"Mit einem Fuß im 20. und mit dem anderen im 18. Jahrhundert" - der Komponist Isa Krejcí

Isa Krejcí

Recht reich an musikalischen Jubiläen ist das Jahr 2004, das als Jahr der Tschechischen Musik begangen wird. Unter den Jubilaren finden wir auch den Komponisten und Dirigenten Isa Krejcí, der am 10. Juli seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Markéta Maurová stellt Ihnen im heutigen Kultursalon diese bedeutende Persönlichkeit der tschechischen Musik des 20. Jahrhunderts vor.

Er hieß eigentlich Frantisek. Da er aber bereits der dritte Träger dieses Namens in der Prager Familie des anerkannten Universitätsprofessors Frantisek Krejcí war, hat man ihn in seinen Kindheitsjahren zunächst Isek und später Isa genannt. Der Name blieb ihm dann sein ganzes Leben lang und er trat als Isa Krejcí auch in die Musikgeschichte ein.

Der Komponist und Dirigent Isa Krejcí gilt als der Hauptrepräsentant des tschechischen Neoklassizismus in der Musik.

"Krejcí steht mit einem Fuß im 20. und mit dem anderen im 18. Jahrhundert, und auf dieses Bein legt er wohl den Hauptteil seines Gewichts", charakterisierte den Komponisten einmal sein Freund und Biograph Vaclav Holzknecht.

Bezeichnend für Krejcí ist eine frische und witzige Musiksprache, die er besonders in kleineren Formen, wie Sonatinen und Scherzini, zur Geltung brachte. Jedoch auch in späteren umfangreicheren Kammerwerken und symphonischen Formen erzielte er immer eine übersichtliche Struktur. Sein Meisterwerk ist die komische Oper Wirrwarr in Ephesos. Außer dem für ihn bezeichnenden Humor und der meisterhaften musikalischen Aphoristik konnte Krejcí allerdings genauso wirkungsvoll auch meditative und lyrische Musik komponieren (5 Lieder auf Texte von J. A. Comenius, 14 Variationen auf ein Volkslied). Woran dieser Repräsentant des musikalischen Neoklassizismus in seinem Schaffen anknüpfte, welche Inspirationsquellen er suchte, danach fragte ich den Musikhistoriker, Jan Kachlík:

"Es ist interessant, dass Isa Krejcí zu seinem eigenständigen neuklassizistischen Stil nicht in Abhängigkeit von ähnlichen Tendenzen der damaligen europäischen Moderne gelangte. Er ließ sich vor allem von Mozart beeinflussen. Eine weitere Inspirationsquelle war für ihn die nationale Tradition, vor allem das Werk Bedrich Smetanas und die Volkslieder. Das vorangehende 19. Jahrhundert und seine Romantik waren ihm fremd. Und ebenso fremd war ihm die Raffiniertheit, die für zeitgenössische avantgardistische Strömungen kennzeichnend war."

Krejcí schaffte es, sich nur auf einige wenige Inspirationsquellen zu beschränken. Im Unterschied zu seinem Freund, Jaroslav Jezek, suchte er z. B. keine Inspiration im Jazz. Eine einzige, aber glanzvolle Ausnahme machte er im Tango aus seinem Kleinen Ballett.

Die Musik Mozarts, die für Isa Krejcí - wie wir gehört haben - von grundlegender Bedeutung war, lernte er schon in frühem Alter kennen. Als 13jähriger Junge sah er im Prager Nationaltheater eine Vorstellung der Zauberflöte und war begeistert. Er spielte zu jener Zeit bereits ziemlich gut Geige und Klavier. Zwei Jahre später gründete und leitete er am Gymnasium einen Chor, in dem seine Mitschüler sangen. In gleicher Zeit nahm er auch seine ersten Versuche im Bereich der Komposition auf. Isas allseitige Begabung zeigte sich bereits am Konservatorium, wohin er nach dem Abitur am Gymnasium im Jahre 1923 kam. Gleichzeitig studierte er Geschichte und Musikwissenschaft an der Karlsuniversität. Seinen ersten großen Erfolg erlebte er im Rahmen eines Konzertabends am Konservatorium am 12. Mai 1925:

"Er präsentierte sich mit einem Lied mit Klavierbegleitung, in dem er das Gedicht 'Zebraci' ('Die Bettler') von Jiri Wolker vertonte. Da das Programm aber aus zeitlichen Gründen ergänzt werden musste, fügte er noch ein Werk hinzu - eine Suite für Flöte, Klarinette, Trompete und Fagott, in der er seine bereits früher existierenden Stücke aneinanderreihte. Sie bekam den Namen 'Divertimento-Kassation'. Krejcí erwartete keine Anerkennung, sondern im Gegenteil: Er fürchtete, dass sie unter komplizierten und ernst klingenden Werken seiner Kommilitonen viel zu einfach, unreif wirken würde. Die witzige Suite erntete jedoch einen riesigen Erfolg."

Die Gelegenheiten, zeitgenössische Musik aufzuführen, sind immer selten. In der Zwischenkriegszeit wurden solche Konzerte von der "Vereinigung für moderne Musik" organisiert. Auch diese Vereinskonzerte wurden aber immer spärlicher, und so kam Isa auf eine Idee.

"Er handelte bei seinem Schwager, dem anerkannten Maler und Repräsentant des Künstlervereins Manes die Gründung der Musikkünstlergruppe Manes aus. Diese wurde im Jahre 1932 von Isa und seinen Freunden gegründet und pflegte eine reiche Tätigkeit bis zum Ende der 30er Jahre. Auch anderswo engagierte sich Isa Krejcí sehr intensiv im öffentlichen Leben. In den Jahren 1936-45 leitete er die Liebhabervereinigung Orchestrální sdruzení und die ganze Okkupationszeit hindurch auch Sdružení pro soudobou hudbu, d.h. die Vereinigung für zeitgenössische Musik."

Das öffentliche Engagement sicherte dem Komponisten jedoch nicht den Lebensunterhalt. Diesen musste er anderswo suchen. Noch während der Studien wurde er Korepetitor an der Oper in Bratislava, in den 30er Jahren erhielt er als Volontär eine ähnliche Stelle in Prag. Nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1934 geriet er in eine schwierige finanzielle Lage. Eine Befreiung aus der Geldnot brachte ihm das Angebot aus dem Tschechischen Rundfunk, in dem er bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs als Klangregisseur und Dirigent tätig war. Nach dem Krieg wurde er vor eine Wahl gestellt: entweder als Dirigent im Prager Radio zu wirken, oder als Opernchef in die mährische Stadt Olomouc/Olmütz zu gehen. Und da das Theater seit jeher seine Liebe war, entschloss er sich für Olomouc, wo er bis 1958 blieb. Nach der Rückkehr in die Hauptstadt wirkte er als Operndramaturg im Prager Nationaltheater. Jan Kachlík erwähnt noch einen Wirkungsbereich Krejcís:

"Bereits seit 1925 war er auch literarisch tätig und hat sich zu Fragen des Schaffensprozesses wiederholt geäußert."

"Wenn wir wirklich schaffen, gehen wir nie zurück, auch wenn es so scheinen möchte. Auch die moderne Musik, wenn sie nicht versteinern will - wenn sie wirklich fortschrittlich sein will - kann nicht nur ein mechanisches Verkomplizieren dessen sein, was es bereits gab, sondern sie muss ihr Neues dadurch suchen, dass sie sich anderswohin wendet. Denn das Wesentliche am Fortschritt und an der Entwicklung ist nicht weiter zu gehen, sondern anderswohin zu gehen", schrieb Krejcí über die Modernität.