Karriere bis zur gläsernen Decke

Alena Kralikova (Foto: Andrea Fajkusova)
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Zum internationalen Tag der Frau hat sich auch die Organisation Gender Studies zu Wort gemeldet. Sie beschäftigt sich unter anderem mit der Diskriminierung von Frauen. Renate Zöller berichtet vom ihrem neuen Projekt "Pul na Pul", zu deutsch "Halbe-halbe".

Alena Kralikova  (Foto: Andrea Fajkusova)
"Pul na Pul", zu deutsch etwa "Halbe-halbe" befasst sich mit Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz. Im Rahmen des neuen Projekts will Gender Studies einerseits erforschen, wie hoch die Quote an direkter und indirekter sexueller Belästigung sowie Diskriminierung in der Karriere de facto in Tschechien ist. Andererseits soll aber auch konkret betroffenen Frauen Beratung und sogar rechtliche Hilfe angeboten werden. Und damit die Frauen ihre Rechte überhaupt wahrnehmen können, wird ein wichtiger Faktor die Information sein, sagte die Direktorin Alena Kralikova. Der größte Hemmschuh bei der Gleichberechtigung von Frauen ist nämlich, dass die Frauen ihre Rechte gar nicht kennen.

Informationsmaterial und jede Menge Literatur zum Thema bietet die recht große Bibliothek der Organisation, die übrigens auch von der deutschen Böll-Stiftung unterstützt wird. Das Zentrum der Organisation liegt in Prag, aber es gibt Ableger etwa in Brünn und auch Partnerorganisationen. Bedarf herrscht nämlich vor allem in den Regionen, wie Kralikova betont.

Insgesamt habe sich in den vergangenen Jahre sehr viel getan in Tschechien, betonten die Vertreter der Organisation. Trotzdem: Es ist immer noch gängig, dass junge Frauen im Schulwesen nur befristete Verträge, die Männer aber unbefristete Verträge bekommen, weil Frauen sich eventuell einmal der Familie widmen werden. Das spricht eine deutliche Sprache.

In Prag seien die Probleme relativ gering und entsprechen in etwa dem Standard in den westlichen EU Ländern sagte die Direktorin von Gender Studies, Alena Kralikova. Größtes Problem ist hier meist, dass die Frauen ab einer gewissen Stufe ihrer Karrieretreppe an die so genannte gläserne Decke stoßen, wo sie nicht weiterkommen, es aber keinen klar ausgesprochenen Grund dafür gibt. Offene sexuelle Belästigung gibt es in der Metropole seltener.

In den Regionen sieht das allerdings anders aus, erklärte Kralikova. In Südmähren zum Beispiel wird oft behauptet, es gebe gar keine Diskriminierung von Frauen. Sexuelle Belästigung wird hier oft bagatellisiert. Gender Studies will den Frauen vermitteln, wie sie sich dagegen wehren können. Sie raten meist dazu, das Problem offen anzugehen, sich aber doch eher gütlich mit dem Betroffenen zu einigen und nicht sofort rechtliche Schritte einzuleiten. Die Rechtsanwältin Ana Kralikova Luzaic, die für Gender Studies arbeitet, meint, das sei dann meist auch gar nicht notwendig, die Vorgesetzten oder Kollegen würden unter dem Druck dann doch meist zum Kompromiss bereit sein.