Grundschule in der Kladská-Straße wurde 100 Jahre alt
Dank seinem zentralen kleinen Turm und dem archaischen Eingang mit einem Vorgarten wird das Schulgebäude in der Kladská-Straße oft von Filmemachern benutzt. In die Grundschule im Stadtteil Vinohrady, die in den vergangenen Tagen ihr 100-jähriges Jubiläum feierte, führt Sie Martina Schneibergová im folgenden Spaziergang durch Prag.
"Weise und besonnen haben die Stadtväter gehandelt, als sie an der Wende des 19. und 20. Jahrhunderts die Schule gründeten. Sie hatten zweifelsohne die Absicht, eine Schule zu errichten, auf die die Gemeinde stolz sein konnte,"
schreibt die jetzige Direktorin der Grundschule in der Kladská-Straße, Marie Karla Nováková, in dem Almanach, der anlässlich des runden Jubiläums der Schule herausgegeben wurde. Für die neue Schule wurde der bestmögliche Platz gefunden, und der damals beste Architekt von Vinohrady - Antonin Turek - wurde mit dem Bau beauftragt. Neben dem bekannten Wasserturm - einer Dominante des Stadtteils Vinohrady/Weinberge, entwarf Turek in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts z. B. auch zehn große Schulgebäude, die bis heute ihrem ursprünglichen Zweck dienen, darunter das Neorenaissancegebäude der einstigen Realschule in der Straße Na Smetance.
Ein weiteres berühmtes Schulgebäude von Antonin Turek ist das Gebäude der einstigen Knabenschule in der Kladská-Straße - heute eine neunjährige Grundschule mit erweitertem Fremdsprachenunterricht. Das historische Schulgebäude und seine Umgebung boten dem Filmregisseur Filip Renc die entsprechende Kulisse für seinen in Tschechien inzwischen höchst populären Film "Rebelové" (Die Rebellen), der in den 60er Jahren spielt.
An den Feierlichkeiten zum 100. Jubiläum der Schule nahmen viele ehemalige Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler teil. Unter den Schulabsolventen fanden sich berühmte Persönlichkeiten des tschechischen Kulturlebens - z. B. den Schriftsteller und Publizisten Pavel Kohn, den Gitarristen Michal Pavlicek, die Solotänzerin Hana Vlacilova oder die Schauspielerin Jitka Molavcova. Der älteste ehemalige Schüler, der an den Feierlichkeiten teilnahm, war offensichtlich Jiri Vesely, der im Jahre 1924 die Schule beendete:
"Das ganze Leben lang lebte ich in Vinohrady/in den Weinbergen, damals hießen sie noch die Königlichen Weinberge. Es sah hier ein wenig anders aus, aber die Gehsteige waren bemalt - wie manchmal heute auch. Meine Tochter, mein Sohn und mein Enkelsohn besuchten auch diese Schule. Und jetzt besucht meine Urenkelin die "Kladská"."
Es ist kein Ausnahmefall, dass drei Generationen dieselbe Schule besuchten, denn die neunjährige Grundschule in Kladská ist dank des erweiterten Fremdsprachenunterrichts schon längst ein Begriff geworden - auch in Zeiten, als es an den tschechischen Grundschulen außer dem obligatorischen Russisch so gut wie keinen Fremdsprachenunterricht gab. Auch der Schüleraustausch wurde in der Kladská im Rahmen der Möglichkeiten gepflegt. Dazu der stellvertretende Direktor der Schule, Ladislav Bosek:
Die Lehrerin Katerina Vavrova hat einst auch die Schule in der Kladská-Straße besucht. Was für ein Gefühl ist es, als Pädagogin sozusagen in die "eigene" Schule zurückzukehren?
Zu den ehemaligen Schülern von Kladská, die im Ausland leben, gehört auch Margareta Meissner, die fast zwanzig Jahre lang in Norwegen lebt. Wie erinnert sie sich an ihre Prager Grundschule?
Mit diesem Lied, das die Schülerinnen im Film "Rebelové" vor der Schule in der Kladská-Straße singen, beenden wir den heutigen Spaziergang durch Prag.