Kommentatoren: Das Vítkov-Urteil ist gerechtfertigt

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Führende Politiker zeigten sich zufrieden mit den hohen Haftstrafen für die Täter des Brandanschlags auf eine Roma-Familie in Vítkov. Das Kreisgericht in Ostrau verurteilte die vier Neonazis zu 22 Jahren beziehungsweise 20 Jahren Haft mit Sonderverwahrung. Damals, im April 2009 hatten sie nachts mehrere Brandsätze in das Haus einer neunköpfigen Roma-Familie geworfen. Drei Menschen wurden verletzt, darunter die zum Tatzeitpunkt zweijährige Natálka. 80 Prozent ihres Körpers erlitten schwerste Verbrennungen, an denen das Mädchen den Rest ihres Lebens leiden wird.

Prozess mit den Tätern des Brandanschlags auf eine Roma-Familie in Vítkov  (Foto: www.ct24.cz)
Die Tschechische Republik würde in der Steinzeit enden, wenn es möglich sei Häuser mit Kindern von unschuldigen Bürgern anzuzünden, erklärte zum Beispiel Außenminister Schwarzenberg. Präsident Klaus jedoch war skeptischer. Er wisse nicht, ob eine solch hohe Strafe der beste aller Wege sei, um künftig eine Wiederholung ähnlicher Taten zu verhindern. Wie blicken tschechische Kommentatoren auf das Urteil?

Jiří Leschtina schreibt in der Hospodářské noviny eindeutig:

„Die außergewöhnlich hohen Haftstrafen sind gerechtfertigt. Auch den Einwänden zum Trotz, die Strafe sei höher als bei rassistisch motivierten Morden. (…) Aber auch für rassistische Morde gab es harte Strafen. Jeweils 20 Jahre kassierten zwei Skins, die einen Rom erschlugen, weil er sich verbal gegen rassistische Beleidigungen wehrte. Dabei ging es um einen unvorbereiteten Angriff auf einen erwachsenen Mann. Wie wäre es also möglich, jenen Neonazis geringerer Strafen zu geben, die ihr Verbrechen planten, die in der Dunkelheit angriffen, gegen wehrlose Opfer, aus dem Hinterhalt wie Wölfe? Und dass Natálka überlebt hat, war nur das Verdienst der Ärzte (…).“

Jaromír Lukeš wurde zu hoher Haftstrafe verurteilt  (Foto: www.ct24.cz)
Právo-Kommentator Petr Uhl geht darauf ein, dass Verteidiger Myšák nach dem Urteil von einer „sozialen Hinrichtung der jungen Burschen“ sprach. Uhl schreibt:

„Anwalt Myšák ist nicht der Einzige, der seine Klienten als höfliche und gut erzogene Burschen beschreibt. In der Öffentlichkeit gibt es manchmal die Meinung, Roma würden hier begünstigt, und die vier Täter hätten das – wenn auch unangemessen – ausgleichen wollen. (…) Die Bewertung des Urteils als soziale Hinrichtung ist ungeheuerlich. Der Prozess war gerecht, die Täter haben selbst beinahe andere ‚hingerichtet’ und zwar dafür, dass sie Roma sind. Ein anderes Motiv hatten sie nicht.“

Václav Cojocaru  (Foto: www.ct24.cz)
Was für ihn eine hohe Haftstrafe bedeutet, erklärt Kommentator Petr Uhl gegen Ende seines Kommentars:

„Lange Jahre im Gefängnis sind keine soziale Hinrichtung, sondern bedeuten einen sozialen Persönlichkeitswandel, eine Art innere Neuausrichtung – hoffen wir zum Guten. Die Strafe ist keine Rache.“

Der Journalist und ehemalige Dissident Petr Uhl verbrachte selber neun Jahre in kommunistischen Gefängnissen und zwar für seine Meinung.