Gibsons Film 'Die Passion Christi' in tschechischen Kinos
Ein Film, der seit seiner Premiere nicht nur in theologischen Kreisen für aufgeregte Debatten sorgt, wird jetzt auch in den tschechischen Kinos gezeigt. Mel Gibsons Streifen 'Die Passion Christi' erlebte am Gründonnerstag die tschechische Premiere. Was Martina Schneibergova von den Kritikern erfahren hat, fasst Melanie Agne zusammen.
Nach der Filmpremiere für die Journalisten wurde eine Debatte mit Vertretern der Kirchenkreise und mit Filmkritikern organisiert. Der Religionswissenschaftler und Theologe, Professor Tomás Halík, sagte, sein Gesamteindruck sei eher schlecht, aber nicht ganz negativ:
"Ich meine, dass der Film aus drei Perspektiven betrachtet werden kann - als ein Kunstwerk, als eine theologisch-spirituelle Aussage und als eine kulturelle Tatsache. Den dritten Aspekt möchte ich betonen. Evangelien zu verfilmen, das war schon immer problematisch. Das Evangelium ist vielschichtig, und jede Verfilmung ist in ihrer Art eine Predigt, die sich bemüht, eine Brücke zwischen der biblischen Geschichte und einer bestimmten Zeit zu schaffen. Auch die Evangelien stellen keine historischen Reportagen von Golgatha dar, sondern sind eher Predigten, die an ein bestimmtes Milieu adressiert waren.
Dieser Film ist kein Evangelium, er wurde vor allem von Katharina Emmerich inspiriert, deren Visionen von Clemens Brentano niedergeschrieben wurden. Dies war ein Kultbuch der späten katholischen Romantik. In den Evangelien werden keine Details der Leiden Christi geschildert, aber bei Emmerich schon. Ihre Visionen enthalten bestimmte sadomasochistische Elemente. Der Film stellt eine Möglichkeit der Deutung der Evangelien für die Zeit dar, die von der Gewalt fasziniert ist."
"Ich meine, dass man zwischen dem Antisemitismus und dem Antijudaismus unterscheiden muss. Der Film ist bestimmt nicht antisemitisch. Etwas anderes ist der Antijudaismus - eine Polemik mit dem Judentum als Religion, bestimmte antijudaistische Elemente sind darin enthalten und sie sind auch in den Evangelien zu finden. Es ist die Folge der Spannungen zwischen dem Christentum und dem Judaismus. Das waren zwei Richtungen, die parallel an die alte israelische Religion anknüpften. In den Grundtexten der beiden Religionen findet man polemische Erklärungen. Es stimmt, dass der Antijudaismus manchmal den Boden für verschiedene Formen des Antisemitismus bereitet hatte, deswegen muss man darauf achten. Aber antisemitisch ist der Film bestimmt nicht."