Halstuch für den Petrin-Turm: 100 Jahre Pfadfinder
100 Jahre internationale Scout-Bewegung - das feiern ab diesem Wochenende auch die tschechischen Pfadfinder. Bereits am Donnerstag wird der Prager Petrin-Turm daher mit einem überdimensionalen Pfadfinder-Halstuch in ein Festgewand gehüllt.
Jeden Tag eine gute Tat - rund 46.000 Mitglieder haben sich derzeit in Tschechien dem berühmten Pfadfindermotto verpflichtet. Insgesamt dürften aber mehr als eine halbe Million Tschechen in ihrer Jugend den Pfadfindern angehört haben. Ins Leben gerufen hat die Bewegung vor 100 Jahren der britische General Robert Baden-Powell. Mehr als 4000 tschechische Pfadfinder wollen dieses Jubiläum am Wochenende in Prag feiern. Schon jetzt wird mit einem 70 Quadratmeter großen Pfadfinder-Halstuch der Prager "Eiffelturm" auf dem Petrin-Hügel herausgeputzt, so Organisatorin Mariana Ermlova:
"Anwesend ist dabei als Pate auch der bekannte Schauspieler und Moderator Tomas Hanak, der sich sogar vom Turm zum Halstuch abseilen wird, um das Tuch zu taufen. Das Tuch wird von professionellen Bergsteigern befestigt und wird bis zum Wochenende zu sehen sein."
Lernen durch eigenes Tun und die Pflicht gegenüber sich und der Gesellschaft - in Tschechien sind die Pfadfinder-Ideen seit 1911 heimisch. Mehrfach wurde die Bewegung unter Nationalsozialisten und Kommunisten verboten. Die goldene Pfadfinder-Ära brach dann in den frühen 90er Jahren an, erinnert sich Josef Vyprachticky aus dem Vorstand des tschechischen Pfadfinderverbandes Junak:
"Das war der Duft der verbotenen Früchte! Alle wollten zu den Pfadfindern, aber niemand hat gewusst, was das eigentlich bedeutet. Dann haben eben viele erkannt, dass das nicht ihr Weg ist, oder die Gruppe hat nicht funktioniert, wie sie sollte, und so ist die Kurve wieder nach unten gegangen. Die anfängliche Begeisterung, die lässt sich sicher nicht noch einmal erneuern."
Schon deshalb nicht, weil seit der Wende in Tschechien einiges anders geworden ist, wie Josef Vyprachticky meint:"Die Leute sind schlicht faul - alle achten auf ihre Bequemlichkeit; das ist eines von den Dingen, die sich derzeit in unserer Gesellschaft grundlegend ändern: Die Ausrichtung auf den Individualismus und eine gewisse Bequemlichkeit. Die Leute glauben, dass sie sich ihre Freizeitvergnügungen einfach zusammenkaufen können - aber am wertvollsten ist immer noch das, was man unter Mühen selber schafft."