Mediziner: 60 Prozent der Corona-Toten in Tschechien mit Vorerkrankungen
Bei einer Konferenz der Prager Karlsuniversität sprachen Mediziner diese Woche unter anderem über neue Erkenntnisse zur Lungenkrankheit Covid-19. Demnach könnten mehr als die Hälfte der Corona-Toten eher mit als an dem Virus gestorben sein.
„Die meisten, die mit Covid-19 gestorben sind, hatten eine Multimorbidität. Bei 60 bis 70 Prozent haben sich die Risikofaktoren kumuliert. Deswegen ist fraglich, wie viele Menschen hierzulande tatsächlich an Covid-19 gestorben sind. Ich denke, dass die Zahl sehr klein sein dürfte“, so Dušek.
Am häufigsten bei den Toten waren Grunderkrankungen am Herz oder an den Atemwegen beziehungsweise Diabetes. Insgesamt weisen die offiziellen Statistiken in Tschechien bisher 317 Todesfälle mit dem Coronavirus aus, davon 185 Männer und 132 Frauen. Zwei Drittel von ihnen waren 75 Jahre alt oder älter. Nur 29 der Opfer waren jünger als 65 Jahre.
Bei den Vorerkrankungen überwogen Herz-Kreislauf-Leiden wie unter anderem hoher Blutdruck. Dies traf auf 70 bis 80 Prozent der Todesopfer ab 60 Jahren zu. In dieser Altersgruppe hatte ein Drittel der Toten auch eine Diabetes und ein Viertel etwa Erkrankungen des Verdauungsapparats. Nur wenige der Opfer seien jedoch Krebspatienten gewesen, sagte Ladislav Dušek.Diese Ergebnisse bestätigte auch der leitende Intensivmediziner am Prager Uni-Klinikum, Martin Balík, gegenüber den Konferenzteilnehmern:
„Wir haben bei uns zum 13. März eine spezielle Isolierstation für Covid-19-Patienten eingerichtet. Bis heute haben wir dort 55 Menschen behandelt. 15 von ihnen hatten eine schwere Form von Covid-19, und von diesen starben fünf. Alle Todesopfer hatten eine ernste Multimorbidität – bis auf einen.“
Dieser eine gilt bis heute als jüngster Corona-Toter in Tschechien. Er starb mit 34 Jahren. Zunächst hieß es, der Mann sei ein gesunder Nichtraucher gewesen. Wie Balík aber weiter erläuterte, stellte sein Team später ein Karzinom in der linken Niere in fortgeschrittenem Stadium fest.Im Übrigen entscheidet laut den bisherigen Erkenntnissen der Mediziner nicht nur der Gesundheitszustand des Infizierten darüber, wie schwer eine Corona-Infektion verläuft. Jiřina Bartůnková leitet die immunologische Abteilung am Prager Uni-Klinikum:
„Wenn man Eigenschaften wie etwa Mutationen beiseitelässt, dann ist bei dem Virus vor allem die Menge entscheidend, der man als Mensch ausgesetzt ist, sowie die Länge der Exposition. Sehr vereinfacht lässt sich das so zusammenfassen: Je geringer die Ladung Viren ist, desto geringer sind die gesundheitlichen Folgen für den Infizierten.“
So die Medizinerin bei einem Pressetreffen nach der Konferenz. Bis Donnerstagmittag ist bei insgesamt 9103 Menschen in Tschechien eine Infektion mit dem Coronavirus nachgewiesen worden. 6377 gelten als genesen. Dabei wurden fast 425.000 Tests hierzulande durchgeführt.