Katastrophen für Kuratoren, Design, Musik und Sprachprüfungen: Das Tschechische Zentrum Berlin im Juni

Foto: Archiv der Hauptstadt Berlin

Unangepasste Künstlerinnen, Design und Literatur – das Juni-Programm des Tschechischen Zentrums Berlin ist gewohnt abwechslungsreich. Kurz vor dem Hochsommer, der für das Zentrum räumliche Veränderungen bringen wird, gibt es auch noch die Möglichkeit, seine Tschechisch-Kenntnisse zertifizieren zu lassen. Einzelheiten zum Programm erläutert die Programmleiterin Dr. Christina Frankenberg im Interview mit Radio Prag.

Werk von Pavla Sceránková  (FOto: Archiv des Tschechischen Zentrums Berlin)
Frau Frankenberg, Anfang Juni wurde in Berlin die Ausstellung Useless / Unbrauchbar eröffnet. Wer stellt aus und ist der Name symptomatisch für das, was in der Ausstellung zu sehen ist?

„Das ist eine Ausstellung, in der die Werke ausschließlich unangepasster tschechischer Künstlerinnen zu sehen sind. Gezeigt werden unter anderem Werke von Kateřina Olivová, Blanka Jakubčíková, Pavla Sceránková, Šárka Mikesková und weiteren. Diese Künstlerinnen haben alle das Potential, zur Katastrophe von Kuratoren und Ausstellungsorganisatoren zu werden, weil sie sich nicht dem normalen beziehungsweise gängigen Kunstbetrieb unterordnen wollen. Sie stehen generell etwas außerhalb des allgemeinen Kunstbetriebs. Interessant ist vielleicht noch, dass es nicht nur eine Veranstaltung ist, sondern an drei verschiedenen Orten, in drei Galerien in Berlin, stattfindet. Sie liegen in Kreuzberg und im Prenzlauer Berg. Zwei dieser Ausstellungen sind bereits eröffnet worden, letzten Freitag und Samstag. Jetzt am Freitag wird noch ein dritter Teil der Ausstellung eröffnet und zwar in der Galerie General Public im Prenzlauer Berg. Zusammengestellt haben das Gesamtkonzept die Kuratoren Lenka Klodová, Ivan Mečl und Christian Seipel. Das Tschechische Zentrum unterstützt und begleitet diese Ausstellung, aber wir waren nicht die Initiatoren.“

Es wird noch eine weitere Ausstellung gezeigt: Prag 1900-1945: Literaturstadt zweier Sprachen, vieler Mittler. Die wird noch bis zum 23. Juni in Berlin zu Gast. Worum handelt es sich dabei genau?

„Das ist eine eher historisch orientierte Ausstellung. Es wird nicht nur Prag als eine zweisprachige Literaturstadt aus der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts vorgestellt, sondern die Ausstellung geht auch auf die Mittler, also die Übersetzern, ein, die zwischen der deutschsprachigen und tschechischsprachigen Literatur vermittelt haben. Einige dieser Namen sind ja bekannt: Max Brod, Pavel Eisner oder auch Milena Jesenská. Es gibt aber auch ganz viele unbekannte Übersetzer, wie zum Beispiel Jan Grmela, Otokar Fischer oder Jarmila Haasová-Nečasová. Auch diesen unbekannten Übersetzern ist ein großer Teil dieser Ausstellung gewidmet, die in der Berliner Humbold-Universität zu sehen ist. Zusammengestellt hat diese Ausstellung der Adalbert-Stifter-Verein in München. Es gibt aber nicht nur Ausstellungspanels mit Texten und sehenswerten Fotos sondern besonders interessant ist auch eine Hörstation. Dort kann man sich Tonbeispiele aus der Zeit anhören. Unter anderem ist ein Interview mit Max Brod zu hören. Die Ausstellung ist aufgebaut wie ein Kaffeehaus, es gibt Faksimiles von alten Zeitungen und Büchern, in denen man in der Ausstellung blättern kann.

