Kampf um eingetragene Warenzeichen und Dollarkursprobleme – Exportfirmen 2016

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Der tschechische Export ist in den vergangenen Jahren gewachsen. 2015 war er besonders erfolgreich. Das hat sich auch gezeigt, als vergangene Woche die besten Exportfirmen ausgezeichnet wurden. Dennoch raten Wirtschaftsexperten für die Zukunft, dass sich in Tschechien die Struktur der Firmen verändern müsste.

Jiří Konečný  (Foto: Archiv von Jiří Konečný)
Bei der Auszeichnung geht es nicht um diejenigen, die auf bekannten Pfaden wandern. Viel mehr werden die sogenannten DHL-Unicredit-Exportpreise an kleinere und mittlere Firmen verliehen, die etwas wagen. Und die eine eigene Idee haben. Dies trifft zum Beispiel auf die Elko EP Holding zu. Dort werden Elektroninstallationen für Haus und Industrie entwickelt und verkauft. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Holešov / Holleschau in Mittelmähren. Gegründet wurde es von Jiří Konečný. Der gelernte Elektrotechniker legte damals den Grundstein in seiner eigenen Garage:

„Nach dem Militärdienst begann ich, in einer Firma zu arbeiten, die Elektromontagen durchgeführt hat. Dort habe ich die Preise kalkuliert und gesehen, wie teuer die Anlagen aus dem Westen sind. Ich habe dann in der Garage ein Zeitrelais zusammengebastelt und festgestellt, dass dies auch für ein Zehntel des Preises geht. Ich habe es dann geschafft, dies zum Geschäft zu machen. Heute sind wir die Nummer zwei auf dem europäischen Markt, vielleicht sogar schon die Nummer eins, weil wir für General Electric fertigen. Wir arbeiten für acht der zehn größten Firmen in dem Bereich weltweit.“

Petr Šíma  (Foto: Archiv der Agentur Helas)
Und das bedeutet auch immer mehr Exportziele. Allein im vergangenen Jahr kamen 15 neue Länder hinzu, darunter etwa die Türkei. Insgesamt gehen die Relais der Elko EP Holding in fast 70 Länder der Erde. Das Unternehmen wurde daher nun zum besten globalen Exporteur in Tschechien gekürt.

Zulieferfirmen bilden das Gros

Mehr solche Firmen hierzulande wünscht sich Petr Šíma. Denn der Unternehmensberater von NSG Morison ist unzufrieden und kritisiert:

„Wenn es für die tschechischen Firmen etwas zu verbessern gibt, dann beim Mehrwert. Leider bilden Zulieferfirmen weiter das Gros der Exporteure. Bei der Preisverleihung sind wir immer froh, wenn Endhersteller kommen, die sich zudem um Innovationen bemühen, also mit ihren Erfindungen auf den Märkten Erfolge sammeln. Nicht zielführend ist, die Produktionskosten zu minimalisieren. Von dieser Linie sollte man hierzulande endlich abrücken.“

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Das sind deutliche Worte, obwohl doch die Zahlen im vergangenen Jahr so positiv waren. 2015 wuchs der Export um mehr als acht Prozent. Der Gesamtwert der ausgeführten Waren lag bei fast 3,9 Billionen Kronen (144 Milliarden Euro).

Entgegen allen Bemühungen stieg jedoch vor allem der Export in andere EU-Staaten. 83,3 Prozent der Waren wurden dorthin ausgeführt. Dabei will die tschechische Regierung eigentlich den Handel auf breitere Fundamente heben. Deswegen wurde eine Gruppe von zwölf Hauptzielländern außerhalb der EU definiert. Dazu gehören etwa China, die USA, Indien und Russland, aber auch der Irak, Vietnam oder die Türkei. Die verstärkte Handelsdiplomatie von Regierung und Staatspräsident Miloš Zeman hat aber noch keine Früchte getragen. Auch wegen des russischen Handelsembargos gingen die Ausfuhren in diese Länder zurück: von 9,9 Prozent Anteil im Jahr 2014 auf 8,6 Prozent im vergangenen Jahr.

Elko EP  (Foto: YouTube Kanal von Elko EP)
Weitere Gründe liegen im administrativen Bereich, wie Jiří Konečný schildert. Die Elko EP Holding ist darauf angewiesen, dass ihre Produkte in den Exportländern als eingetragenes Warenzeichen geschützt werden. Was in der EU leicht zu handhaben ist, kann andernorts zum Hindernis werden.

„Unlösbar ist dies in Russland. Allgemein gilt: Je weiter man nach Osten kommt, desto schlechter ist die Lage. Es gibt Länder, in denen sich das überhaupt nicht regeln lässt. Oder es gibt eine Art von Registrierung, wie etwa im Iran, aber sie bringt letztlich nichts. Man zahlt dann zwar für das eingetragene Markenzeichen und erhält eine Urkunde mit Stempel. Wenn man das aber einklagen will, scheitert man“, so Jiří Konečný.

