Mountainbike-Olympiasieger Kulhavý will in Rio die Revanche

Jaroslav Kulhavý (Foto: ČTK)

Im Juli ragt im internationalen Sport stets ein Event heraus – die Tour de France. An der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt, die am Samstag gestartet wurde, nehmen auch drei Tschechen teil. Das Trio wird dann allerdings nicht bei den Olympischen Spielen in Rio dabei sein können. Dazu ist die vorherige Tour zu hart. Dafür setzt man in Tschechien große Hoffnungen in den amtierenden Olympiasieger im Cross Country, Jaroslav Kulhavý. Bei der WM der Mountainbiker im heimischen Nové Město na Moravě wurde Kulhavý Zweiter.

Jaroslav Kulhavý  (Foto: ČTK)
Die Kleinstadt Nové Město na Moravě in der Böhmisch-Mährischen Höhe gilt seit einigen Jahren als das Mekka des Biathlons, in dem tschechische Athleten derzeit sehr erfolgreich sind. Wenn aber Landsleute ebenso in anderen Sportarten in der Weltspitze mitmischen, dann kennt auch hier die Begeisterung keine Grenzen. Jüngster Beleg dafür war das Cross-Country-Rennen der Männer bei der Mountainbike-WM, das am Sonntag auf dem hervorragend präparierten Kurs in Nové Město na Moravě ausgetragen wurde. Am Start waren auch zwei ambitionierte Lokalmatadoren: der Olympiasieger von London, Jaroslav Kulhavý, und Ondřej Cink. Besonders wegen Kulhavý waren rund 25.000 Zuschauer an die Strecke gepilgert, und sie hatten am Ende auch einen Grund zum Jubeln. „Der Gewinner der Silbermedaille ist Jaroslav Kulhavý aus der Tschechischen Republik“, hat der Stadionsprecher bei der anschließenden Siegerehrung verkündet.

Nino Schurter  (Foto: ČTK)
Gewiss wäre die Freude noch größer gewesen, wenn der Weltmeister und Weltcupgewinner von 2011 als Erster über die Ziellinie gefahren wäre. Dazu hätte er aber seinen langjährigen Widersacher Nino Schurter schlagen müssen, der 17 Sekunden vor ihm ins Ziel kam. Der Schweizer sei an diesem Tage einfach cleverer gewesen, schilderte anschließend Kulhavý:

„Ich habe in den ersten zwei Runden ganz vorn viel Tempo gemacht, damit sich das Feld auseinanderzieht, möglichst wenige Konkurrenten in der Spitzengruppe bleiben und ich das Rennen kontrollieren kann. Doch genau in dem Moment, bei dem ich dachte, mich ein wenig ausruhen zu können, schlug Schurter zu. Ich ließ ein paar andere Fahrer an mir vorbei, in deren Windschatten aber trat Schurter plötzlich an, und ich schaffte es nicht, darauf konsequent zu reagieren. Innerhalb einer halben Runde fuhr er sich den entscheidenden Vorsprung heraus. Er war besser und hat verdient gewonnen.“

Julien Absalon und Jaroslav Kulhavý  (Foto: ČTK)
Damit ist Eidgenosse Schurter nun schon fünffacher Weltmeister im Cross Country und wohl auch der große Favorit für das olympische Rennen in Rio de Janeiro. Kulhavý sieht in der Niederlage indes die Motivation für eine Revanche:

„Natürlich ist es schade, dass ich nicht gewonnen habe. Meine Beine waren nicht hundertprozentig locker, so dass ich meinen Rhythmus nicht richtig gefunden habe. Daher bin ich froh, wenigstens Ex-Weltmeister Julien Absalon auf den dritten Platz verwiesen zu haben. Für die Bedingungen, die wir hier vorfanden, war es ein Superrennen. Möglicherweise ist es für mich ein Vorteil, nur Zweiter geworden zu sein. Denn so brenne ich noch mehr darauf, nun in Rio zu gewinnen.“

Foto: ČTK
Trotz der knappen Niederlage gegen Schurter wurde Kulhavý in Nové Město frenetisch gefeiert – so, als ob er gerade selbst Weltmeister geworden wäre. Das wiederum hat bei dem 31-Jährigen den Wunsch ausgelöst, in seiner Karriere zumindest noch einmal ein großes Rennen vor eigenem Publikum bestreiten zu können:

„Die Atmosphäre war einzigartig. Ich denke, es war die beste, die es bei einem Mountainbike-Rennen in Tschechien je gegeben hat. Ich hoffe daher, dass es hier noch einmal eine WM geben wird, an der ich teilnehmen kann. Selbst wenn ich dann schon 40 sein sollte, würde ich alles versuchen, um dabei zu sein. Im nächsten Jahr findet hier wenigstens der Weltcup statt. Dann fahren wir zwar nicht um das Regenbogentrikot, doch die Zuschauer werden wieder da sein, und deshalb würde ich dann gern gewinnen.“

Auch im Mannschaftswettbewerb, bei dem jedes Team mit zwei Frauen und zwei Männern am Start war, reichte es für Kulhavý „nur“ zu Silber. Der WM-Titel ging nach Frankreich, und das bereits zum dritten Mal in Serie.


