Hilfsorganisationen melden Rekordsummen – Spendenbereitschaft der Tschechen ist phänomenal

Die Tschechen sind auch weiterhin sehr spendierfreudig.

Klára Šplíchalová | Foto: Tereza Kunderová,  Tschechischer Rundfunk

In diesem Jahr verzeichneten die größten tschechischen karitativen Organisationen Rekordsummen an Spenden. Anfang Dezember informierte das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen darüber, dass tschechische Bürger im Verlaufe des Jahres rund neun Milliarden Kronen (360 Millionen Euro) für karitative Zwecke spendeten. Die Tageszeitung „Právo“ berichtete am Freitag inzwischen schon über rund zwölf Milliarden Kronen (480 Millionen Euro) an Spenden. Ein Großteil der finanziellen Mittel war für die Hilfe für die Ukraine bestimmt. Zudem unterstützten zahlreiche Spender die vom verheerenden Brand betroffene Böhmische Schweiz. Klára Šplíchalová leitet das Spenderforum (Fórum dárců). Sie sagte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks, in den letzten Jahren sei die Spendenbereitschaft der Tschechen insgesamt angestiegen:

„Ich bin davon überzeugt, dass die Tschechen in diesem Bereich mit dem Ausland Schritt halten. Das finde ich gut. Andererseits wirken sich die Energiekrise und weitere negative Erscheinungen von globalem Charakter auch auf das Spenden hierzulande aus.“

Russlands Krieg gegen die Ukraine habe die Spendenbereitschaft der Tschechen bedeutend beeinflusst, meint Šplíchalová:

„In erster Linie rief die Invasion eine starke Welle von Solidarität hervor und die Bereitschaft, zu helfen. Dies war in der ersten Jahreshälfte entscheidend. Wir waren alle stolz darauf, was die Tschechen fertiggebracht haben und wie großzügig und spendenbereit sie waren.“

Tomáš Vyhnálek | Foto: Tschechischer Rundfunk

Geld schickten die Menschen vor allem den bekannten Hilfsorganisationen.

Eine davon ist „Člověk v tísni“ (Mensch in Not). Die NGO habe in diesem Jahr eine Rekordsumme von Spenden erwartet. Dies habe sich auch erfüllt, sagt Tomáš Vyhnálek. Er leitet die Abteilung Foundraising bei der renommierten Hilfsorganisation:

„Leider ist der Rekord durch Russlands Krieg gegen die Ukraine verursacht worden. Ein Großteil der Spenden war für die Ukraine bestimmt. Insgesamt kamen während dieses Jahres in unserer Organisation bisher rund 2,35 Milliarden Kronen (94 Millionen Euro) zusammen. Das ist wirklich phänomenal und zeigt, dass die Tschechen extrem spendierfreudig sind.“

Die diesjährige Gesamtsumme von Spenden sei dabei fünf Mal höher als die Summe vom vergangenen Jahr, merkt Vyhnálek an.

„Dabei darf nicht vergessen werden, dass im vergangenen Jahr einige Gemeinden in Südmähren von einem verheerenden Tornado getroffen wurden, sodass schon damals die Spendenbereitschaft größer als in den Jahren zuvor war.“

Die Hilfsorganisation Člověk v tísni wird sowohl von Einzelpersonen, als auch von Firmen unterstützt. Tomáš Vyhnálek:

„Die Basis unseres Spendernetzes bilden Einzelpersonen. Wir werden aber auch von großen Mäzenen gefördert. Diese interessieren sich für unsere Arbeit in Tschechien. Das betrifft den Kampf gegen Not und soziale Probleme. Wir stützen uns sowohl auf Kleinspender, als auch auf die Mäzene.“

Hilfe für die Ukraine | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Rund eine halbe Million Menschen überwiesen laut Vyhnálek Spenden auf das eigens eingerichtete Konto „SOS Ukraine“. Die Hilfsorganisation hat direkt in der Ukraine zudem 270 Mitarbeiter im Einsatz.

„Bisher haben wir dort rund einer halben Million Menschen geholfen. Neben Lieferungen von Lebensmitteln, Trinkwasser und weiteren notwendigen Sachen bereiten wir uns dort auf den Winter vor. In den letzten Monaten haben wir an Rekonstruktionen von Häusern gearbeitet. Zudem liefern wir Decken, Öfen und vieles mehr in die Ukraine.“

Eine langfristige Spendensammlung läuft laut Vyhnálek über den Freundeskreis der Hilfsorganisation. Dessen Mitglieder spenden regelmäßig.

„Sie halfen uns in den ersten Minuten nach der russischen Invasion in der Ukraine. Dank dem Unterstützerkreis sammeln wir regelmäßig Geld, um darauf vorbereitet zu sein, wenn ein Krieg ausbricht oder es zu einem Erdbeben kommt.“

Vyhnálek meint, dass die Menschen wegen der Inflation und der Energiekrise vielleicht Angst vor der Zukunft hätten. Trotzdem seien während des letzten Monats 30 Millionen Kronen (1,2 Millionen Euro) Spenden für die Ukraine zusammengekommen. Dies zeuge davon, dass die Menschen in Tschechein weiterhin spendenbereit seien, so Vyhnálek.

Autoren: Martina Schneibergová , Martina Mašková
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