Handarbeit für einen guten Zweck: Der Jahrmarkt der sozialen Unternehmen in Prag
Beim Jahrmarkt der sozialen Unternehmen präsentieren sich Firmen mit einer besonderen Ausrichtung. Sie beschäftigen nämlich gesundheitlich oder sozial benachteiligte Menschen. Dieser Jahrmarkt fand vergangene Woche nach einer mehrjährigen Corona-Pause erstmals wieder in Prag statt.
Leider ist dieses Mal das Wetter nicht besonders gut. Trotzdem tummeln sich einige Menschen auf dem Georg-von-Podiebrad-Platz (Náměstí Jiřího z Poděbrad). Vor der Herz-Jesu-Kirche stehen etwa 25 Marktstände, jeder Stand gehört zu einem sozialen Unternehmen. Wer hier ein Produkt kauft, kann sich sicher sein, dass damit Arbeitsplätze für sozial Benachteiligte und Menschen mit Behinderung geschaffen werden.
Organisiert wird das Event vom tschechischen Ministerium für Arbeit und Soziales. Hinter dem Projekt steckt die Idee, der breiten Öffentlichkeit das Konzept sozialer Unternehmen näherzubringen. Denn diese nutzen die Kreativität und das handwerkliche Geschick von Menschen mit Behinderung. Miriam Vránová arbeitet für das Ministerium. Sie betont einen weiteren Aspekt des Jahrmarkts:
„Wir unterstützen mit dem Jahrmarkt Menschen, die soziale Unternehmen gründen wollen. Hierfür bietet das Ministerium ein regionales Netzwerk aus Mentoren, Beratern und Experten an. Interessierte können auch bei einigen Unternehmen ein Praktikum machen. Das Ministerium möchte, dass neue soziale Betriebe entstehen. Mit dem Jahrmarkt unterstützen wir diese Idee.“
Auf dem Jahrmarkt werden also nicht nur Waren verkauft, sondern auch neue Kontakte geknüpft. An den Marktständen gibt es allerlei kunsthandwerkliche Dinge zu kaufen. Von Stickereien wie Topflappen oder Kuscheltieren über Seifen und Töpferwaren bis hin zu Süßigkeiten und Gebäck findet man vieles Schönes und Nützliches. Die Produkte werden meist in Behindertenwerkstätten hergestellt. Die Arbeit bietet den Mitarbeitern nicht nur eine Struktur im Alltag, sondern auch ein festes Einkommen.
Trotz Regen lassen sich die Verkäufer die gute Laune nicht nehmen. Dominik steht an einem Stand und verkauft Second-Hand-Ware:
„Wir sind sehr froh, denn wir haben Ware für insgesamt 1500 Kronen verkauft (etwa 60 Euro, Anm. d. Red.). Ich finde das cool. Wir bieten kleine Gegenstände aus unserem Second-Hand-Laden an. Es ist ein gemeinnütziger Laden, der von Sachspenden lebt. Er befindet sich in Prag 3 in der Rokycanova. Unsere Waren sollen Freude bereiten, zum Beispiel verkaufen wir Spielsachen für Kinder oder Bücher. Heute haben wir einen Minirock verkauft an eine Frau, die an einem anderen Stand arbeitet. Für mich bedeutet sozialer Handel vor allem, sich gegenseitig zu helfen und an einem Strang zu ziehen.“
Dominik arbeitet für das wohltätige Unternehmen Come Back Charity in Prag.
„Mit dem eingenommenen Geld unterstützen wir Menschen, die Probleme mit Drogen haben. Die meisten Klienten sind abhängig von Heroin, Pervitin und anderen Substanzen. Unsere Organisation heißt Come Back Charity, denn wir wollen den Menschen helfen, wieder in ein normales Leben zurückzukehren“, sagt der Verkäufer.
Etwas weiter, an einem bäuerlich anmutenden Stand, steht eine Frau. Sie schaut sich Tongefäße an, die mit Blumen oder Tieren verziert sind:
„Ich möchte Tassen für meine Großmutter und meine Mutter kaufen. Mir gefallen die Produkte hier besonders gut, denn sie werden von Menschen mit Behinderung hergestellt. Tatsächlich habe ich auch eine Behinderung. Man sieht es mir nur nicht an, weil diese geistig ist. Darum ist es mir besonders wichtig, hier etwas zu kaufen. Und eigentlich ist es auch gar nicht so teuer, wenn man die Qualität mitberücksichtigt. Zudem wird das Geld für wohltätige Zwecke verwendet.“
Der Stand, an dem die Kundin gerade die Töpferwaren betrachtet, bietet auch Blumensträuße an. Die Verkäuferin:
„Wir stellen alles selbst her. In unserem Keramik-Workshop bemalen wir auch die Waren. Das Geschirr haben meine Kollegen gemacht, ich binde Blumensträuße. Auf unserem Bauernhof Toulcův Dvůr in Prag-Hostivař haben wir einen Garten, in dem unsere Blumen wachsen und wir Gemüse anbauen.“
Auch wenn wetterbedingt dieses Mal nicht übermäßig viel los war, waren die meisten Unternehmen doch froh über ihre Umsätze. Der genaue Termin für den nächsten Jahrmarkt dieser Art steht noch nicht fest. Er werde aber rechtzeitig angekündigt, versichern die Organisatoren.