Da die Ausstellung ja eher historisch orientiert ist, spannen wir im Begleitprogramm, dass vier Veranstaltungen umfasst, den Bogen in die heutige Zeit. In diesem Begleitprogramm stellt sich, unter anderem, der Übersetzer Karl-Heinz Jähn vor. Er dürfte den Literaturinteressierten sicherlich als einer der beiden Übersetzer bekannt sein, die die Werke von Bohumil Hrabal ins Deutsche übertragen haben. Dann gibt es einen Vortrag zur Multiethnizität im Prag der Jahrhundertwende, ein auch eher historisches Thema. Am 19. Juni haben wir dann zwei interessante Gäste zu Gast, die die aktuelle Prager Literaturszene vorstellen werden: Joachim Dvořák und Mirko Kraetsch. Joachim Dvořák hat in Prag den Labyrinth-Verlag gegründet und vor zehn Jahren Jaroslav Rudiš entdeckt. Er organisiert auch literarische Veranstaltungen und Festivals, unser zweiter Gesprächspartner, Mirko Kraetsch, ist Übersetzer, unter anderem von Irena Dousková, Emil Hakl und Miloš Urban. Die beiden werden darüber sprechen, was die Literaturstadt Prag heutzutage anzubieten hat.

Werk von Matěj Chabera  (Foto: Archiv Designeast)
Gerade beginnt das Internationale Design-Festival Berlin (DMY). Da sind auch tschechische Designer dabei?

Das ist ein großes internationales Designfestival, DMY heißt das. Es findet auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof statt. Da sind einige tschechische Künstler beziehungsweise Designer vertreten, die sich in zwei Gruppen in Berlin präsentieren. Einmal das Projekt Coleb 01, das sind zwei tschechische Designer: Matěj Chabera und Martin Žampach. Das zweite ist das Projekt Designsupermarkt: Unter diesem Label stellt sich eine ganze Gruppe von Designer und Designstudios vor. Das Festival wird noch bis zum 10. Juni in Berlin zu sehen sein, wer also am Wochenende in der Stadt ist, hat die Möglichkeit, auf diesem Festival die tschechischen Designer zu besuchen:“

Dann ist auch noch etwas Musik im Angebot, auf dem diesjährigen Festival Fête de la Musique wird auch eine tschechische Band auftreten.

Foto: Archiv der Haupstadt Berlin
Das Festival Fête de la Musique findet jedes Jahr am 21. Juni statt. Das ist ein großer musikalischer Feiertag zum Sommeranfang. Er findet nicht nur in Berlin statt sondern in 340 Städten weltweit, die Initiative kommt aus Paris. In Berlin ist es bereits seit vielen Jahren ein Bestandteil des Kulturlebens geworden und immer am 21. Juni hat man die Möglichkeit, tagsüber verschiedenste Bands und Musiker zu hören, die in der ganzen Stadt auftreten. Wir freuen uns, dass nach einigen Jahren auch wieder tschechische Musiker dabei sind. Es handelt sich um „The Linings“, sie treten auf der Bühne „Der alte Fritz“ direkt im Zentrum, in Berlin-Mitte auf. Die Band ist dort ab 21.00 Uhr zu hören.

Foto: Archiv Radio Prag
Etwas ganz anders: Es gibt jetzt für Tschechisch-Lernende ein besonderes Angebot:

„Das Tschechische Zentrum bietet ja auch Tschechisch-Sprachkurse an. Wir sind immer wieder erfreut, dass es doch viele Interessenten an diesen Kursen gibt. Das sind junge aber auch ältere Leute. Wir bieten sogar einen Kurs für Ruheständler an, der immer gut besetzt ist und in dem auch immer gute Laune herrscht. Seit drei Jahren gibt es nun ein ganz besonderes Angebot. Die Teilnehmer unserer Sprachkurse und auch diejenigen anderer Kurse können in Berlin das Czech Language Certificate Exam ablegen. Das ist die zertifizierte Sprachprüfung der Prager Karlsuniversität. Am 15. und 16. Juni werden bei uns Prüfungen in den Räumlichkeiten des Tschechischen Zentrums abgenommen, dafür kommen extra Prüfer aus Prag.“

Bei den Räumlichkeiten des tschechischen Zentrums wird es zu einigen Änderungen kommen?

„Diese Tschechisch-Prüfung wird die letzte öffentliche Veranstaltung in unseren bisherigen Räumlichkeiten sein. Wir werden dann die Umzugskartons herausholen, die Sachen packen und im Sommer umziehen. Wir werden dann in den Räumlichkeiten der Tschechischen Botschaft zu finden sein. Nachdem alles ausgepackt und eingeräumt worden ist, sind wir im September wieder für das Publikum zu erreichen und können in der zweiten Jahreshälfte wieder ein interessantes Programm anbieten.