Grausamkeiten aus dem böhmischen Hundehaltermilieu
Im folgenden Feuilleton beschäftigt sich Thomas Kirschner mit der Stellung des Hundes in der tschechischen Gesellschaft. Pelztier oder Mitarbeiter?
Wir vom Tschechischen Rundfunk möchten hier entschieden widersprechen. Die böhmischen Hunde tragen ihr Fell fast immer da, wo es hingehört, und oft sogar noch ein hübsches Jäckchen darüber. Überhaupt gehört Tschechien zu den Ländern, wo die Hunde am menschlichsten behandelt werden. Davon zeugt nicht zuletzt ein Dokument, das wir nachfolgend zitieren wollen: Eine Presseerklärung der Krebs-Stiftung Vize 97 von Dagmar und Vaclav Havel, dem früheren Präsidentenpaar. Wörtlich heißt es dort:
"Am Mittwoch, den 4. Januar 2006 starb im Alter von 14,5 Jahren Dagmar Havlovas Boxerhündin Sugar. Sie entschlief im Kreise ihrer Angehörigen daheim in der Delostrelecka-Gasse, am 9. Hochzeitstag der Eheleute Havel. Für die ganze Familie und die nahen Freunde der Eheleute Havel ist dies ein großer und schmerzlicher Verlust eines Familienmitglieds. Sugar war zugleich ehrenamtliche Mitarbeiterin der Stiftung Vize 97 von Dagmar und Vaclav Havel. Mit ihrer achtjährigen Tochter Madlenka (benannt nach Madeleine Albright, die sich zum Zeitpunkt ihrer Geburt gerade in Tschechien aufhielt) begleitete Sugar Dagmar Havlova regelmäßig in die Stiftung, wo sie zu einem untrennbaren Bestandteil des Arbeitsteams wurde. Trotz des schmerzhaften Verlustes wird Dagmar Havlova ihr Arbeitsprogramm nicht ändern."Soweit die Pressemitteilung der Havel-Stiftung Vize 97, die sich ansonsten glücklicherweise überwiegend mit dem Kampf gegen Darmkrebs befasst. Man sieht: um das Fell der tschechischen Hunde muss Mrs. McCartney keine Sorgen haben. Auch wenn es bei einheimischen Tierhaltern in der Tat gelegentlich zu schwer erträglichen Szenen kommt.