Mährische Folklore mal modern: Hradišťan
Wenn hierzulande von mährischer Folklore gesprochen wird, kommt vielen sofort die Band Hradišťan in den Sinn. Die Stücke des siebenköpfigen Ensembles aus Uherské Hradiště / Ungarisch Hradisch sind eingängig und zugleich authentisch.
Kopf und Seele von Hradišťan ist Jiří Pavlica. Er schreibt und arrangiert alle Songs. Vor über 40 Jahren stieß er zu dem Ensemble. Er habe dann versucht, die Band aus ihren Folklore-Klischees und der Verankerung in der Region herauszuführen. Seitdem hat Hradišťan schon auf vier verschiedenen Kontinenten Konzerte gegeben, das Vorhaben scheint also wohl gelungen zu sein.
Laut Jiří Pavlica kam die Wende mit dem Album „Byla vojna u Slavkova“, das auf die Napoleonischen Kriege anspielt. Die Platte wurde 1982 im Studio des Tschechischen Rundfunks in Brno / Brünn eingespielt. Bei der Schlacht von Austerlitz am 2. Dezember 1805 wurden 40.000 Menschen getötet oder verwundet. Die Menschen in Mähren erfuhren Tod und Gewalt, und davon zeugen auch viele Lieder aus der Gegend. Pavlica trug diese Stücke zusammen und arrangierte sie neu. Das Album „Byla vojna u Slavkova“ erhielt 1983 den zweiten Preis beim internationalen Rundfunk-Wettbewerb Prix de musique folklorique de Radio Bratislava.
Hradišťan und Jiří Pavlica treten bei Festivals ganz unterschiedlichen Typs auf. Es sind längst nicht nur Folklore-Veranstaltungen, sondern auch solche alternativer oder ernster Musik. Im Übrigen hat Pavlica 2017 auch erstmals ein Konzert für ein Streichquartett verfasst. Und 2006 konzertierte die Band sogar beim Sokol-Turnfest, dem XIV. Všesokolský slet.
Neben Jiří Pavlica, der nicht nur singt, sondern auch Geige spielt, gehören zu Hradišťan noch die Sängerin Alice Holubová, der Klarinettist und Flötist David Burda, der Zimbalspieler Milan Malina, Roman Gill am historischen Saiteninstrument Chordophon, der Kontrabassist Milan Gablas sowie der Pianist und Perkussionist Josef Fojta.