Musik des Jahres 1968

Marta Kubišová (Foto: YouTube)
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Welche Songs stürmten die Hitparaden, als in der Tschechoslowakei der Traum von einer freieren Gesellschaft niedergewalzt wurde?

Marta Kubišová  (Foto: YouTube)

Die 1960er Jahre bedeuten hierzulande schrittweise auch mehr Freiheiten besonders in der Kultur. Mit der Reformbewegung „Prager Frühling“ wendet man sich 1968 dann sogar vom sowjetischen Kurs ab. Es ist der Traum von einem „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“, wie es heißt. Er beflügelt auch die Musikindustrie. Größter Popularität erfreut sich damals Marta Kubišová, sie gewinnt bereits zum dritten Mal die „Goldene Nachtigall“ als beliebteste Interpretin des Landes.

Karel Gott  (Foto: ČT)
Außerdem geht der Stern des jungen Karel Gott auf, dem nur noch Waldemar Matuška so einigermaßen folgen kann. Als „Goldene Stimme aus Prag“ wird Gott zum größten Musikexport der Tschechoslowakei. Deutschland, Las Vegas, Rio und Moskau lauten die erfolgreichen Stationen des Schlagerstars. Für Lady Carneval erhält Gott 1968 beim Chansonfestival in Rio de Janeiro die höchste Auszeichnung.

Auch wenn Karel Gott ein fröhliches Stück singt: Am 21. August des Jahres endet der Traum von der Freiheit jäh, weil die Truppen des Warschauer Paktes die Tschechoslowakei besetzen. In der Folge kommen auch einige Popsongs des Jahres auf den Index und dürfen nicht mehr gespielt werden. So etwa „Přejdi Jordán“ (Geh über den Jordan) von Helena Vondráčková. Denn die neuen Hardliner an der Macht finden, dass der Text des Stücks zur Republikflucht aufrufe.

Viele Musiker sehen sich zudem zur Emigration gedrängt. Dazu gehört Karel Kryl, der Dichter mit der Gitarre. Als wichtigster Vertreter des tschechoslowakischen Protestsongs der 1960er Jahre lässt er sich in München nieder und arbeitet dort unter anderem für Radio Free Europe. Auch Marta Kubišová trifft es. Wegen des Stücks „Modlitba pro Martu“, das 1989 dann zum Symbol der Samtenen Revolution werden soll, erhält sie ein Auftrittsverbot.