Gesundheitswesen: "Woche der Unruhe" verläuft ruhig
Zur "Woche der Unruhe" hatten tschechische Ärzte und Vertreter der Gesundheitsberufe die vergangene Tage ausgerufen. Mit landesweiten Demonstrationen wollten die Mediziner Front machen gegen die Politik des umstrittenen Gesundheitsministers David Rath. Höhepunkt war ein Protestzug am Freitag in Prag. Thomas Kirschner berichtet.
"Als Erklärung dafür, warum wir so kurz vor den Wahlen demonstrieren, sage ich nur das: Den Termin unserer Unruhe-Woche hat das Abgeordnetenhaus selbst bestimmt, als es den Termin festgelegt hat, an dem das Veto des Senates und des Präsidenten gegen das missgestaltete Gesetz zur Schaffung gemeinnütziger Krankenhäuser überstimmen wollte. Wir wollen dieses Gesetz verhindern oder wenigstens Druck ausüben für die schnellstmögliche Aufhebung oder Änderung."
Die am vergangenen Dienstag abschließend gebilligte Einrichtung eines Netzes gemeinnütziger Krankenhäuser gehört zu den umstrittensten Projekten von Gesundheitsminister Rath. Gegner beschwören bereits das Gespenst einer neuen Verstaatlichungswelle. Kritisiert wurde außerdem die Deckelung des Verschreibungsbudgets der Ärzte. Ein Zusammentreffen mit den Demonstranten lehnte Minister Rath ab - und demonstrierte seinerseits Gelassenheit:"Ich meine, es ist das demokratische Recht eines jeden Bürgers, zu demonstrieren, zu protestieren und seine Flugblätter zu drucken. Es ist legitim, dass jemand Krankenhäuser privatisieren will - ich aber finde es genauso legitim, dass wir die Krankenhäuser für die Bürger bewahren wollen, als erschwingliche öffentliche Dienstleistung."
Die Organisatoren sehen in der Abschlusskundgebung ein klares Zeichen, dass die Unzufriedenheit mit der Gesundheitspolitik der Regierung nicht nur eine Randerscheinung ist. Mehr als eine viertel Million Tschechen haben bereits eine Petition unterschrieben, in der Minister Rath zum Rücktritt aufgefordert wird. Dennoch hat die "Woche der Unruhe im Gesundheitswesen" die tschechische Öffentlichkeit nicht wirklich beunruhigen können - lauter als alle Proteste war in der vergangenen Woche nämlich die schallende Ohrfeige, die wegen persönlicher Beleidigungen der Zahnarzt und ehemalige ODS-Vize Miroslav Macek Gesundheitsminister Rath vor laufenden Kameras verpasst hat: In deren Nachhall sind für Tage alle politischen Themen untergegangen.