Mautsystem im Probebetrieb

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Nach vielen Querelen ist es so weit! Vergangene Woche wurde das erste Portal für das mikrowellengestützte Mautsystem aufgestellt. Wie sich die tschechische Regierung und der Mautbetreiber geeinigt haben und was die Kraftfahrer erwartet, darüber berichtet Christian Rühmkorf.

Karel Feix  (Foto: Autor)
Ein Jahr später als ursprünglich geplant soll nun das Mautsystem mit Jahresbeginn in Betrieb gehen. Die Regierung war seit längerem zunehmend unter Druck geraten. Der EU-Beitritt Tschechiens sowie die Einführung einer LkW-Maut in Deutschland haben die Brummi-Fahrer auf die tschechischen Straßen getrieben. Der Transitverkehr ist seit dem um weit mehr als das Doppelte gestiegen. Nach angeblichen Unregelmäßigkeiten bei der Auftragsvergabe hatte die tschechische Wettbewerbsbehörde (UOHS) erst im März dieses Jahres grünes Licht für das österreichische Konsortium Kapsch gegeben. Auf der Autobahn Prag - Brünn wurde nun vergangene Woche auf einem 34 Kilometer langen Abschnitt ein erster Probebetrieb eingerichtet. Zum weiteren Vorgehen Karel Feix, Generaldirektor von Kapsch TrafficCom Prag:

"Wir kommen der tschechischen Regierung entgegen, obwohl der Vertrag mit dreimonatiger Verspätung unterzeichnet wurde. Das Projekt wird in zwei Etappen durchgeführt. Die erste beginnt am 1. Januar 2007 und umfasst 970 Kilometer Autobahn und Schnellstraße, auf denen heute schon durch Vignetten Maut erhoben wird. Ab 1. Juli wird das Mautsystem weitere über 1000 Kilometer Straßen so genannter 'erster Klasse' erfassen."

Auf diese Weise werden insgesamt 2.100 Kilometer mautpflichtig. Voraussetzung für das mikrowellengestützte System ist eine elektronische Box, mit der jeder LkW über zwölf Tonnen ausgestattet werden muss. Wie die Gebühr registriert und wie sie bezahlt wird, dazu Karel Feix:

"Dieses Gerät wird an mehr als 200 Verkaufsstellen im Lande zu erhalten sein. Bei der Fahrt durch das Maut-Tor wird die Mautgebühr automatisch abgelesen. Gezahlt wird entweder mit einer zuvor aufgeladenen elektronischen 'Geldbörse' oder per Rechnung an den Spediteur."

Umfang des mautpflichtigen Straßensystems ab dem 1. 1. 2007  (Foto: Autor)
Was die Nutzer des tschechischen Straßensystems in Zukunft zu zahlen haben und wie viel jährlich im tschechischen Staatssäckl landet, ist noch nicht geklärt.

"Wie viel dann zu zahlen ist, wird diskutiert. Man spricht von 4 bis 5 Kronen pro Kilometer. Das ist aber eine Entscheidung der tschechischen Regierung, die voraussichtlich im September fällt. Wann sich die Investition bezahlt macht, hängt von der Höhe des Kilometerpreises ab. Nach unseren Erfahrungen kommt man nach ein bis zwei Jahren in die Gewinnzone."

Im Verkehrsministerium ging man anfangs von bis zu 14 Milliarden Kronen (etwa 480 Millionen Euro) Jahreseinnahmen aus. Man wird sich voraussichtlich mit wenig mehr als die Hälfte begnügen müssen. Jiri Kubinek, stellvertretender Verkehrsminister, sieht dies relativ gelassen:

"Es werden wohl acht Milliarden Kronen (etwa 270 Millionen Euro). Aber es ist immerhin wesentlich besser als der Betrag von 2,5 Milliarden Kronen, die der Staat mit den herkömmlichen Vignetten einnimmt."