Junák begeht Jubiläum: 1968 erlebten Pfadfinder intensives Intermezzo
Die Pfadfinderbewegung hat in Tschechien eine große Tradition. Der böhmisch-mährische Pfadfinderbund namens Junák wurde schon 1914 gegründet. Am 29. März dieses Jahres feiert diese Organisation indes ein anderes bedeutendes Jubiläum.
Diese Werte waren jedoch zu diktatorischen Zeiten unerwünscht. Deshalb wurde die Junák-Organisation hierzulande auch dreimal verboten: das erste Mal 1940 von den deutschen Okkupanten, das zweite und dritte Mal 1948 beziehungsweise 1970 von den Kommunisten. Dem dritten Verbot voraus ging eine kurze Phase der Wiederbelebung. Vor exakt 50 Jahren, am 29. März 1968, startete die Bewegung ein sehr intensives Intermezzo, schildert der Leiter des Pfadfinderarchivs, Roman Šantora:
„Die Pfadfinderbewegung hat sich damals den uns bekannten Informationen zufolge am stärksten von allen wiederbelebten und neu gegründeten Organisationen verbreitet, die nicht kommunistisch waren. Im Frühjahr 1968 haben wir wieder bei null angefangen, im Dezember 1968 aber waren im Junák-Bund bereits über 45.000 Mitglieder registriert. Und im Jahr 1970 waren es 75.000 Mitglieder.“Da war die Keimzelle der Neugründung, der Prager Frühlings, längst erstickt. Das erneute Verbot währte 19 Jahre. Gleich nach der Samtenen Revolution von 1989 wurden die Pfadfinder wieder ins Leben gerufen. Heute sind sie mit über 60.000 Mitgliedern die größte Kinder- und Jugendorganisation im Land.
Und eine sehr beliebte obendrein. Denn im Gegensatz zu vielen Arbeitsgemeinschaften, die an den Schulen angeboten werden, seien die Pfadfinder nicht auf Leistung oder nur eine konkrete Tätigkeit ausgerichtet. Vielmehr biete die Bewegung den Kindern ein Umfeld, in dem alle unbeschwert mitmachen können – egal ob sie besonders talentiert oder aber scheu und etwas ungeschicklich sind, sagte Junák-Sprecherin Barbora Trojak gegenüber Medien.
Daran muss etwas dran sein, denn die Zahlen sprechen für sich. Allein im vergangenen Jahr ist die Zahl der Junák-Mitglieder um fast 2700 gewachsen. Der Grund: Die Eltern, vor allem jene mit eigener Pfadfinder-Vergangenheit, vertrauen der Organisation. Und sie wollen, dass ihre Kinder ebenso viel erleben und Spaß haben, wie sie früher. Junák selbst geht mit der Zeit. Und so werden heute neben traditionellen Aktivitäten wie Lasso werfen, Knoten binden oder Kochen am Lagerfeuer auch moderner Sport und Wanderungen mit GPS-Navigatoren angeboten. Und die ehemaligen Lagerspiele mit Indianern oder Rittern werden ergänzt mit den Abenteuern eines Harry Potter, des Herrn der Ringe oder bestimmten Comics-Helden.
Geblieben ist indes die Gepflogenheit, dass jeder Pfadfinder einen Spitznamen trägt. Wie die Spitznamen kreiert werden, dazu erläutert Dominika, die Leiterin einer Prager Pfadfindergruppe:„Das geschieht meistens aufgrund dessen, was derjenige oft tut oder was er am Körper trägt. In der Gruppe haben wir beispielsweise ein Mädchen, das sich oft die Schnürsenkel binden muss, deshalb ist ihr Spitzname Tkanička.“
Also Schnürsenkel. Doch bevor der Spitzname amtlich ist, muss der oder die Betroffene noch ein bestimmtes Ritual bestreiten, ergänzt Dominika:
„Bevor man den Spitznamen erhält, muss man ihn auf einen Zettel schreiben. Zu einem feierlichen Anlass wie einem Lagerfeuer wird der Zettel dann ins Feuer geworfen.“
Der unter den Pfadindern meistgeführte Spitzname ist übrigens Veverka – das Eichhörnchen. Danach folgen Smíšek und Beruška, also „der Lächelnde“ und Maikäfer.