Hier ist eine Hundetoilette! Hundepissoire aus Brünn sollen Urinspuren auf Bürgersteigen verhindern
Die Brünner Firma Dog Production entwickelt Hundepissoire. Verkauft werden sie nicht nur an Privatleute, die ihren Garten reinhalten wollen, sondern auch an Städte und Gemeinden. Dort soll die Innovation für saubere und fleckenfreie Bürgersteige sorgen.
Was wäre der Mensch ohne seinen besten Freund: den Hund. Gerade in Prag gibt es traditionsgemäß eine hohe Anzahl der Vierbeiner. Über 90.000 wurden zuletzt gezählt – und das hinterlässt Spuren. Buchstäblich. Während sich die Zahl der Tretminen in Prag noch in Grenzen hält, zeichnen sich überall auf den Bürgersteigen und an den Hauswänden Flecke ab vom Urin der Tiere. Hier hat also ein Hund seine Marke hinterlassen. Ärgerlich. Unschön. Widerwärtig.
Abhilfe könnten nun Hundepissoire schaffen. Sie werden ausgerechnet in Brno / Brünn entwickelt – der Erzfeindstadt Prags. Neben der tschechischen Metropole haben auch Budapest und Warschau die Neuentwicklung angeschafft, ebenso wie Calgary in Kanada.
Erfindung aus Brünn erobert Prag, Budapest und Warschau
Hinter der sonderbaren Innovation, die die Städte schon bald ansehnlicher machen könnte, steht unter anderem die Graphikdesignerin Šárka Fialová. Im Interview für Radio Prag International erklärt sie die Genese der Idee, zu der es vor zehn Jahren kam:
„Den Einfall hatte mein Kollege František Tomeček. Er hat einen Hund namens Lumík und stellte fest, dass er immer an der gleichen Stelle urinierte, aber nicht nach Regen, da der Ort dann geruchslos war. Mit einigen weiteren Hundefreunden haben wir uns dann darüber ausgetauscht, wie absurd es doch sei, dass wir mittlerweile standardmäßig die Exkremente der Tiere einsammeln, es für den Urin aber keine Lösung gebe.“
František Tomeček entwickelte daraufhin eine Röhre mit Löchern. Ein Köder sozusagen. Denn wenn ein Hund an den Stab urinierte, blieb der Urin darin und gab eine Duftnote von sich, die auch durch Wind und Wetter nicht abgemildert wurde. Eine unwiderstehliche Einladung für andere Vierbeiner, dort auch ihre Marke zu hinterlassen…
Šárka Fialová war begeistert, und das Start-up der beiden entstand. Heute habe die Firma Dog Production zwei Produktlinien im Angebot, schildert die Gründerin. Die erste richte sich an Privatkunden:
„Wir zielen etwa auf Eigentümer von Häusern ab, die ihren Hund frei im Garten laufen lassen. Mitunter urinieren die Hunde an die Bäume und Blumen, die daraufhin eingehen können. Unser Pissoir besteht aus massivem Buchenholz und wird in die Erde gebohrt. Die Röhre ist mit Löchern versehen, über die ein Teil des Urins ins Innere gelangt. Für den Hund riecht das sehr gut, weshalb er sich dort Tag für Tag aufs Neue erleichtert.“
Für Städte und Gemeinden erwies sich diese Lösung jedoch als nicht geeignet. Zu leicht hätten die Holzpflöcke entfernt werden können, und zudem sei die Konstruktion schlichtweg zu klein gewesen. Fialová und Tomeček entwickelten deshalb ein weiteres Modell, das speziell auf die Nutzung in urbanen Räumen ausgelegt ist. Es handelt sich dabei um einen 90 Kilogramm schweren Betonpoller, der wie der Sockel einer Straßenlaterne gestaltet wurde – bekanntermaßen ein Ort, an dem sich Hunde mit großer Vorliebe erleichtern. Die Fake-Laterne hat Löcher wie ihr kleiner Bruder für den Vorgarten. Durch diese gelangt der Urin ins Innere. Und es gibt einen Auffangbehälter, der bei den Hunden für Begeisterung sorgt:
„Die Hunde werden von der Form, vor allem aber von dem Geruch angezogen. Sie benutzen das Pissoir auch mehrmals am Tag. Denn wenn vor ihnen ein fremder Hund eine Marke hinterlassen hat, wollen sie diese übertünchen – immer wieder aufs Neue.“
Erste Hundepissoire gab es bereits in den 1970ern
Das Hundepissoir von Fialová und Tomeček ist weltweit einmalig. Als die beiden feststellten, dass ihre Idee funktioniert, ließen sie diese folgerichtig in Europa patentieren. Sie seien jedoch nicht die allerersten gewesen, die sich mit einer solchen Lösung beschäftigt hätten, räumt Fialová ein:
„In den 1970er Jahren gab es in Frankreich eine ähnliche Erfindung, die auch patentiert war. Allerdings musste das Pissoir regelmäßig mit einer Chemikalie befüllt und anschließend gereinigt werden. Unsere Entwicklung hingegen funktioniert komplett wartungsfrei. Allein durch ihre Notdurft ziehen die Hunde andere an.“
Nur für Männchen
Eine Einschränkung hat die Wunderwaffe gegen Gestank und Urinspuren im Stadtbild aber dennoch: Genauso wie bei Toiletten für Menschen funktionieren die Pissoirs nur für die Männchen.
„Daran werden wir nichts ändern können. Für Weibchen gibt es kein Hundepissoir, und das wird wohl für immer so bleiben“, sagt die Unternehmerin. Doch das stelle eigentlich kein großes Problem dar…
„Die Hündinnen richten nicht so große Schäden an wie ihre männlichen Kollegen. Denn während die Männchen ihr gesamtes Territorium markieren, indem sie ihr Bein anheben und Statuen, Straßenecken, Sandkästen, Bäume oder Autoreifen anpinkeln, setzen sich die weiblichen Hunde hin. Sie lassen eher an einer Stelle Wasser – vor allem auf Rasenflächen.“
Und so brauche es gar kein Pissoir für Hundedamen, konstatiert Fialová. Als Frauchen einer Hündin hat die Firmeninhaberin deshalb auch noch keine Erfahrung mit den Hundetoiletten gemacht.
„Ich hatte eine Hündin, einen kurzhaarigen ungarischen Vorstehhund. Sie hat sich überhaupt nicht für die Pissoire interessiert.“
Anders verhält es sich aber mit dem Hund von Fialovás Kollegen František Tomeček. Lumík nämlich ist ein Männchen – und schwerbegeistert von den Hundepissoiren seines Herrchens:
„Er ist unser Ober-Anpinkler. Wenn wir irgendwo ein neues Hundepissoir installieren, ist Lumík schon vorbereitet und will dort seine Marke hinterlassen, damit der Ort später auch für andere Hunde gut riecht.“
Und so hat der Jack-Russell-Terrier schon in so manchen Städten seinen vierbeinigen Freunden den Weg in eine zivilisiertere Zukunft gezeigt.
Verbunden
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