Mit oder ohne –ová: Nachnamen der Frauen
Alle Frauen in Tschechien sollen die Möglichkeit bekommen, selbst zu entscheiden, ob sie ihren Familiennamen mit dem Suffix -ová nutzen oder ihn amtlich in der gleichen Form wie die Männer führen. Was bedeutet diese Gesetzesänderung im alltäglichen Sprachgebrauch?
Novák – Nováková. Svoboda – Svobodová. Miler – Milerová. Die weiblichen Familiennamen werden im Tschechischen von der männlichen Form häufig mit dem Suffix –ová abgeleitet. Ein Gesetz, das im Abgeordnetenhaus nun gebilligt wurde, überlässt Frauen selbst die Entscheidung, ob sie dieses –ová nutzen wollen oder nicht. Entscheiden diese sich aber für die bisher männliche Form, könnte dies die Verständigung erschweren. Warum das so ist, erläutern wir nun anhand der beiden tschechischen Tennisspielerinnen Petra Kvitová und Karolína Plíšková.
Nehmen wir theoretisch an, dass beide die männliche Form ihres Namens nutzen und Kvitová in einem Duell Plíšková geschlagen hat. Im Satz „Kvitová porazila Plíškovou“ ist auf den ersten Blick klar, dass Kvitová die Siegerin ist. Genauso gut kann man aber auch die Wortfolge ändern und sagen: „Plíškovou porazila Kvitová“. Es sind nämlich die Suffixe und ihre Beugung, die die Information vermitteln, in welchem Casus – pád und Genus – rod das Wort steht und daher auch, wer Subjekt und wer Objekt im Satz ist. Die Suffixe kann und darf man allerdings nicht nutzen, wenn man die männliche Form der Namen bei Frauen nutzt: Kvita hat Plíšek besiegt. „Kvita porazila Plíšek.“ Beziehungsweise auch: Plíšek porazila Kvita / Kvitu. Die Deklination fällt weg und somit auch die Information, wer von wem geschlagen wurde. Im Deutschen ist diejenige die Siegerin, die an erster Stelle im Satz steht. Die Wortfolge im Tschechischen ist aber lockerer und hilft nicht, um dies zu klären.
Wie lässt sich das Problem lösen? Eine Möglichkeit bietet der Vorname. Dieser bleibt in weiblicher Form und wird auch entsprechend dekliniert. Also: Petra Kvita porazila Karolínu Plíšek. Und auch: Karolínu Plíšek porazila Petra Kvita. Oder man hilft sich mit anderen Wörtern, die dem Namen vorgestellt werden, wie etwa die Bezeichnung des Berufs. Diese werden dann anstatt des Nachnamens dekliniert und drücken das nötige Casus und Genus aus. Ein Beispiel bietet uns die tschechische Finanzministerin: anstatt von Schillerová, Schillerové, Schillerovou und so weiter sagt man ministryně Schiller, ministryni Schiller oder aber auch ministryní Schiller. Auf Wiederhören! Na slyšenou!