Janda startet top ins Jahr 2006 - Sparta Prag enttäuscht beim Spengler Cup

Jakub Janda (Foto: CTK)

Dem 27-jährigen Jakub Janda ist es zu verdanken, dass der tschechische Sport gleich zu Jahresbeginn einen internationalen Erfolg verbuchen kann. Denn beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen, dem stets zweiten Sprunglauf der populären Vierschanzentournee, wurde der Skispringer aus Frenstat pod Radhostem zum ersten Triumphator des neuen Jahres.

Die Tops und Flops der tschechischen Sportwoche

Jakub Janda  (Foto: CTK)
Dem 27-jährigen Jakub Janda ist es zu verdanken, dass der tschechische Sport gleich zu Jahresbeginn einen internationalen Erfolg verbuchen kann. Denn beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen, dem stets zweiten Sprunglauf der populären Vierschanzentournee, wurde der Skispringer aus Frenstat pod Radhostem zum ersten Triumphator des neuen Jahres. Jandas Sieg in Garmisch war der erste eines tschechischen Springers nach genau 20 Jahren auf dieser Schanze. 1986 hatte Pavel Ploc hier gewonnen, vier Jahre später war Frantisek Jez in Bischofshofen der vorerst letzte Einzelsieg eines Tschechen bei der Tournee gelungen. Weltcup-Spitzenreiter Jakub Janda hatte sich in der erstklassigen Konkurrenz mit zwei Klassesprüngen gegen Vorjahressieger Janne Ahonen aus Finnland durchgesetzt. Sein Trainer Vasja Bajc hatte jedoch erkannt, dass Janda den zweiten Sprung nicht optimal getroffen hat:

"Er hat einen kleinen Fehler gemacht, indem er ungefähr einen halben Meter zu spät vom Schanzentisch weggekommen ist. Dadurch ist der Sprung um zwei, drei Meter kürzer geworden als wir alle erwartet haben. Bei diesem Wettkampf war er leicht nervös, denn es geht bei dieser Tournee um mehr als nur um ein Springen. Jetzt muss er ruhig bleiben und sich vor allem auf sich konzentrieren. Dass er das kann, hat er schon mehrfach bewiesen und damit auch seine tollen Ergebnisse erzielt."

Tomas Tomecek  (Foto: CTK)
Bei weitem nicht so erfreulich ist der Beginn des neuen Jahres für die tschechischen Rallyesportler verlaufen. Oder besser gesagt für die Teilnehmer der 28. Rallye Dakar, die diesmal am Silvestertag in Lissabon gestartet wurde. Denn bereits die zweite der beiden europäischen Etappen ist dem Tatra-Piloten Tomas Tomecek zum Verhängnis geworden: Auf dem 45. Kilometer der Strecke vom portugiesischen Portimaa zum spanischen Malaga überschlug sich sein Lkw und versperrte den nachfolgenden Fahrzeugen lange Zeit die Weiterfahrt. Er sei zu schnell gefahren, gab Tomecek nachher seinen Fehler zu, der ihm all seine Hoffnungen auf eine gute Platzierung bereits zunichte machte, da er dadurch auch die Überfahrt nach Afrika verpasste. Der den großen Auto- und Motorradtross begleitende Rundfunkkollege Jan Riha musste deshalb nach der zweiten Etappe konstatieren:

Karel Loprais  (Foto: CTK)
"Tomas Tomecek erhielt eine Fünf-Stunden-Zeitstrafe. Den Lastkraftwagen, die auf der Strecke liegen blieben, berechneten die Veranstalter die gleiche Zeit. Die Etappe hat der auf Kamaz fahrende Russe Vladimir Cagin gewonnen, der damit die Lkw-Wertung weiter anführt. Karel Loprais kam als Siebter an und die gleiche Position hat er auch in der Gesamtwertung inne."

Ja, auf Karel Loprais, dem bereits sechsfachen Gewinner der berühmten Rallye in der Kategorie Lkw, ruhen jetzt die alleinigen Hoffnungen der tschechischen Motorsportler. Auf der ersten Afrika-Etappe in Marokko konnte sich Loprais auch schon auf den vierten Rang im Gesamtklassement vorarbeiten. Alle anderen Tschechen, die noch je einmal im Feld der Motorräder, Pkw- und Lkw-Fahrzeuge vertreten sind, kommen für vordere Platzierungen kaum in Frage.

Die SPORT- Reportage

Petr Briza  (Foto: www.hcsparta.cz)
Ja, so klingt es in den Bergen. Um es ganz genau zu sagen: Zwischen Weihnachten und Neujahr im Landwassertal der Schweizer Alpen, wo jedes Jahr um diese Zeit in Davos das populäre Eishockey-Turnier um den Spengler Cup ausgetragen wird. So wie Ende Dezember 2004 auch diesmal wieder mit dem tschechischen Extraliga-Vertreter Sparta Prag. Doch gegenüber dem Vorjahr, als die Moldaustädter mit tollem Offensiv-Eishockey die Zuschauer verzauberten und erst im Finale dem gastgebenden HC Davos mit 0:2 unterlagen, haben sich die Blau-Gelb-Roten bei der 79. Auflage des Turniers alles andere als mit Ruhm bekleckert. Sie verloren alle vier Partien, und zwar 3:5 gegen den gastgebenden HC Davos, 2:3 gegen Eisbären Berlin, 3:4 gegen den späteren Cupgewinner Metallurg Magnitogorsk aus Russland und ziemlich eklatant mit 2:8 gegen das Team Canada. Daher konnte der älteste Spieler des Turniers, der 41-jährige Sparta-Goalie Petr Briza, nach der Pleite gegen Kanada nur ernüchtert resümieren:

