Smetanas Litomyšl: Opernfestival im Zeichen vieler Premieren

Mit einem Konzert der Tschechischen Philharmonie wurde am vergangenen Donnerstag das internationale Opernfestival „Smetanas Litomyšl“ eröffnet. Während der 25 Festivaltage erklingen in der Geburtsstadt von Bedřich Smetana und in der näheren Umgebung nicht nur Opern, sondern auch Musik verschiedener weiterer Genres.

Vojtěch Stříteský  (Foto: Archiv des Festivals)
Auf dem Programm des 57. Jahrgangs von „Smetanas Litomyšl“ stehen 37 Opernvorstellungen, Konzerte und auch literarisch-musikalische Veranstaltungen. Das Festivalprogramm steht im Zeichen von gleich mehreren Premieren. Vojtěch Stříteský ist künstlerischer Leiter der Festspiele:

„In tschechischer Premiere wird im nahe gelegenen Rokokoschloss Nové Hrady die Oper Pygmalion von Jean-Philippe Rameau aufgeführt. Die Oper wurde von der Regisseurin Magdalena Švecová zusammen mit dem Kammerensemble ‚18+‘ einstudiert, unter den Solisten sind Jaroslav Březina und Marie Fajtová vom Prager Nationaltheater. Ganz besonders möchte ich alle zu einer weiteren tschechischen Premiere einladen. Beim Festival wird das Oratorium ‚Die Passion Christi‘ des amerikanischen Komponisten John Debney aufgeführt. Das Werk geht von der Musik aus, die Debney für den gleichnamigen Film von Mel Gibson schrieb. Das Werk erklang bisher in voller Länge nur im Vatikan und in Córdoba in Spanien. Am 21. Juni erklingt es zum ersten Mal in Tschechien.“

Kateřina Chroboková  (Foto: YouTube)
John Debney wird die Brünner Philharmoniker beim Konzert persönlich leiten. Außer ihm kommen nach Litomyšl / Leitomischl auch die Sängerin Lisbeth Scott sowie der Musiker Pedro Eustache, der Blasinstrumente unterschiedlicher Völker spielt. Im Oratorium singen zudem die tschechische Sopranistin Alžběta Poláčková und der Tenor Aleš Briscein.

Eine Premiere erlebt beim Festival auch das Programm mit dem Titel „Die musikalische Erdkugel“, das vor allem für Kinder und Jugendliche bestimmt ist. Die jüngsten Besucher können während der Veranstaltung mit ihren Smartphones über die Dramaturgie des Konzerts mitentscheiden. Zum ersten Mal überhaupt erklingt beim Festival die Komposition „Veni creator spiritus“, die von der Organistin Kateřina Chroboková geschrieben wurde. Anlässlich des bevorstehenden 600. Todestags von Kirchenreformator Jan Hus wird zudem die Kantate „Das Credo von Magister Jan“ von Jaroslav Krček in Litomyšl uraufgeführt. Ihre Premiere erlebt beim Festival auch beispielsweise die musikalische Tanzvorstellung „Der Erwählte“, die vom gleichnamigen Roman von Thomas Mann inspiriert ist. Dazu Vojtěch Stříteský:

Jaroslav Tůma  (Foto: YouTube)
„Vor mehr als einem Jahr sagte mir der Organist Jaroslav Tůma, mit dem wir seit langem zusammenarbeiten, dass er ein Thema für eine Vorstellung habe. Ich war mir zunächst nicht sicher, ob das Konzert in die Piaristenkirche passen würde. Schließlich gelangte ich zur Einsicht, dass es nirgendwo anders als in der Kirche der Auffindung des Heiligen Kreuzes aufgeführt werden kann. Es ist ein Konzert mit Tanzvorstellung, das von der Musikimprovisation ausgeht. Zu den Ausführenden gehört neben Jaroslav Tůma auch Stefan Baier vom Regensburger Dom. Während der Vorstellung werden Ausschnitte aus Thomas Manns Roman ‚Der Erwählte‘ vorgetragen. Thomas Mann, sein Bruder sowie deren Familie sind auf der Flucht vor den Nazis 1935 oder 1936 Bürger der Stadt Proseč geworden, die damals zum Bezirk Litomyšl gehörte. Aus diesem Grund finde ich es wichtig, dieses humanistische Werk in unserer Region bekannt zu machen.“

Beim Festival werden insgesamt sieben Opern aufgeführt. Dabei treten nicht nur Opernsänger, sondern zum Beispiel auch die Zimbelspielerin und Sängerin Zuzana Lapčíková und der Sänger des Jahres, Dan Bárta, auf. Zu den Höhepunkten gehört das Galakonzert der Sopranistin der Metropolitan Opera in New York, Deborah Voigt. In einem Konzert wird zudem der international renommierte tschechische Bariton Adam Plachetka singen.

Das Festival „Smetanas Litomyšl“ findet nicht nur in Smetanas Geburtsstadt, sondern auch in Nové Hrady und Svitavy / Zwittau statt – und zwar bis 5. Juli.

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