Großdemonstration gegen Premierminister Paroubek in Prag
Mit seinem Rundumschlag am Wahlabend hat Premierminister Jiri Paroubek viele Menschen in Tschechien gegen sich aufgebracht. In einer Ansprache voller persönlicher Angriffe beschuldigte Paroubek am Samstag die Demokratische Bürgerpartei ODS sowie Journalisten der Wahlmanipulation und zog einen Vergleich zum kommunistischen Putsch von 1948. Für viele ist er damit eindeutig zu weit gegangen und das brachten sie am Dienstag auf einer Großkundgebung in Prag zum Ausdruck. Silja Schultheis war vor Ort.
"Ich demonstriere dafür, dass Paroubek völlig aus der Politik verschwindet", sagte eine junge Frau und brachte damit sehr gemäßigt auf den Punkt, was viele Demonstranten wesentlich radikaler ausdrückten:
"Wir wollen keinen neuen Hitler oder Gottwald", sagte eine alte Frau, die ein Transparent mit einem Paroubek-Verbotsschild hielt. "Ich wünsche mir endlich eine gute Regierung und drücke daher die Daumen, dass die jetzt begonnenen Koalitionsverhandlungen zwischen der Demokratischen Bürgerpartei, den Christdemokraten und den Grünen erfolgreich ausgehen."Hitler, Gottwald, Mussolini - mit historischen Vergleichen waren die Demonstranten nicht zimperlich. Eine Reaktion auf das offene Liebäugeln Paroubeks mit den Kommunisten - seit Monaten hatte der Premierminister eine sozialdemokratische Minderheitsregierung unter kommunistischer Tolerierung angestrebt. Dass ausgerechnet er jetzt das Verhalten der Opposition mit dem kommunistischen Putsch von 1948 vergleicht, ging selbst manchem Sozialdemokraten zu weit.
Für Mittwochnachmittag kündigten die Organisatoren eine weitere Großdemonstration an - in der Hoffnung, dass diese sich zu Massenprotesten ausweitet.