Elko EP  (Foto: YouTube Kanal von Elko EP)
Für die Elko EP Holding heißt das aber nicht, solche Märkte aufzugeben:

„Im Iran haben wir im vergangenen Jahr unsere Tätigkeit intensiviert. Dort vertreten uns zwei Leute. Die Aufträge gehen ein, und wir bereiten uns darauf vor, dort eine feste Vertretung einzurichten.“

Dollarverluste ausgleichen

Elie Abdulnour  (Foto: Archiv der Agentur Helas)
Während für die Elko EP Holding praktisch jedes Land als Exportziel infrage kommt, lässt sich für die Namara GmbH der Kernmarkt deutlich umgrenzen. Es sind die arabischen Länder im Nahen Osten. Ihr Produkt, das ist der Salzlakenkäse, besonders der palästinensische Akkawi-Käse. Mit diesem eher exotischen Sortiment siegte die Namara GmbH in der Kategorie „kleine Firmen“. Elie Abdulnour ist CEO der Firma:

„Wir haben als reines Exportunternehmen begonnen und eben Salzlakenkäse in den Nahen Osten ausgeführt. 1998 haben wir beschlossen, den Käse auch selbst herzustellen, um die Qualität garantieren zu können. Zuvor haben wir ständig bei den Molkereien nach der Ware fragen müssen – manchmal hatten sie den Käse, manchmal aber nicht. Die Zusammenarbeit war nicht immer stabil.“

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Elie Abdulnour selbst kam 1978 aus dem Libanon nach Tschechien. Mittlerweile habe man drei etablierte Marken auf dem Markt, sagt der studierte Ingenieur. Für die Namara GmbH heißt das Problem aber nicht „eingetragene Warenzeichen“, sondern Wechselkursrisiken.

„Unsere Waren werden im Zielgebiet in Dollar gehandelt. Und der Dollar ist derzeit in einem Höhenflug gegenüber der tschechischen Krone. 2006 und 2007 kam es aber beim Dollar zu einem schnellen Kursverfall, was uns große Verluste beschert hat. Zum Glück hatten wir damals eine weitere Firma, und über die haben wir aus Gegenden nach Tschechien importiert, in denen mit dem Dollar gehandelt wird. Dadurch konnten wir die Verluste kompensieren. Derzeit ist der Dollarkurs gegenüber der Krone relativ stabil, auch weil die Nationalbank interveniert. Wenn das zu Ende geht, sind wieder sowohl größere Gewinne als auch Verluste möglich“, so Abdulnour.

Probleme für Produzenten mit niedrigen Margen

Illustrationsfoto: Štěpánka Budková,  Radio Prague International
Aber nicht nur für den Käsehersteller aus dem westböhmischen Domažlice / Taus könnte sich die Lage in nächster Zeit ändern. Das Stichwort lautet Devisenmarktinterventionen. Seit gut drei Jahren (November 2013) hält die Nationalbank den Kurs der tschechischen Währung bei einem Wert von etwa 27 Kronen je Euro. Damit soll vor allem die Gefahr einer Deflation verhindert werden. Die Verbraucherpreise ziehen aber wieder an, und das Ende der Interventionen rückt näher. Unternehmensberater Petr Šíma:

„Ich denke, die tschechischen Exporteure hatten einige angenehm ruhige Jahre. Der Kurs der tschechischen Währung war festgezurrt, von daher mussten sie keine Wechselkursrisiken einplanen. Vor zwanzig Jahre war dies komplett anders: Seinerzeit gab es ständig Kurssprünge der tschechischen Krone, aber auch damals sind die Exporteure damit zurechtgekommen. Die ruhigen Jahre werden nun zu Ende gehen. Viele Exporteure glauben aber nicht, dass die Nationalbank schon im kommenden Jahr die Devisenmarktinterventionen aufgeben wird. Doch selbst dann, wenn die Nationalbank die Interventionen einstellt, erwartet niemand große Sprünge bei den Wechselkursen. Allgemein dürfte dies kein grundlegendes Problem darstellen für die Exporteure. Anders sieht das allerdings für Firmen aus, die nur kleine Margen erzielen, also nur wegen der niedrigen Kosten internationalen Erfolg haben. Bei ihnen kann sich eine Abkehr der Nationalbank von den Devisenmarktinterventionen durchaus auswirken. Das zeigt aber nur, dass unser Weg in Tschechien sein muss, die Produktion mit niedrigen Margen aufzugeben zugunsten von jener mit größeren Gewinnen.“

Für dieses Jahr dürfte es im Übrigen wohl keinen großen Zuwachs im Export geben. Dies deuten die Zahlen für Januar bis September an. Da gab es nur einen Anstieg um 1,5 Prozent gegenüber demselben Zeitraum im vergangenen Jahr.

Autor: Till Janzer
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