Inflation in Tschechien geht vor allem zu Lasten der Ärmeren

Illustrationsfoto: frankieleon, Flickr, CC BY 2.0

Laut einem Bericht des Nachrichtenportals idnes.cz trifft der Preisanstieg in Tschechien nicht alle Gesellschaftsschichten gleich.

Daniel Prokop | Foto: Elena Horálková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Der Grund liegt darin, dass in den vergangenen 15 Jahren vor allem Lebensmittel und Wohnkosten teurer geworden sind. Laut dem Soziologen Daniel Prokop lag dabei zwischen 2005 und 2020 der Preisanstieg in Tschechien mit einem Wert von 36 Prozent im Bereich des EU-Durchschnitts. „Allerdings unterscheidet sich die Inflation hierzulande durch die Struktur“, so Prokop. Seinen Daten nach stiegen nämlich in Tschechien die Lebensmittelpreise in der genannten Zeit um 51 Prozent, die Preise für Medikamente und Gesundheitsdienstleistungen um 72 Prozent und die Wohnkosten sogar um 80 Prozent.

Illustrationsfoto: Jernej Furman,  Flickr,  CC BY 2.0

Dadurch würden gerade ärmere Haushalte geschädigt, so Daniel Prokop: „Sie spüren es vor allem, wenn die Preise grundlegender Waren steigen, weil sie einen relativ größeren Teil ihrer Einnahmen für diese aufwenden müssen. Dahingegen fließt bei ihnen ein relativ kleinerer Teil der Ausgaben in Reisen, Kultur und Ähnliches.“ Im Endeffekt verstärke die Inflation derzeit hierzulande die Ungleichheit, so Prokop. Einschränkend merkt der Experte jedoch an, dass die tatsächlichen Auswirkungen immer davon abhängig seien, wie gut die Löhne der verdienenden Haushaltsmitglieder an die Teuerung angepasst wurden.

Jakub Seidler  (Foto: Tschechisches Fernsehen)

Das Inflationsziel der tschechischen Nationalbank liegt übrigens bei einem Anstieg von zwei Prozent. Im vergangenen Jahr konnte dies nicht erreicht werden, da erreichte die Inflationsrate sogar drei Prozent und damit den höchsten Wert seit acht Jahren. Im abgelaufenen Jahrzehnt (2010 bis 2020) blieb die Teuerung jedoch im avisierten Rahmen, wie der Chefökonomen der ING Bank, Jakub Seidler, sagte. Konkret seien es 1,8 Prozent gewesen, so Seidler gegenüber dem Nachrichtenportal idnes.cz.

Autor: Till Janzer
schlüsselwort:
abspielen