Historischer Buchbestand des Erzbistums zieht ins Strahov-Kloster um
Das Prager Erzbistum will historische Werke aus seinen Beständen für die Fachöffentlichkeit zugänglich machen. Deswegen werden im Laufe der Sommermonate mehrere Tausend Bücher ins Strahov-Kloster gebracht. Denn dort bestehen geeignete Studienräume.
Der Archivar Vít Kochánek packt alte Bücher in Umzugskisten. Gerade habe er eine Bibel in der Hand, die 1540 in Antwerpen gedruckt wurde, sagt er. Es ist eines der ältesten Werke, die nun ausgelagert werden.
In der Bücherei des Prager Erzbistums befinden sich unzählige historische Bände. Rund 10.500 von ihnen werden in Zukunft in den herrlichen Räumen des Klosters auf dem Strahov-Hügel aufbewahrt. Jiří Princ ist Sprecher des Erzbistums. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte er, dass das inhaltliche Spektrum der Bücher weit reiche:
„Sehr wertvoll sind zum Beispiel jene Drucke, die sich mit Architektur beschäftigen sowie mit Kunstgeschichte oder allgemein mit Sammlertätigkeit.“
Die ältesten Werke stammen aus der Bibliothek von Anton Brus von Müglitz. Er war der erste Bischof in Prag nach den religiösen Wirren, die durch die Hussitenkriege entstanden waren. Archivar Vít Kochánek kennt als studierter Historiker die Hintergründe.
„Wegen der Hussitenkriege war die Spitze des Prager Erzbistums ab 1421 nicht besetzt. Die Vakanz bestand bis 1561, als sich Kaiser Ferdinand I. darum bemühte, die Bistumsverwaltung zu erneuern. Dazu hob er Anton Brus von Müglitz auf den Posten. Dieser war zuvor bereits Erzbischof von Wien gewesen und brachte von dort die ersten Bücher in das Erzbischöfliche Palais in Prag“, so Kochánek in einem Interview für Radio Prag International.
Die gesamte Sammlung, die nun ins Strahov-Kloster kommt, nennt sich Manderscheid-Bibliothek. Denn allein 7000 der Bände stammen von Johann Moritz Gustav von Manderscheid-Blankenheim. Er ist daher der Namensgeber. Dieser Geistliche war zwischen 1735 und 1763 Erzbischof von Prag.
„Er hatte eine schwierige Beziehung zu Maria Theresia. Der Beginn der Regierungszeit der Kaiserin deckte sich mit Manderscheids Wirken am Prager Erzbistum. Maria Theresia fand jedoch, dass sich der Erzbischof während der von ihr geführten Kriege nicht genügend loyal verhalten hatte. Daher verweigerte sie ihm den Zugang zum Kaiserhof. Wir sagen intern etwas scherzhaft, dass sich Manderscheid deswegen in seine vielen Bücher verkrochen habe“, schildert Kochánek.
Wie der Archivar weiter ausführt, haben seine Kollegen und er in den vergangenen drei Jahren die Manderscheid-Bibliothek erstmals komplett gesichtet:
„Dabei sind wir zur Auffassung gelangt, dass die Bücher besser auf dem Strahov aufgehoben sind. Denn dort haben Forscher einen leichteren Zugang zu den Beständen. Die Studienräume im Erzbistum sind hingegen zu klein.“
Das Strahov-Kloster wird von den Prämonstratensern verwaltet. Es ist eine der am meisten besuchten Sehenswürdigkeiten in Tschechien. Der Großteil der über 250.000 Besucher im Jahr kommt gerade wegen der historischen Bibliothek dorthin.