Lockerungen der Corona-Restriktionen für Mai angekündigt
Die Zahlen der Corona-Neuinfektionen und der Covid-19-Patienten in Tschechien sinken seit Ende März kontinuierlich. Deshalb steigen die Hoffnungen auf eine zügige Lockerung der Anti-Corona-Maßnahmen. Am Donnerstag hat die Regierung dazu ihre Schritte für Anfang und Mitte Mai bekanntgegeben.
Die Lockerungen, die schon ab dem 3. Mai gelten werden, fallen wohl nicht so üppig aus, wie es sich viele erhofften. Am nächsten Montag werden die Grundschulen auch wieder für Schüler der Oberstufe geöffnet, also für die Klassen sechs bis neun. Die Rückkehr an die Schulen erfolgt jedoch nach dem Rotationsprinzip. Das heißt, nach je einer Woche wechseln die jeweiligen Klassen vom Präsenzunterricht zum Distanzunterricht und umgekehrt. Die Regelung gilt zudem nur für sieben von 14 Kreisen, in denen sich die epidemiologische Lage stabilisiert hat. Es sind die Kreise Hradec Králové / Königgrätz, Karlovy Vary /Karlsbad, Liberec / Reichenberg, Pardubice / Pardubitz, Plzeň / Pilsen, Mittelböhmen und die Hauptstadt Prag.
Überdies werden in diesen Kreisen die Kindergärten wieder für alle Altersklassen geöffnet. Die Kleinkinder müssen dazu weder einen Test absolvieren noch einen Mundschutz tragen. Und in den sieben Kreisen dürfen erneut die Museen und Galerien besucht werden, allerdings nicht in größeren Gruppen. Was fehlte, war die Bestätigung, dass auch alle Geschäfte wieder öffnen. Dazu erklärte der Minister für Industrie und Handel, Karel Havlíček (parteilos):
„Die Geschäfte werden definitiv am 10. Mai geöffnet, ungeachtet dessen, wie stark die Sieben-Tage-Inzidenz bis dahin weiter fallen wird.“
Diese Aussage sorgte für reichlich Verwunderung, wollte die Regierung – nach vorherigen Aussagen – ihre Lockerungsschritte doch stets von klaren Faktoren abhängig machen. Und der wichtigste Faktor davon ist mittlerweile auch in Tschechien die Sieben-Tage-Inzidenz. Die Öffnung der Geschäfte sollte daher erst ab einem Wert von 100 Corona-Fällen je 100.000 Einwohner erfolgen. Weshalb sich das Kabinett jetzt anders entschieden hat, erläuterte Havlíček am Freitag in den Inlandsendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Für uns ist die Inzidenz von 100 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in sieben Tagen eine Orientierungszahl. Zudem gibt es noch andere Faktoren. Wir sind zunächst davon ausgegangen, dass der früheste Termin zur Öffnung der Geschäfte der 3. Mai sein könnte. Doch gegenwärtig liegt die Inzidenz bei einem Wert von 140 bis 145, also wird das Kriterium bis Montag nicht erfüllt sein. Nichtsdestotrotz rechnen wir damit, dass der Wert in der kommenden Woche mit großer Wahrscheinlichkeit weiter zurückgeht. Von daher wollten wir den Händlern die Gewissheit geben, dass sie ab dem 10. Mai wieder tätig werden können, auch wenn die Inzidenz vielleicht noch bei 105 oder 107 liegt. Am kommenden Montag dürfen indes bereits einige Dienstleistungen wieder angeboten werden, wie Haarpflege oder Pediküre.“
Die Geschäfte werden am 10. Mai landesweit geöffnet, selbst in den Regionen, in denen die Inzidenz derzeit noch relativ hoch ist. Zum Beispiel der Kreis Zlín, wo der Wert gegenwärtig bei 233 liegt. Minister Havlíček:
„Es würde keinen Sinn machen, die Geschäfte im Kreis Zlín am 10. Mai noch geschlossen zu lassen. Die dortigen Einwohner würden dann ohnehin in die Nachbarregionen fahren, um dort einzukaufen. Ein Laden ist aus heutiger Sicht zudem kein Virusherd mehr. Darum konnten wir den 10. Mai getrost als Öffnungstermin festlegen.“
Die weitere Abschwächung der Virusausbreitung vorausgesetzt, plant die Regierung, die nächsten Lockerungen ab dem 17. Mai zuzulassen. Dann sollen nach jetzigen Vorstellungen die Außenterrassen von Gaststätten und einige Hotels wieder öffnen und erste kulturelle Veranstaltungen im Freien stattfinden. Allerdings müsse dazu eine Bedingung erfüllt werden, so Havlíček:
„Zu diesem Datum muss die Inzidenz eine bestimmte Grenze unterschreiten. In dem Fall wäre das der Wert von 75 Infizierten auf 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen.“
Havlíček wie auch der Gesundheitsminister Petr Arenberger (parteilos) machten am Donnerstag deutlich, dass alle Lockerungen darauf beruhen, dass die epidemiologische Lage in Tschechien sich ständig verbessere. Und dazu müsse man wachsam bleiben, wie ein weiterer Fall der indischen Mutation des Coronavirus in Tschechien belegt. Minister Arenberger:
„Die Verbreitung dieser Infektion müssen wir natürlich überwachen. Auch in dem Prager Fall ist es uns gelungen, die Nachverfolgung sehr genau einzugrenzen. Daher geht davon kein weiteres Risiko aus. Doch wir müssen sehr umsichtig bleiben, denn die epidemiologische Lage ist nach wir vor brüchig. Und gerade dieser Mutationstyp könnte unnötigerweise zu Komplikationen führen bei den weiteren Lockerungen, die wir vorhaben.“