Hanna Schygulla in Prag für Lebenswerk geehrt – Schauspielerin dankt mit Brecht-Lied

Hanna Schygulla (Foto: ČTK)

„Berlin Alexanderplatz“, „Lili Marleen“ und natürlich „Die Ehe der Maria Braun“. Man braucht nur diese Filme zu nennen und schon hat man zwei Namen: Rainer Werner Fassbinder und Hanna Schygulla. Regisseur Fassbinder starb bereits 1982, Schauspielerin Schygulla ist mittlerweile in dem Alter, Preise für ihr Lebenswerk entgegenzunehmen. Im Februar war dies bei der Berlinale der Fall und am Donnerstag nun auch in Prag zum Auftakt des Filmfestivals Febiofest. Radio Prag war bei der Pressekonferenz von Hanna Schygulla.

„Fassbinder hat schon als junger Mensch einen Satz immer geschrieben, wenn er unterschrieben hat, der erstaunlich ist für einen jungen Menschen. Und zwar: ´Life is very precious right now.´ - Das Leben ist so kostbar eben jetzt. Dieser Satz gewinnt für mich auch immer mehr Bedeutung“, so sieht sich Hanna Schygulla heute.

Prag erlebte beim Febiofest die deutsche Schauspielerin in einer Doppelrolle: als gereifte Filmschauspielerin von 66 Jahren und noch einmal als Maria Braun in Rainer Werner Fassbinders Erfolgsstreifen aus dem Jahr

Hanna Schygulla mit Fero Fenič  (Foto: ČTK)
1979. Mit der „Ehe der Maria Braun“ wurde am Donnerstag das Febiofest aus gutem Grund eröffnet, denn Hanna Schygulla war geladen, um einen Preis des Filmfestivals entgegenzunehmen. Schygulla erhielt den so genannten Kristián für ihr Lebenswerk. Dieses Lebenswerk ist aber vor allem mit Rainer Werner Fassbinder verbunden.

„Wir sind uns zwar schon auf der Schauspielschule begegnet. Aber ich bin frühzeitig abgegangen, ich bin geradezu geflohen, weil ich das Gefühl hatte, ich werde immer schlechter. Aber er hatte einen besseren Durchblick als ich, wie in so manchem anderen auch. Er hat mich dann nach einem Jahr gesucht und gefunden, und wir haben von seinen mehr als 50 Werken mehr als die Hälfte miteinander geteilt.“

Seit dem Tod von Fassbinder hat Hanna Schygulla regelmäßig weiter Filmrollen übernommen. Eine davon sogar in einer tschechisch-deutschen Koproduktion, im Kinodrama „Lea“ von Regisseur Ivan Fíla, das 1997

Hanna Schygulla  (Foto: ČTK)
herauskam, aber keinen großen Erfolg hatte. Neben Filmcharakteren hat Schygulla in den letzten Jahren zudem Chansons interpretiert. Für Prag hatte sie sich etwas Besonderes ausgedacht: ein Lied, dessen Text Bertold Brecht schrieb. Das Lied habe sie, wie sie sagte, schon auf der Schule gelernt. In ihm komme Prag vor, über Prag aber auch die ganze Welt:

„Am Grunde der Moldau
wandern die Steine,
es liegen drei Kaiser
begraben in Prag.Das Große bleibt groß nicht,
und klein nicht das Kleine.
Die Nacht hat zwölf Stunden,
und dann kommt der Tag.“

Autor: Till Janzer
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