„Havel“: Neues Biopic über Václav Havel setzt auf Emotionen
„Havel“ – so lautet der einfache Titel eines neuen Films, der an diesem Donnerstag in die tschechischen Kinos kommt. Der Streifen ist keine Doku, sondern eine private Biographie des Dramatikers, Dissidenten und späteren Staatspräsidenten Václav Havel.
Der neue Streifen von Regisseur Slávek Horák zeigt das Leben Václav Havels von 1968 bis 1989. Es geht also um die Zeit vor der Wende, bevor er zum Staatsoberhaupt wurde. Er habe sich nicht auf Fakten konzentriert, die er den Historikern überlasse, sondern auf Emotionen, sagte der Regisseur nach der ersten Projektion. Sein Werk ist auf Havels Privatleben fokussiert: Gezeigt werden sein Kampf für Gerechtigkeit, wie er vom Regime verfolgt wurde, wie seine moralischen Ansichten entstanden sind, aber auch seine Zweifel und sein Humor. Nicht verschwiegen werden zudem die komplizierten Liebesbeziehungen Havels mit mehreren Frauen:
„Für uns war von grundlegender Bedeutung, private Dinge zu zeigen. Der Film basiert darauf. Denn wie man sich in seinem Privatleben verhält, spiegelt sich auch im öffentlichen Leben wider – und umgekehrt.“
Soweit Slávek Horák. Zudem helfe die Darstellung des Privatlebens dem Zuschauer, die Geschichte besser nachzuvollziehen, glaubt der Regisseur:
„Nur wenige Menschen können Havels Kampf gegen die Kommunisten und seinen Aufenthalt im Gefängnis unmittelbar nachvollziehen. Jeder kann sich aber in die Ehekrise, in die problematischen Liebesbeziehungen hineindenken, die Havel wie jeder von uns erlebt hat.“
In einigen Einstellungen wechselt die Handlung von der Realität ins Theater: Die dramatischen Szenen aus Havels Leben werden in dem Film auf der Bühne gespielt:
„Havel war ein Dramatiker. In dem Film gibt es aber nur wenig Theater zu sehen, denn die Geschichte beginnt in jener Zeit, als ein Arbeitsverbot gegen ihn verhängt wurde. Das fanden wir schade, wir wollten das Theater irgendwie hineinbringen. Zudem habe ich mir vorgestellt, dass Havel als Dramatiker manche Situationen aus seinem Leben vielleicht wirklich wie Theaterszenen wahrgenommen hat. Es sind eigentlich Projektionen seiner Sichtweise.“
Viktor Dvořák spielt Václav Havel. Zwei Monate lang übte der Schauspieler zum Beispiel Havels Sprechfehler, das typische Reibe-R:
„Die Daten und historischen Zusammenhänge sind nicht das Wichtigste. Ich musste das Essentielle an diesem Menschen in mich aufnehmen, deswegen habe ich mir mehrere Dokumentarfilme angeschaut. Ich war zehn Jahre alt, als Havel zum Präsidenten gewählt wurde, also bin ich mit ihm aufgewachsen. Nun habe ich festgestellt, dass ich ihn beiläufig irgendwie aufgesogen habe.“
Der Film erzählt vor allem von Havels Privatsphäre, dennoch werden auch historische Ereignisse gezeigt. Wie etwa die Massenkundgebungen auf dem Wenzelsplatz im November 1989. Regisseur Slávek Horák:
„Für die Szene mit Menschenmassen auf dem Wenzelsplatz haben wir mehrere Elemente kombiniert. Zum Glück haben wir gerade am 30. Jahrestag der Samtenen Revolution gedreht. In Prag fanden eine große Kundgebung sowie ein Fest der Freiheit statt, da konnten wir große Menschenmassen filmen. Aus diesen Aufnahmen und vielen Computertricks entstand dann die Szene auf dem Wenzelsplatz.“
Laut dem Regisseur geht es im Film „Havel“ aber nicht nur um die extremen Situationen im Leben einer außerordentlichen Persönlichkeit:
„Es geht um den täglichen Kampf damit, ob man sich unterordnet und seinem Arbeitgeber oder den politischen Spitzen dient, oder ob man seine eigene Freiheit behält, selbst wenn diese Nichtkonformität Nachteile mit sich bringt. Ich finde es richtig, die Augen auf dieses Thema zu lenken und daran zu erinnern, denn die Menschen neigen in ihrem Alltag dazu, bequem zu werden. Es erfordert Energie und Anstrengung, sich gegen die Unterdrückung zu stemmen.“