Für Tour de France-Neuling Vakoč geht ein Traum in Erfüllung

Mont-Saint-Michel  (Foto: ČTK)
Am vergangenen Samstag wurde in Mont-Saint-Michel in der Normandie die 103. Tour de France gestartet. An ihr nehmen auch drei tschechische Radprofis teil: Roman Kreuziger (Tinkoff), Jan Bárta (Bora-Argon 18) und Petr Vakoč (Etixx-Quick-Step). Ihre Rolle ist jeweils, den Stars ihrer Teams zu helfen. Für Kreuziger, der vor kurzem tschechischer Meister auf der Straße wurde, ist es bereits die siebte Teilnahme an der Frankreich-Rundfahrt. Seine beste Platzierung war ein fünfter Platz im Jahr 2013. Roman Kreuziger sagte vor dem Start der großen Schleife, er werde sich um einen Etappensieg bemühen. Jan Bárta gilt als Zeitfahrspezialist. Petr Vakoč hingegen nimmt erstmals an dem schwersten Etappen-Radrennen der Welt teil. Aus seiner Vorfreude auf diese Premiere machte Vakoč dann auch einen Tag vor dem Tour-Start keinen Hehl:

Petr Vakoč  (Foto: Jérémy-Günther-Heinz Jähnick,  CC BY-SA 3.0)
„Ich bin absolut begeistert, denn damit geht ein Traum von mir in Erfüllung. Ich denke, dass sich dies bis zum Rennbeginn noch steigern wird und dass mir diese Euphorie dabei helfen wird, diese anstrengende Tour zu meistern.“

Mit seinen 23 Jahren gehört der Rennfahrer des Etixx-Quick-Step-Teams zu den zehn jüngsten Teilnehmern der diesjährigen Tour. Im vergangenen Jahr ist Vakoč zum ersten Mal beim kaum weniger anspruchsvollen Giro d´Italia gestartet und hat dort am Ende den 116. Platz belegt. Dennoch ist er noch ziemlich unerfahren für ein solch langes Etappenrennen, was er auch gern zugibt:

„Ich kann mir kaum vorstellen, welch ein Hype da auf mich zukommt, auch wenn ich gehört habe, dass die Tour noch größer und intensiver sein soll als der Giro. Doch gerade darauf bin ich gespannt.“

Foto: ČTK
Was für Vakoč aber schon vor seinem ersten Pedaltritt in Mont-Saint-Michel klar war, ist seine Rolle im Team. Es wird die Rolle des Helfers beziehungsweise sogenannten Wasserträgers sein für die Topfahrer des Etixx-Quick-Step-Rennstalls. Dieser Aufgabe fühlt er sich gewachsen:

„Ich bin damit vertraut und freue mich auf diese Rolle. Ich bin ein sehr universeller Rennfahrer, von daher werde ich viel Arbeit schon auf den Flachetappen für Marcel Kittel verrichten müssen. Und bei den Bergetappen werde ich wohl Dan Martin zur Seite stehen.“

Roman Kreuziger  (Foto: Filip bossuyt,  CC BY 2.0)
Auf der zweiten Etappe, die am Sonntag von Saint Lô nach Cherbourg-Cotentin führte, mussten Vakoč und Bárta bereits erkennen, dass es auch bei dieser Tour von Anfang an richtig zur Sache geht. Beide Tschechen kamen mit dreieinhalb beziehungsweise knapp sieben Minuten Rückstand zum Hauptfeld ins Ziel.

Ganz vorn dabei war indes der erfahrene Roman Kreuziger. Der 30-Jährige würde gern wieder eine solch gute Endplatzierung erreichen wie vor drei Jahren, als er hervorragender Fünfter wurde. So weit vorne war am Ende einer Tour noch kein anderer Tscheche platziert. Für seine siebte Tour-Teilnahme musste er jedoch auch ein großes Opfer bringen. Der tschechische Radsport-Nationaltrainer Tomáš Konečný hat ihn nämlich nicht für die Straßenradrennen bei den Olympischen Spielen in Rio nominiert. Mittlerweile aber hat Kreuziger sich mit diesem Schicksal abgefunden:

„Das war bestimmt keine leichte Entscheidung, weder für Tomáš noch für mich. Denn die Olympischen Spiele finden nur einmal alle vier Jahre statt, und darauf zu verzichten, ist nicht einfach. Das Programm aber wäre so anstrengend, dass ich nicht in der Lage sein dürfte, mich gut auf Olympia und auch nicht auf die Vuelta vorbereiten zu können. Das wäre auch nicht gut für die tschechische Mannschaft in Rio gewesen, denn für die dortigen Rennen braucht man Jungs, die zu 100 Prozent motiviert sind. Wichtig war halt auch, dass ich zumindest im September zur Vuelta wieder so fit bin, um mein Maximum abrufen zu können. Nach langen Debatten mit Tomáš haben wir vereinbart, es so zu machen, wie es jetzt ist. Er wird in Rio einen anderen Topfahrer haben, auf den alles zugeschnitten ist, während ich den Rücken frei habe für die anderen Rennen.“

Der tschechische Spitzenfahrer in Rio wird übrigens Leopold König sein. Vor zwei Jahren hat König bei der Tour de France einen nicht minder beachtenswerten siebten Platz belegt.

Autor: Lothar Martin
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