Petr Briza  (Foto: www.hcsparta.cz)
"Wir haben drei durchaus gute Spiele absolviert, die auch vom Ergebnis her o. k. für uns waren. Wir hatten allerdings auch ein wenig Pech, denn alle drei Spiele haben wir ziemlich knapp verloren. Heute jedoch ist unser Spiel zusammengebrochen. Andererseits ist es für die Moral nicht gerade von Vorteil, wenn man zwei-, dreimal verliert und keine Chance mehr auf das Finale hat. Daher hat sich heute auch ein wenig die Enttäuschung bei uns gezeigt. Die Kanadier hingegen waren sehr motiviert, während wir im ersten Drittel mental gar nicht auf dem Eis waren. Die Kanadier haben uns deshalb in diesem Spielabschnitt einfach überrollt."

Vornehmlich in den Duellen mit dem deutschen Meister aus Berlin sowie mit dem russischen Spitzenreiter aus Magnitogorsk war für Sparta aber durchaus mehr drin, zumal die Prager in beiden Begegnungen jeweils 2:1 führten. Das sah auch Petr Briza nicht anders:

"Jawohl, gegen Berlin und Magnitogorsk haben wir gute Spiele abgeliefert. Eigentlich auch gegen Davos. Leider haben sich jedoch die Probleme bestätigt, die wir auch in der Liga haben. Diese Probleme sind hier doppelt so krass zu Tage getreten. Wir sind in dieser Saison einfach nicht fähig, 60 Minuten lang konzentriertes Eishockey zu spielen. In Schwächephasen, die nur fünf oder zehn Minuten andauern müssen, kassieren wir immer wieder viele unnötige Gegentore. Wir produzieren zu viele dumme Strafzeiten, und wir haben zumeist Probleme vor unserem eigenen Tor. Das ist die Zone, in der wir auch bei diesem Turnier viele Treffer bekommen haben. Das sind alles Sachen, die halt auch in der Liga von uns zu sehen sind."

Zu sehen bekam das tolle Publikum in Davos von Sparta diesmal in erster Linie sehr ansprechende Torwartleistungen, sowohl von Oldie Petr Briza als auch vom erst 17-jährigen Youngster Michal Neuvirth. Aber ebenso vom einzigen Gastspieler der Prager, dem 37-jährigen Schweizer Keeper Reto Pavoni. Dass er das Tor der tschechischen Gäste gegen die Eisbären komplett und gegen die Kanadier in der ersten Spielhälfte überhaupt hüten konnte, war nicht zuletzt durch einen guten Kontakt zustande gekommen, wie mir Pavoni schilderte:

"Der Kontakt ist über Petr Briza entstanden. Ich kenne ihn von Landshut her, und ich war sehr glücklich, als er mich kontaktiert hat. Es ist für mich eine Riesenehre, für Sparta Prag zu spielen, und es macht mir sehr viel Spaß."

In der Saison 1997/98 bildeten Briza und Pavoni das Torhüterduo der Niederbayern in den Play offs der DEL. Über diese Zeit gerät Pavoni auch heute noch ins Schwärmen:

"Ich war sein Back up in Landshut, und zwar für zwei Monate in den damaligen Play offs. Das war eine riesige Erfahrung für mich. Denn Petr Briza ist ein Supertyp, ein Riesen-Torhüter, von dem man nur lernen kann."

In kaum minder hohen Tönen sprach Pavoni auch vom Spengler Cup, als ich ihn fragte, ob dieses Turnier in der Schweiz einen Kultstatus besitze:

"Absolut! Ich glaube aber, dass das nicht nur in der Schweiz, sondern auch weit verbreitet in Europa der Fall ist. Es ist eine Ehre, wenn man hier spielen kann. Wie man sieht, ist praktisch jedes Spiel ausverkauft, es herrscht eine Riesenstimmung, und auch das ganze Drumherum ist sehr, sehr toll."

Ähnlich hoch stufte auch Tomas Pöpperle, der tschechische Goalie der Berliner Eisbären, den Spengler Cup ein:

"Das ist ein qualitativ sehr gutes Turnier, denn hier sind Spitzenteams aus ganz Europa vertreten. Lediglich der Austragungsmodus war etwas unglücklich für uns, da wir alle vier Spiele in vier Tagen absolvieren mussten. Aber ansonsten ist das Turnier eine angenehme Bereicherung zwischen den Feiertagen. Wir sind hier hoch oben in den Bergen in einer wundervollen Landschaft und für mich sind das alles neue Erfahrungen."

Stimmt wohl nicht ganz, denn ein Jahr zuvor hielt der 21-Jährige, der als ein weiteres großes Torwarttalent in Tschechien gilt, noch für Sparta Prag beim Spengler Cup und war einer der großartigen Protagonisten des Turniers. Und gerade das macht den Reiz dieses 1923 ins Leben gerufenen Wettbewerbs aus: Erstklassige Akteure, tolle, offensiv geführte Spiele und ein bei allen Partien begeisternd mitgehendes Publikum.

Autor: Lothar Martin
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