bis zum nächsten Mal!