Griechen-Krise: Nervosität auch in Prag, Außenminister Schwarzenberg für Ausstiegsregelung
Die Schuldenkrise und die pessimistischen Aussichten für Griechenland sind derzeit das beherrschende Thema in der EU. Obwohl nicht Teil der Eurozone, schauen auch die Tschechen mit banger Mine über die Grenzen. Denn sobald die deutsche Wirtschaft hustet, wird im Nachbarland das Fieberthermometer gezückt. Wie also denken Wirtschaft und Politik in Tschechien über die Krise?
Außer an der Börse ist die Schuldenkrise zudem in den tschechischen Medien präsent, aber natürlich nicht so sehr wie in Deutschland. Doch auch hierzulande fragt man sich: Was kommt wohl als Nächstes? In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks antwortete zum Beispiel Wirtschaftswissenschaftler Jan Novotný vom renommierten Prager Institut Cerge-EI:
„Der Moment eines Bankrotts des griechischen Staates ist tatsächlich näher als je zuvor. In der vergangenen Woche haben sich eine ganze Reihe von Dingen ereignet: So haben sich zum Beispiel die amerikanischen Banken vom europäischen Schuldenproblem distanziert, es kam zu einem offenen Streit zwischen dem Chef der Deutschen Bank und der Chefin des Internationalen Währungsfonds. Ein Banker der Europäischern Zentralbank ist zurückgetreten, zufälligerweise ein Deutscher. Und diese Serie von Ereignissen hat zu einer Panik auf den Finanzmärkten geführt.“ Zusätzlich hätten die Proteste in Italien gegen Sparmaßnahmen negativ gewirkt, ergänzte Novotný.
Eine Änderung des EU-Reformvertrags von Lissabon aber kann sich Schwarzenberg nicht vorstellen. Der Vertrag ist erst seit Dezember 2010 in Kraft und war auch wegen Zusatzforderungen des tschechischen Präsidenten Klaus nur unter großen Anstrengungen zustande gekommen. Wie auch immer die Lösung aussehen mag, Tschechien werde sich zurückhaltend äußern, fügte Schwarzenberg an.