Kein musikalischer Touristenkitsch: Orgelsommer im Repräsentationshaus
Einmal Ave Maria und Vivaldis Vier Jahrzeiten beziehungsweise ein bisschen Mozart, denn der gehört doch zu Prag - so sehen die Programme der zahlreichen Konzerte aus, die im Zentrum der Metropole vor allem in der Sommersaison von den verschiedenen Musikagenturen veranstaltet werden. Das internationale Festival mit dem Titel "Der Orgelsommer" wird dieses Jahr zum neunten Mal im Smetana-Saal des Repräsentationshauses stattfinden. Es unterscheidet sich mit seinem Programmangebot sowie den Festivalteilnehmern von dem üblichen Sommerkonzertboom. Für die Dramaturgie sorgt der international bekannte tschechische Organist Jaroslav Tuma:
"Ich muss vor allem betonen, dass ich die Orgel im Repräsentationshaus sehr mag. Das ist wirklich eine Traumorgel. Sie wurde 1913 von der deutschen Firma Voit gebaut. 1997 wurde die Orgel wiederum von einer deutschen Firma - der Firma Vleugels aus Hardheim - sehr gut restauriert. Was den Klang sowie die Technik betrifft, ist es ein hervorragendes Musikinstrument. Mit dem Jahr 1913 hängen auch die Werke zusammen, die auf dem Programm des Festivals stehen. Denn Kompositionen aus dieser Zeit klingen auf dieser Orgel am besten. Es werden jedoch auch andere Werke erklingen - beispielsweise von Bach und von Mozart - sowie modernere Kompositionen. Ich meine, dass jeder Festivalbesucher etwas für sich finden kann. Die Orgelimprovisation wird auch nicht fehlen. Es werden sich Organisten aus verschiedenen Ländern vorstellen: z. B. Mario Hospach-Martini, der in Deutschland lebt, aber in der Schweiz arbeitet. Aus den USA kommen Colin Andrews und Janette Fishell nach Prag. Aus Poznan / Posen (Polen) kommt Professorin Elzbieta Karolak. Die Konzertreihe wird mit einem Konzert von Eberhard Lauer abgeschlossen. Er ist Kirchenmusikdirektor und Organist in der Domkirche in Hamburg."
Jaroslav Tuma ist nicht nur Dramaturg, sondern auch Begründer des Prager Orgelsommers. Er wollte den Orgelliebhabern, die im Sommer Prag besuchen, ein entsprechendes Musikangebot machen, sagt er:"In vielen Kirchen in Prag gibt es verschiedene Konzerte. Teilweise sind sie nur für Touristen bestimmt, die sich ein wenig entspannen wollen. Dabei ist es fast egal, was gespielt wird, wer das spielt und so weiter. Diese Orgelkonzertreihe ist eine Ausnahme, das Festival hat inzwischen sein Publikum gefunden. Und übrigens bei dieser großen Hitze ist es angenehm, dass der phantastische Saal klimatisiert ist. Jeder kann da ruhig eine Dreiviertelstunde bei einer schönen Musik verbringen."
Das Eröffnungskonzert des Orgelsommers beginnt im Jugendstilgebäude des Repräsentationshauses in Prag am Freitag um 18 Uhr.