Es ist eines der populärsten Prager Gebäude: das Repräsentationshaus, oder auch Gemeindehaus, tschechisch „Obecní dům“. Der Jugendstilbau besticht durch seine reiche Verzierung. Bereits seit 100 Jahren dient das prunkvolle Haus neben dem Pulverturm dient den Prager Bewohnern: Konzerte finden dort statt, Ausstellungen, Bälle und viele andere Veranstaltungen. Anlässlich des runden Jubiläums wurde im Repräsentationshaus am Mittwoch eine Ausstellung eröffnet.
Gemeindehaus (Foto: Archiv ČRo 7)
Bereits in den 1890er Jahren wurde in Prag über die Errichtung eines Gemeindehauses diskutiert. Neben dem Nationaltheater sollte es ein weiteres Gebäude sein, das die Entwicklung der tschechischen Gesellschaft symbolisiert. Das Haus wurde in den Jahren 1906 bis 1912 nach den Entwürfen der Architekten Antonín Balšánek und Osvald Polívka erbaut. An der Gestaltung des Interieurs beteiligten sich anerkannte Künstler wie Josef Václav Myslbek, František Ženíšek, Jan Preisler und Alfons Mucha. Doch die Ausstellung, die anlässlich des 100. Jubiläums des Repräsentationshauses zusammengestellt wurde, will nicht darauf hinaus. Kurator Otto M. Urban:
Foto: Martina Schneibergová
„Die Geschichte des Repräsentationshauses wurde schon gründlich bearbeitet. Es gibt viele Texte, die sich damit befassen. Es hatte keinen Sinn, zum 100. Jubiläum noch einmal die Entstehung des Hauses zu beschreiben. Wir sind aber auf zwei Ausstellungen gestoßen, die im Herbst 1912 im Repräsentationshaus stattfanden. In einem Flügel des Hauses stellten damals Künstler aus, die man mit dem späten Expressionismus oder Kubismus verbindet, wie Václav Špála oder Josef Gočár. Im anderen Saal stellten die Mitglieder der Vereinigung ´Sursum´ aus, zu denen unter anderem Josef Váchal oder Jan Zrzavý gehörten.“
Otto M. Urban (Foto: Jan Profous, Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Otto M. Urban und seine Mitarbeiter haben sich entschieden, die damaligen künstlerischen Strömungen in Prag nach 100 Jahren im Repräsentationshaus wieder miteinander zu konfrontieren. So werden in der Ausstellung Werke von Künstlern der Generation des Nationaltheaters wie František Ženíšek gezeigt. Die Künstlergeneration der 1890er Jahre ist durch Werke von Max Švabinský oder Jan Preisler vertreten. Im gegenüberliegenden Saal sind Werke beispielsweise von den Kubisten Emil Filla oder Otto Gutfreund zu sehen. Der Kurator:
„Dies zeigt eine ungewöhnliche Breite des künstlerischen Spektrums der damaligen Zeit. Für mich ist bedeutend, dass sowohl die sozusagen progressive Kunst als auch die stärker traditionellen Werke auf außerordentlich hohem Niveau waren.“
Foto: Martina Schneibergová
Die Werke der Künstler, die 1912 im Repräsentationshaus ausgestellt haben, wurden von mehr als 20 Institutionen sowie von Privatpersonen ausgeliehen. Außerdem illustrieren Zeitungsartikel, Fotos und weitere Dokumente nicht nur Kulturgeschehen, sondern auch das gesellschaftliche und politische Leben der Zeit. Anlässlich der Ausstellung wurde ein Bildband herausgegeben. Im Begleitprogramm werden Führungen, Vorträge sowie Veranstaltungen für Kinder angeboten.
Die Ausstellung mit dem Titel „1912“ ist im Repräsentationshaus bis 31. Januar 2013 zu sehen.