It's because EU.
Kann sich noch jemand an den Film erinnern, in dem Pierre Richard in einem Kaufhaus den Prügelknaben für unzufriedene Kunden gibt? Der Arme wird immer dann gerufen, wenn es eine Beschwerde gibt, und dann vor den Augen des Kunden zur Schnecke gemacht. Schuld ist er zwar nicht, aber das ist egal: Schließlich wird er dafür bezahlt, den emotionalen Blitzableiter zu spielen. Eine Rolle, in die langsam aber sicher auch die Europäische Union zu schlittern droht.
Die junge Dame von der Handgepäck-Kontrolle versuchte in bedauernswertem Englisch der Amerikanerin zu erklären, warum sie nun leider einen Behälter nach dem anderen konfiszieren müsse. Die Amerikanerin wiederum wollte sie davon überzeugen, dass ihre Tochter doch aber gar keine Kosmetika dabei hätte und man ihre Dinge daher getrost auf zwei Personen aufteilen könnte. "Falsch gedacht! Es geht nicht so sehr um die Gesamtmenge, sondern vielmehr um die Größe der einzelnen Fläschchen", hätte die junge Dame von der Handgepäck-Kontrolle ihrerseits gerne erwidert. Das entnahm ich jedenfalls den verzweifelten Gesten ihrer Hände.
Nachdem dieser "Dialog" in Bezug auf etwa fünfzehn weitere Fläschchen wiederholt worden und die Tasche der Amerikanerin endlich leer geräumt war, wirkten beide Frauen erschöpft und einigermaßen resigniert. Die tschechische Handgepäckskontrolldame zuckte nur noch mit den Schultern und sagte wie zur Versöhnung: "It's because EU." - Es ist wegen der EU.Nicht etwa: Es ist zu Ihrer Sicherheit. Auch nicht: Es ist zu unser aller Sicherheit. Ja nicht einmal: Es ist wegen des Terrorismus. - Gibt es ein Problem, eine unzufrieden dreinblickende Kundin? Pierre Richard bitte zu Kasse sieben kommen! Oder: schnell das E und das U aus dem Wortschatz gekramt!
Gewiss: Europa soll nicht in allem und jedem den USA nacheifern. Aber sei's drum: Man stelle sich einen uniformierten Beamten auf einem US-Flughafen vor, der die Sicherheitsvorschriften bedauert und uns zum Abschied nachruft: "It's because of America!"