Junge Leute im Fokus – Fotogalerie G4 in Cheb

Galerie G4 in Cheb (Foto: Maria Hammerich-Maier)

Die Galerie G4 in Cheb / Eger ist auf künstlerische Fotografie spezialisiert. Vor kurzem hat sie ein neues Gebäude auf dem Franziskanerplatz in Cheb bezogen. Dadurch konnte das Programm ausgeweitet werden. In dem reichhaltigen Kulturangebot Egers wendet sich die Galerie G4 besonders auch an die Jugend. Durch die grenznahe Lage sind zudem Besucher und Künstler aus Deutschland für sie bedeutsam. Im folgenden Gespräch berichtet der Gründer und langjährige Leiter der Galerie G4, Zbyněk Illek, über die jüngsten Entwicklungen und Programmangebote seiner Galerie.

Zbyněk Illek  (Foto: Maria Hammerich-Maier)
Herr Illek, was ist das für ein Gebäude, das Sie kürzlich neu bezogen haben?

„Das ist ein ehemaliger Speicher. Er stammt aus der Barockzeit. Die Renovierung hat 18 Monate gedauert, und wir sind am 4. Dezember 2015 eingezogen.“

Es muss sehr aufwändig gewesen sein, diesen vernachlässigten historischen Bau wieder instandzusetzen. Wie wurde diese Renovierung finanziert?

„Die Renovierung war in der Tat anspruchsvoll, weil es sich bei dem Gebäude um ein nationales Kulturdenkmal handelt, sodass wir die Denkmalschützer erst in langwierigen Verhandlungen überzeugen mussten, dass das Gebäude für eine Galerie genutzt werden kann. Die gesamte Neugestaltung des Gebäudes wurde vom Kreis Karlsbad finanziert.“

Galerie G4 in Cheb  (Foto: Maria Hammerich-Maier)
Sie haben nun viel mehr Raum zur Verfügung als an Ihrem früheren Sitz in der Straße Kamenná. Hat die Galerie G4 mit dem Umzug auch das Programmangebot ausgeweitet?

„Gewiss. Wir haben gegenwärtig vier Ausstellungsräume. Der eine Raum ist Dauerausstellungen vorbehalten, die jeweils zwei Jahre lang gezeigt werden, und in den übrigen Räumen wechseln die Ausstellungen alle ein bis zwei Monate. Der Ausstellungsraum im Souterrain, den der Galerieklub betreibt, wird für kleinere Ausstellungen, aber auch für Konzerte, Vorträge und ähnliche Veranstaltungen genutzt.“

Galerie G4 in Cheb  (Foto: Zdeněk Trnka,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Wie lange gibt es die Galerie G4 schon?

„Die Galerie hat im vergangenen Jahr ihren dreißigsten Geburtstag gefeiert.“

Wie entstand die Idee der Galerie G4, als sie gegründet wurde, und wie würden Sie das künstlerische Programm und die Ziele der Galerie umreißen?

„Der Gedanke, eine Galerie zu gründen, hatte mich schon einige Zeit vor dem Gründungsjahr 1985 beschäftigt. Ich hatte das Gefühl, dass die Fotografie als Kunstsparte gesellschaftlich nicht genug gewürdigt wurde. Das war der Hauptgrund, warum ich eine Galerie schaffen wollte für die Kunst der Fotografie.“

Wie kam es zu dem Namen G4?

„Den Kommunisten war es schade um die schönen Räume.“

„Kurz vor der Eröffnung befand die damalige Kommunistische Partei, dass es schade um die schönen Räume wäre, wenn diese für eine Fotogalerie genutzt würden. Die Funktionäre begannen Erwägungen anzustellen, dass das eine Galerie der nationalen Front werden könnte, in der zum Beispiel in dem einen Monat Früchte der Freizeitgärtner, im zweiten Monat geklöppelte Spitzen, im dritten Monat irgendwelche militärischen Objekte und Ähnliches ausgestellt werden könnten; die Fotografen und Maler hätten zwar auch dort unterkommen sollen, aber nur in sehr beschränktem Umfang. Also sah ich mich genötigt, einen sehr detaillierten und gründlichen Entwurf eines Galerieprojekts auszuarbeiten, den ich in vier Kapitel eingeteilt habe, und diese einzelnen Kapitel spiegeln sich in dem späteren Galerienamen G4 wider.“

Cheb  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
Was waren das für vier Kapitel?

„Es handelte sich um aktuelle engagierte Fotografie, systematische Arbeit mit der Jugend, neue Ausstellungsformen sowie die Organisation von weiteren Veranstaltungen durch die Galerie.“

Cheb ist eine mittelgroße Stadt mit rund 32.000 Einwohnern. Es gibt hier ein historisches Museum, eine Stadtbücherei, die auch Veranstaltungen für die Öffentlichkeit macht, die Galerie der bildenden Künste und das Westböhmische Theater. Das sieht nach einem kulturellen Überangebot aus. Wie schafft man es da, Besucher ins Haus zu locken?

