MADe in China: Ausstellung des chinesischen Künstlers und Bürgeraktivisten Badiucao in Prag
Ein Biathlet, der das Gewehr auf den Kopf eines knienden Uiguren richtet, ein Eishockeyspieler, der einen tibetischen Mönch angreift – das sind einige der Plakate, die im Winter dieses Jahres in den Straßen Prags zu sehen waren. Der chinesische Künstler und Bürgeraktivist Badiucao protestierte mit den Darstellungen gegen die olympischen Spiele in Peking. Vor kurzem wurde eine Ausstellung aus seinem Werk im Prager Zentrum für Gegenwartskunst DOX eröffnet.
An den roten Wänden hängen Masken, die der chinesische Künstler trug, um seine Identität zu verstecken. Ein Stück weiter wird das Bild eines Mannes gezeigt, der mit einer weißen Tasche in der Hand vor einem Panzer steht. Dieser sieht jedoch wie ein vergrößertes Coronavirus aus. Bei der Eröffnung der Prager Ausstellung sagte Badiucao, es sei für ihn eine große Ehre, seine Werke in Prag zu zeigen. Seinen Worten zufolge haben China genauso wie Tschechien Erfahrungen mit autoritären Regimes, Terror und Zensur. Darum halte er es für wichtig, dass die Schau eben in Prag zu sehen sei, so der Künstler, der im Exil in Australien lebt. Badiucao kritisiert die chinesische Zensur sowie die Manipulierung des historischen Gedächtnisses. Aus diesem Grund sei er gezwungen worden, China zu verlassen, merkte der Künstler gegenüber den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks an:
„Es ist nicht einfach, Künstler und Dissident zu sein. Für mich besteht permanent Gefahr. Aber die Kunst ist zweifelsohne eine Möglichkeit, sich –wenn auch nur für einen kurzen Moment – zu retten. Wenn ich mich in die Arbeit an einer Installation, einer Zeichnung oder einem Gemälde vertiefe, ist das für mich die reine Freude. Ich wähle die Farben aus. Dabei denke ich über das Thema nach, dass ich versuche, zum Ausdruck zu bringen. Meistens handelt es sich um die Verletzung der Menschenrechte – in China oder anderswo in der Welt. Wenn wir der Angst nicht entgegenwirken, wird sie nicht von selbst verschwinden. Es ist witzig, dass ich Horrorfilme und Bücher mag. Sie sind imstande, die Menschen von der Wirklichkeit abzulenken. Wir werden durch den Protagonisten ersetzt, der alle Gefahren für uns erlebt, und da können wir auch die Spannung für eine Weile genießen.“
Auf seinen Bildern verspottet Badiucao oft Diktatoren. Er bekommt seinen Worten zufolge täglich Todesdrohungen. Das Risiko bezeichnet er als den Preis dafür, um im künstlerischen Schaffen frei zu sein. Seine Werke im DOX haben verschiedene Themen, darunter das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens von 1989, die Unterdrückung der Proteste in Hongkong sowie die Manipulierung der öffentlichen Meinung in China via Social Media.
Die chinesische Botschaft in Prag versuchte, die Ausstellung von Badiucao zu verhindern. Sie rief zuvor Kuratorin Michaela Šilpochová an und ersuchte darum, die Schau abzusagen. Die Kuratorin:
„Wir haben darauf mit der Antwort reagiert, dass wir die Ausstellung dennoch eröffnen und unsere Pläne nicht ändern werden. Das Kunstzentrum DOX ist eine private, unabhängige Institution. Wenn ein Land den Bedarf hat, uns mit einem derartigen Ersuchen zu kontaktieren und wenn es ein Problem mit einer Ausstellung hat, ist das eher ein Problem des entsprechenden Staates und nicht unseres. Wir werden unsere Pläne ganz sicher nicht ändern.“
Die Ausstellung mit dem Titel „MADe in China“ ist im Prager Zentrum für Gegenwartskunst DOX bis 28. August zu sehen. Das Zentrum ist von Mittwoch bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr geöffnet.