„Historischer Kompromiss“ – tschechische Reaktionen auf Klimavertrag
Bis zum Schluss wurde gezittert. Doch am Samstagabend war der erste wirklich weltweite Klimavertrag unter Dach und Fach. Auch tschechische Politiker sind voll des Lobes für dieses Ergebnis der Uno-Klimakonferenz in Paris, Umweltschützer urteilen hingegen vorsichtiger.
Zentrales Ziel ist es, die Erderwärmung durch Treibhausgase auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Allerdings soll jedes Land selbst über seinen Beitrag zur Rettung des Klimas entscheiden können. Verbindliche Forderungen gibt es also nicht in dem Vertrag, dabei sind die vorliegenden Klimaschutzpläne bisher nicht ausreichend. Dennoch zeigte sich auch der tschechische Umweltminister Richard Brabec zufrieden. Der Politiker der Partei Ano sagte gegenüber dem Tschechischen Fernsehen:
„Der Vertrag soll ja von jedem Land ratifiziert werden, und daraus entstehen die Verbindlichkeiten für die einzelnen Länder. Man muss auch klar sagen, dass dies derzeit das Maximum des Erreichbaren ist. Dass hunderte von Einzelverpflichtungen der Staaten ausgehandelt werden könnten, ist in der heutigen Welt eine irreale Vorstellung. Aber auch so bedeutet der Vertrag einen unglaublichen Durchbruch. Und wir glauben fest daran, dass das Vorhaben, zu dem sich erstmals eine solche Masse an Ländern bekannt hat, auch erreicht wird.“Premier Bohuslav Sobotka nannte den Klimavertrag sogar einen „historischen Kompromiss“. Umweltschützer dämpfen allerdings die Freude. František Marčík vom unabhängigen Prager Institut für globale Politik (Glopolis):
„Man muss auch betonen, dass noch sehr viel Arbeit auf uns zukommt. Der Vertrag selbst garantiert nicht die Einhaltung des gewünschten Ziels von maximal 1,5 oder 2 Grad Erderwärmung.“
Viel zu tun – das gilt auch für Tschechien. Gegenüber 1990 ist der Ausstoß an Treibhausgasen hierzulande zwar schon deutlich gesunken, konkret um 34 Prozent. Aber Umweltschützer weisen auf die hohen Pro-Kopf-Emissionen hin. Petra Roubičková, Sprecherin von Umweltminister Brabec, erläuterte gegenüber Radio Prag, dass aber genau hier die tschechische Klimapolitik ansetze.„Die Tschechische Republik produziert derzeit rund zwölf Tonnen CO2-Äquivalente pro Person und Jahr. Das Ziel von Umweltminister Brabec und seines Ministeriums ist jedoch, diese Zahl deutlich zu senken und und dem Durchschnitt der EU näherzukommen.“
Der EU-Schnitt liegt bei sieben Tonnen an Äquivalenten pro Person und Jahr. Um dorthin zu gelangen, verweist das Umweltministerium auf mehrere Maßnahmen. Dazu gehört ein Förderprogramm für die Wärmedämmung im Haus, das nun bereits zum zweiten Mal aufgelegt wurde. Außerdem sollen alte Kohlekraftwerke geschlossen werden und der Anteil der Kohle am Energiemix deutlich sinken. In diesem Punkt werfen Ökologen der Regierung in Prag aber Inkonsequenz vor. Sie kritisieren vor allem, dass letztens beschlossen wurde, den Braunkohle-Tagebau in einer der Kohlegruben in Nordböhmen auszuweiten.