Heißer Sommer: Mehr Arbeit für die Wildtierauffangstation in Prag
Wenn Wildtiere bei Verletzungen nicht mehr weiter können und von Menschen gefunden werden, dann kommt die Auffangstation ins Spiel. Seit zehn Jahren besteht auch in Prag eine solche Einrichtung. Sie ist überfüllt – wegen der Hitze und weil sie immer noch in provisorischen Räumen arbeiten muss.
„In den vergangenen Tagen, in denen es so heiß war, haben wir mehr Jungtiere als sonst bekommen“, sagt Zuzana Pokorná.
Sie ist die Haupttierpflegerin in der Auffangstation für frei lebende Tiere in Prag. Pokorná zeigt die Volieren für die kleinen und für die großen Singvögel. Denn die meisten Patienten auf dem Areal haben Flügel. Vögel bilden hier etwa zwei Drittel der aufgegriffenen oder abgegebenen Wildtiere.
Die Jungtiere vieler Vogelarten würden die hohen Temperaturen in den Nestern derzeit nicht aushalten und heraushüpfen, sagt Pokorná:
„Das machen etwa Turmschwalben, Spatzen oder Meisen – eigentlich alle Vögel, die an Häusern nisten. Also an den Fassaden, die sich stark aufheizen und keinen Schatten bieten. Jungvögel fallen nicht einfach so aus ihren Nestern.“
Manchmal würden die Menschen die verletzten Jungtiere direkt in die Station bringen, so die Pflegerin. Häufiger würden sie aber anrufen, um sich beraten zu lassen.
„Gerade haben Leute angerufen, weil sie drei junge Eichhörnchen auf dem Boden gefunden haben. Sie gehören ebenfalls zu jenen Tieren, deren Nachwuchs bei Hitze aus dem Nest hüpft. Solche Anrufe erhalten wir derzeit vermehrt. Aber auch an Tagen mit starken Regenfällen oder danach werden viele verwaiste Jungtiere gefunden“, erläutert die Pflegerin.
In der ersten Hälfte dieses Jahres hat die Auffangstation vor allem wegen der Hitze schon ein Fünftel mehr Tiere aufgenommen als im gleichen Zeitraum 2021. So sind derzeit rund 1000 kleine und größere Patienten vor Ort. Neben Vögeln und Eichhörnchen handelt es sich besonders um Igel und Hasen. Wenn möglich, werden die Tiere nach der Behandlung wieder in der Natur ausgesetzt.
Doch voll ist es in den Volieren und Gehegen eigentlich immer – auch weil man seit der Eröffnung vor zehn Jahren zum Teil in Baucontainern ausharren muss. Zuzana Pokorná:
„In der ersten Hälfte dieses Jahres haben wir rund 3000 Tiere aufgenommen. Im Mai, Juni und Juli waren es jeweils 600 bis 900. Aber es ist hier wirklich alles enorm eng. Wir bemühen uns sehr, dass die Tiere darunter nicht leiden. Aber wir brauchen einfach mehr Platz, mehr Volieren, eine bessere Ausstattung. Dann wäre es einfacher, und die Tiere hätten bessere Bedingungen.“
Betreiber der Wildtierauffangstation am Rand des Stadtteils Jinonice ist die staatliche Forstverwaltung für Prag. Sie hat bereits 2019 einen Antrag auf einen Umbau gestellt. Dieser wurde von der Stadt auch genehmigt. Vít Hofman ist Sprecher des Prager Magistrats:
„Auf dem Areal der neuen Auffangstation soll eine Rettungsstation mit einem Operationssaal und mit mehreren Intensivbetreuungsplätzen entstehen. Zudem sind Reha-Volieren und -Gehege vorgesehen. Eine grundlegende Rolle kommt der Einrichtung für Schwäne und weitere Wasservögel zu sowie den Volieren für Eichhörnchen-Junge.“
Bis 2024 will man den Umbau abschließen. Die neue Auffangstation soll auch mehr Umweltschutz ermöglichen, zum Beispiel indem Regenwasser genutzt wird.