Galerie G4 in Cheb  (Foto: Zdeněk Trnka,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Mittlerweile ist das einfacher, weil wir eine dreißigjährige Geschichte hinter uns haben. Und in diesen drei Jahrzehnten haben wir uns einen Stammkreis von Besuchern aufgebaut. Da wir ein offenes Haus sind, gelingt es uns eigentlich auch, junge Leute anzusprechen. Wir haben im Vergleich mit der Galerie der bildenden Künste einen deutlich niedrigeren Altersdurchschnitt bei den Besuchern. Ein weiterer Grund sind die Begleitveranstaltungen wie zum Beispiel Workshops oder Vorträge. Die Menschen, die solche Veranstaltungen besuchen, beginnen sich dann auch dafür zu interessieren, was die Galerie eigentlich zeigt.“

Die Bildtafeln zur Geschichte des Hauses, die Homepage der Galerie G4 und manche gedruckten Materialien sind zwei- oder sogar dreisprachig. Sie machen Ihre Ausstellungen und Veranstaltungen nicht nur auf Tschechisch, sondern auch auf Deutsch und Englisch bekannt. Wie wichtig sind ausländische Künstler und Besucher für Ihre Galerie?

„Ausländische Besucher sind bei uns stets willkommen.“

„Ausländische Besucher sind für uns sehr wichtig, sie erweitern den Bekanntheitsgrad der Galerie. Die meisten ausländischen Besucher kommen selbstverständlich aus Deutschland, weil wir Nachbarn sind und auch mit deutschen Galerien kooperieren. Wir gehören einem losen Verband an, der insgesamt etwa zwanzig Galerien umfasst. Aus Tschechien haben sich dieser Vereinigung unsere Galerie, die Galerie in Klatovy und eine Galerie in Pilsen angeschlossen. Auf deutscher Seite gehören ihm im Wesentlichen die nordbayerischen Galerien an. Wir arbeiten aber auch fortlaufend mit Partnern in Frankreich, Italien und England zusammen. Ausländische Besucher sind bei uns stets willkommen.“

Im Juni haben Sie die Veranstaltung Egerer Höfe – Chebské dvorky, die schon mehrmals stattgefunden hat. Was verbirgt sich hinter diesem Namen ‚Egerer Höfe‘?

„Das ist ein Open-Air-Festival von Kunstprojekten, das nicht nur Ausstellungen, sondern auch Konzerte und Theateraufführungen umfasst. Wir haben sogar eine Modeschau und Performances im Programm. Dieses Jahr war schon der vierzehnte Jahrgang des Festivals ‚Egerer Höfe‘, das wir immer Mitte Juni veranstalten. Dieses Festival hat mittlerweile einen klingenden Namen, um die Teilnahme bewerben sich Künstler aus ganz Tschechien, aber auch aus dem Ausland.“

Karl IV.
Welche Ausstellungen haben Sie derzeit gerade in Ihrer Galerie?

„Derzeit haben wir eine Ausstellung zum 700. Geburtstag von Karl IV. Wir zeigen dort Arbeiten, die bei einem Workshop entstanden sind, der im März stattgefunden hat. Es ging darum, dass der Königssohn Karl Statthalter im nördlichen Italien gewesen war. Eine weitere Ausstellung konzentriert sich auf Künstler, die für die Band Zrní arbeiten. Das ist eine sehr erfolgreiche tschechische Band, und die bildenden Künstler, die in dieser Ausstellung vertreten sind, schaffen Broschüren und Cover für die CDs, drehen Video-Clips und Ähnliches. Wir stellen also diese frei schaffenden Künstler vor.“

Und was sind Ihre nächsten Projekte?

„Die nächste Ausstellung wird die Ergebnisse des 20. Workshops KontAKTFoto präsentieren, der von der spanischen Fotografin Sandra Torralba geleitet wurde. Und anschließend folgt eine Ausstellung des bekannten tschechischen bildenden Künstlers Antonín Střížek.“

Galerie G4 in Cheb  (Foto: Zdeněk Trnka,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Jetzt kommt der Sommer, die Ferienzeit, die Urlaubszeit. Hat die Galerie G4 auch für die Sommermonate ein Programmangebot?

„Im Sommer kommen die meisten Touristen nach Cheb. Daher ist die Galerie selbstverständlich geöffnet, auch das Café ist geöffnet, und unser Programm läuft ganz normal weiter so wie im übrigen Jahr.“

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